Oliver Hempfling, Sprecher der Regierung von Oberfranken, ist kritisch gegenüber der Entscheidung: „Jede Unterkunft, die wegfällt, fehlt.“ Die Zahlen der Asylbewerber „explodieren“, sagt Hempfling. Trotzdem ist die Schließung der Eckersdorfer Unterkunft für viele erleichternd. Peter Meyer, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler, hatte sich dafür eingesetzt, dass die Bedingungen in der Unterkunft im ehemaligen Gasthaus Stamm verbessert werden. „Ich kann diese Entscheidung nur begrüßen“, sagt er. „Überall anders ist der Wohnstandard besser als dort.“ Ein Kind aus dem Wohnheim besucht derzeit die Eckersdorfer Schule. „Im Idealfall sollte das so bleiben. Vielleicht kann man diese Familie in der Nähe unterbringen“, sagt Meyer.
Auch Gleißner-Klein vom Landratsamt sagt: „Das Niveau der Unterkunft in Eckersdorf fällt im Vergleich zu anderen in der Region ab. Die Asylbewerber werden also in Wohnungen mit höherem Standard umziehen.“ Gleißner-Klein betont aber, dass die Unterkunft in dem ehemaligen Gasthaus in Eckersdorf zu keinem Zeitpunkt menschenunwürdig gewesen sei.
Der Betreiber der Unterkunft will sich zu der Sache nicht äußern.
Das sagen die Ehrenamtlichen: Ein Interview mit Mitgliedern des Unterstützerkreisen
Horst Lochner, Ingrid Lochner und Manfred Franke aus Eckersdorf unterstützen die Asylbewerber seit Langem. Im Interview äußern sie sich zu der bevorstehenden Schließung der Unterkunft.
Herr Lochner, Sie haben den Zustand des ehemaligen Gasthauses immer scharf kritisiert. Sind sie froh, dass die Menschen dort nun raus können?
Horst Lochner: Mit dieser Unterkunft konnte ein Betreiber mit der Not von Flüchtlingen sehr viel Geld verdienen – Steuergeld! Wenn etwas repariert wurde, dann nur nach großem Druck von außen. Von daher: Ja, ich bin schon froh darüber.
Das klingt nach einem Aber.
Horst Lochner: Menschlich betrachtet tut es natürlich auch ein bisschen weh. Wir haben die Bewohner gut kennen gelernt, Vertrauen aufgebaut, Menschlichkeit und Dankbarkeit erfahren. Ich hoffe, dass die Bewohner in der Nähe bleiben und wir sie vielleicht weiter unterstützen können. Zum Beispiel die Syrer, die länger bleiben dürfen. Wir würden gerne bei der Suche nach einer Wohnung helfen.
Ist das auf dem Land so schwer?
Ingrid Lochner: Vieles scheitert immer noch am Verständnis der Menschen dafür, was die Flüchtlinge mitgemacht haben. Wir wollen dafür werben, dass sie die Asylbewerber erst einmal kennen lernen, bevor sie sie ablehnen. Wir brauchen einfach ganz dringend kleine Wohnungen und sind auf die Hilfe unserer Mitbürger angewiesen.
Das Landratsamt schließt die Unterkunft nicht wegen des Zustandes, sondern wegen mangelnder Betreuung. Teilen Sie diese Ansicht?
Horst Lochner: Das ist ganz klar nicht unsere Auffassung. Die Verhältnisse dort sind untragbar und nicht menschenwürdig. Dreckige Matratzen, Schimmel, Möbel, die gerade noch für den Sperrmüll taugen.
Ingrid Lochner: Mag sein, dass die Betreuung des Betreibers nicht reicht. Aber mittlerweile war täglich ein Ehrenamtlicher von uns dort, auch am Wochenende. Ganz ehrlich: Die Betreuung hätten wir schon selbst hinbekommen.
Bis Juni müssen die Asylbewerber ausgezogen sein. Wie geht es für Sie weiter?
Manfred Franke: Wir bleiben weiter dran und begleiten die Leute. Zu Ämtern, Ärzten – was eben anfällt. Wichtig war uns immer, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. So wird es bleiben.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Horst Lochner: Ohne die Ehrenamtlichen kämen die Behörden nicht mehr zurecht. Ich wünsche mir, dass man die Zusammenarbeit mehr sucht und sich besser abspricht. Das Landratsamt könnte außerdem eine Plattform aufbauen, auf der die Unterstützerkreise der Region sich austauschen können.