Durchwachsenes Jahr für die Genossen

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Die Vorstände der Raiffeisenbank Hollfeld-Waischenfeld-Aufseß, Hans Hofmann (links) und Peter Lang, blicken auf ein durchwachsenes Jahr zurück. Foto: Stefan Schreibelmayer Foto: red

Euphorie sieht definitiv anders aus. Aber wahrscheinlich sind die Vorstände der Raiffeisenbank Hollfeld-Waischenfeld-Aufseß einfach nur realistisch. Ein durchwachsenes Jahr bilanzieren sie, mit dem sie aber angesichts der Herausforderungen zufrieden sind. Und der Blick in die Zukunft? Er prognostiziert bis 2021 einen Geschäftsverlauf, "mit dem wir leben können".

 
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Schon der Ausblick, den die Bankvorstände Peter Lang und Hans Hofmann vor rund einem Jahr für 2016 wagten, war eher verhalten. Eine Einschätzung, die sich bestätigte. Zwar wuchs die Bilanzsumme im vergangenen Jahr um gut 0,3 Prozent auf 152 Millionen Euro, doch ging der Gewinn zurück. Das Vorsteuerergebnis fiel um 149.000 auf 1,03 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben 134.000 Euro - ein Minus von 17.000 Euro gegenüber 2015.

Weniger Kredite

Weil hier trotz der Niedrigzinsen immer noch etwas verdient werden kann, ist das Kreditvolumen wichtig. Und das ging trotz eines Neugeschäfts von 10,3 Millionen Euro um 2,5 Prozent auf knapp 59 Millionen zurück. "Viele Kunden haben angesichts des niedrigen Zinsniveaus ihr Geld lieber dafür genutzt, ihre Tilgungsmöglichkeiten voll auszuschöpfen", sagt Lang im Gespräch mit dem Kurier. Außerdem habe unter anderem angesichts fehlender Neubaugebiete in der Region und des Endes des Booms etwa bei Photovoltaikanlagen das Neugeschäft deutlich unter dem Vorjahr gelegen.

Provisionsgeschäft läuft gut

Gut lief dafür das Provisionsgeschäft mit den Verbundpartnern, wodurch das insgesamt betreute Kundenvolumen um fast vier Prozent auf 289 Millionen Euro stieg. Das Bauspargeschäft lief zufriedenstellend, bei Versicherungen gab es sogar ein Allzeithoch. Das Volumen im Fondsbereich legte gleich um gut 13 Prozent auf 11,8 Millionen Euro zu. "Die Kunden sind angesichts der Nullzinsen bereit, etwas mehr Risiko einzugehen", sagte Lang - allerdings nicht zuviel: "Gefragt sind vor allem wertgesicherte Fonds, bei denen das eingezahlte Kapital garantiert wird."

Einlagenzuwachs

Was ebenso etwas mit Vertrauen zu tun haben dürfte wie die Tatsache, dass die Einlagen der Kunden trotz der Nullzinsen um 1,7 Prozent auf 128 Millionen Euro zugelegt haben. Was einen Liquiditätsüberschuss von rund 70 Millionen Euro zur Folge hat. Geld, das angelegt werden muss. "In sichere Anleihen mit hoher Bonität", sagt Vorstand Hofmann, während Lang ergänzt: "Lieber würden wir aber noch mehr Kredite an unsere Kunden ausreichen."

Deutlicher Mitgliederzuwachs

Davon hat die Bank rund 8700 - im privaten Bereich quer durch alle Schichten, bei den gewerblichen Kunden liegt der Schwerpunkt in der Landwirtschaft, außerdem Handwerker, Selbstständige und der eine oder andere mittelständische Betrieb. 3127 Kunden sind auch Mitglieder der Genossenschaftsbank, wobei der Zuwachs im vergangenen Jahr mit 167 laut Lang ein mehrjähriges Hoch bedeutet. Sie dürfen sich neben Vorzügen aus einem Bonusprogramm über eine Dividende von zwei Prozent freuen. Und müssen weiter keine Strafzinsen fürchten, aber: "Unsere Gebührenmodelle müssen wir uns von Zeit zu Zeit schon anschauen."

Weniger Mitarbeiter

Durch die Schließung der Filiale in Aufseß (wir berichteten) sowie eine - ausschließlich durch natürliche Fluktuation erreichte - Reduzierung der Mitarbeiterzahl um sechs auf jetzt 34 ist mittlerweile eine Kostenstruktur erreicht, die sich der Vorstand eigentlich erst für 2020 vorgenommen hatte. "Weniger dürfen es jetzt aber nicht mehr werden", sagte Lang. Dadurch könne man jetzt für die kommenden fünf Jahre Betriebsergebnisse prognostizieren, "mit den wir leben können". Und man gerate nicht unter Fusionsdruck. "Da ist nichts geplant", betonen Lang und Hofmann, aber: "Wir sprechen mit Nachbarbanken über Kooperationen. Da kann man sich die eine oder andere Funktionsstelle teilen."

Blüten der Bürokratie

Ein krasses Beispiel, wie sich die zunehmende Regulatorik im Bankenbereich auf kleine Häuser auswirken kann, hatten die Vorstände der Raiffeisenbank Hollfeld-Waischenfeld-Aufseß beim Bilanzgespräch mit dem Kurier parat. Zur Ermittlung des Beitrags zum europäischen Bankenstabilisierungsfonds mussten in Hollfeld jede Menge Daten zusammengestellt werden. "Da war eine Mitarbeiterin gut zwei Tage beschäftigt. Es folgte die Prüfung durch unsere Innenrevision. Dann fielen Gebühren beim Genossenschaftsverband an. Alles in allem hat uns das mehr als 1000 Euro gekostet", sagt Peter Lang. Und das Ergebnis? Exakt 5,83 Euro mussten die Hollfelder in den Fonds zahlen. Für Lang ein Unding.

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