Duo Aurata: Verrückt und gut

Von Frank Piontek
Duo Aurata: Mit Teresa Hoerl (Sopran) und Yvonne Grünwald (Akkordeon), Foto: Andreas Harbach Foto: red

Sie machen Spaß, sie klingen gut, und so, wie sie verschiedenste Stile verbinden, beweisen sie höchste Musikalität. Das Duo Aurata präsentiert sich beim Festival Junger Künstler ziemlich verrückt. Und empfiehlt sich als echter Festival-Tipp. 

 
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Etwas Neues wollten sie bringen, die beiden Frauen vom Duo Aurata, die unter der Schirmherrschaft des Festivals junger Künstler in der Porzellanfabrik Walküre die Premiere einer Show feierten, die sichtlich ankam. Das Duo Aurata: es besteht aus Teresa Hoerl und Yvonne Grünwald, also einer Sängerin (die auch Akkordeon spielen kann) und einer Akkordeonistin (die gelegentlich mitsingt). Das Duo Aurata: es ist tatsächlich ein Goldenes Duo, das sich 2011 zusammenfand: sie, die klassisch ausgebildete Sopranistin, und sie, die Frau am Instrument, die 2014 mit ihrer Formation „Elaiza“ als deutsche Kandidatin beim Eurovision Songcontest in Erscheinung trat.

Erheiternd, buntscheckig

Sie nennen ihre Show, die sie an diesem Abend zum ersten Mal öffentlich ausprobieren, „2 Frauen 1 Reise“. Sie erzählen ein bisschen aus ihren musikalischen Leben, werfen ihre Erfahrungen und Erinnerungen zusammen, wechseln häufig die Kostüme und schenken uns ein höchst erheiterndes wie buntscheckiges Puzzle. „Wir können natürlich auch die ganz große Oper“, sagt Teresa Hoerl, bevor sie Puccinis „O mio babbino caro“ in den Walzerrhythmus und die bayerische Volksmusik schicken.

Purer Sommerurlaub

Dann stehen sie mit roten Dirndln, glitzerbesternt, auf der kleinen Bühnen Teresa Hoerl spielt die Ukulele, und präsentieren mit Hilfe der Zuschauer ihren denkbar einfachen „Wiesn-Song“, dessen Refrain auf „Oh Oh oh“ endet. Nein, es kann nicht immer Max Reger sein, obwohl Teresa Hoerl aus der Oberpfalz stammt, aber kurz vorher hat sie noch, bevor die Akkordina erklang, Piazollas „Ballada para un loco“, die Ballade für einen Verrückten, bewegend gesprochen und sich selbst am Klavier begleitet. „Blackbird“ der Beatles wird mit einer klassischen Vokalkadenz angereichert, Händels Cleopatra-Arie aus „Giulio Cesare“ klingt, leicht uminstrumentiert, wie eine „echte“ Opern-Arie, und „Kisses for me“ klingt mit den beiden Damen einfach nur wie der pure Sommerurlaub. Wirklich bewegend aber wird es mit Conchita Wursts Phoenix-Song. Teresa Hoerl schaltet im zweiten Teil in den Klassischer-Sopran-Modus ein und bringt uns plötzlich in eine neue Dimension mit eingebautem Gänsehauteffekt.

Wahre Musikalität

Dass sie „Ein bisschen Frieden“ diesem Festival widmen, ist mehr als eine nette Geste. Mit dem zarten Klang der Ukulele wird der Song zum Widerstandslied im dunklen Keller. Dagegen setzen die beiden glänzenden Partnerinnen – zwischen einem mit Glitzerhut und -stimme getanzten Charleston und dem melancholischen Akkordeonduett nach „Only you“ – die Kraft der Musik, des Humors und der Rührung. Machohaft ausgedrückt: die beiden Damen sind, das machen auch die souverän gestalteten Premierenpannen, einfach „süß“.

Hinter dieser Süße aber steckt eine profunde Musikalität, die die verschiedensten Stile verbindet. Es sind die Verrückten, die die Liebe erfunden haben, heißt es bei Piazolla. Für viele ist „Musik“ nur ein anderes Wort für „Liebe“. Es sind die etwas anderen Könnerinnen, die immer wieder die Musik, zumindest aber die Programmgestaltung neu erfinden.