EHC-Aufstieg: Positive Sponsoren-Signale

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Foto: Peter Mularczyk Foto: red

Einen besonderen Moment erlebten EHC-Vorsitzender Matthias Wendel und seine Frau Margrit am Sonntag im Tigerkäfig. Lautstark wurden sie beim zweiten Finalspiel gefeiert, und von der Fan-Initiative „Pro Wendel“ zum Weitermachen aufgefordert. In der Tat scheint Wendels Rücktritt nicht mehr in Stein gemeißelt, er ist von vielen – vor allem finanziellen – Faktoren abhängig. So wird der 10. Mai wohl einer der wichtigsten Tage in der Vereinsgeschichte der Tigers.

 
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Wie haben Sie den Moment erlebt, als die Fans Sie nach dem zweiten Drittel feierten?


Matthias Wendel: Es war sehr beeindruckend und faszinierend. Vor allem weil wir nichts von dieser Aktion gewusst haben. Die Fans haben uns ein Signal gesendet, dass sie mit unserer Arbeit zufrieden sind, und wollen uns überzeugen, dass wir weiter machen. So deutlich kam das vor wenigen Wochen noch nicht rüber.

Hat die Fan-Aktion Folgen? Denken Sie nun über einen Rücktritt vom Rücktritt nach?


Wendel: Meine Frau und ich stehen zu sehr auf dem Boden der Tatsachen, als dass wir uns allein von solch einem Moment zu einer Entscheidung hinreißen lassen würden. Doch dieser Moment regt zum Nachdenken an. Für uns zählen jetzt vor allem die nächsten drei Wochen. Denn um den 10. Mai herum werden wir wissen, ob die Reise in die DEL2 führt oder der EHC in der Oberliga bleibt. Und wir wissen dann auch, ob es eine Fortsetzung meiner Tätigkeit an der Vereinsspitze geben wird.

Das klingt aber nicht mehr so eindeutig nach Rücktritt wie bisher.


Wendel: Das stimmt. Es hat sich eine veränderte Situation zwischen Sponsoren, Mannschaft und Fans ergeben. Ob ich mich zur Wiederwahl stelle, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wie stellen sich die Sponsoren auf? Binden sie vielleicht ihr Engagement an die Fortsetzung meiner Tätigkeit? Bis feststeht, in welcher Liga die Tigers spielen werden, wird es auch keine Entscheidung über das Engagement von meiner Frau und mir geben. Ehrlich gesagt, muss unsere Entscheidung erst noch reifen.

Es könnte auch eine kuriose Situation entstehen: Der EHC entscheidet sich am 10. Mai für die DEL2, weiß aber nicht, wer Ende Mai Vorsitzender ist.


Wendel: Diese Situation wird es nicht geben. Schließlich wird sich niemand finden, der das Risiko eingeht und ad hoc einem DEL2-Verein vorsteht. Wenn der EHC aufsteigt, dann ziehe ich mich nicht zurück. Wenn meine Frau und ich unser Engagement beenden, dann endet es mit der Oberliga.

Können Sie eine Wasserstandsmeldung abgeben, wie die Sponsorengespräche laufen?


Wendel: Sie laufen sehr gut, wir haben positive Signale von den Sponsoren erhalten. Aber ich werde sicher nicht alle zwei Tage eine Wasserstandsmeldung abgeben und verweise erneut auf den 10. Mai. Und ich muss auch warnen: Die ganze Euphorie im Umfeld darf nicht dazu führen, dass man leichtsinnig wird. Für den Aufstieg brauchen wir 500.000 bis 700.000 Euro, die Sponsoren aus dem Nichts heraus aufbringen müssen.

Diese Summe ist hauptsächlich dafür da, eine mögliche DEL2-Saison abzusichern. Gibt es auch längerfristige finanzielle Planungen?


Wendel: Klar gibt es die. Sie laufen darauf hinaus, dass der EHC auch nach einem Jahr in der DEL2, in dem sich der sportliche Erfolg nicht einstellen sollte, wieder gesichert in der Oberliga landen kann. Oberste Richtlinie ist: Wenn DEL2, dann ohne finanzielles Risiko. Deshalb planen wir sehr konservativ. So zum Beispiel beim Zuschauerschnitt. Aktuell liegt der bei etwa 2100. Aber für einen DEL2-Aufstieg planen wir mir mit einem Schnitt von 1600. Da bleiben wir auf dem Niveau, mit dem wir diese Saison auch für die Oberliga geplant haben.

Aber auf Preiserhöhungen bei den Eintrittskarten müssen sich die Fans bei einem Aufstieg schon einstellen.


Wendel: Jeder muss seinen Teil dazu beitragen, auch die Fans. Wir müssen die Eintrittspreise dann auf DEL2-Nievau anpassen. Das sind etwa zwei Euro mehr bei Stehplätzen und drei bis vier Euro mehr bei Sitzplätzen.

Die Fans bringen sich aktuell noch auf eine andere Art ein: Es gibt ein Spendenkonto.


Wendel: Das ist eine richtig tolle Aktion. Nach einer Dreiviertelwoche sind bereits 10.000 Euro zusammengekommen.

Kritische Stimmen sagen, dass diese Spendensammlung ein falsches Signal an die Sponsoren sendet. Nach dem Motto: Jetzt beginnt der EHC schon bei den Fans zu betteln, bevor er alle anderen Möglichkeiten ausgelotet hat, an Gelder zu kommen.


Wendel: Dieses Argument ist Blödsinn. Der Vorschlag für das Spendenkonto wurde von den Fans an uns herangetragen. Die Fans wollen sich einbringen, auch finanziell – und das finden die Sponsoren sogar toll. Es zeigt, dass der EHC eine Einheit mit seinen Fans bildet. Erbettelt wird da definitiv nichts.

Wohin fließt das Geld, wenn der EHC den Aufstieg nicht wahrnimmt?


Wendel: Das entscheiden die Fans selbst. Das Geld wird dann sicher nicht in den normalen Spielbetrieb einfließen.

Der Aufstieg kann aus finanziellen Gründen scheitern. Kann das Stadion ein weiterer Grund sein, dass der EHC den Weg in die DEL2 nicht antritt?


Wendel: Ich hatte am Montagmorgen ein mehrstündiges Treffen mit dem Geschäftsführer der DEL2. Von ihm kam das klare Signal: Ein Aufstieg wird nicht am Stadion scheitern. Es wird zwar Auflagen geben, aber auch Übergangsfristen. Innerhalb von einem oder zwei Jahren müssen dann Veränderungen vorgenommen werden. Was genau das ist, kann ich noch nicht sagen. Aber klar ist auch, dass dann die Stadt als Eigentümer des Stadions und der EHC an einem Strang ziehen müssen. Ein gemeinsamer Zukunftsplan muss erstellt werden. Aber aktuell kann ein Aufstieg nur an finanziellen Dingen scheitern.

 

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