Dreharbeiten zu Everett-Film starten

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Ohne großes Aufhebens hat sich die Marktgemeinde Thurnau in den vergangenen Tagen in eine kleine Filmstadt verwandelt. Die Dreharbeiten für den internationalen Spielfilm "The Happy Prince" des britischen Schauspielers Rupert Everett haben in dieser Woche begonnen.

 
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Everett verfilmt die letzte Lebensphase des irischen Schriftstellers Oscar Wilde. Der 57-Jährige ist nicht nur der Hauptdarsteller und Drehbuchautor, sondern tritt zugleich als Produzent und erstmals als Regisseur auf. Seit acht Jahren befasst sich der Schauspieler laut englischsprachichen Medienberichten mit dem Vorhaben. In einem Interview mit dem SZ-Magazin vor drei Jahren sprach Everett, selbst bekennender Homosexueller, über seine Faszination für Oscar Wilde. Für seine Rolle als Oscar Wilde in "The Judas Kiss" am Londoner Hampstead Theatre hatte er von der Kritik viel Lob erhalten. In dem Gespräch mit dem SZ-Magazin sagte Everett, sein Film zeige die letzten drei Wochen in Oscar Wildes Leben.

Haftstrafe wegen homosexueller Unzucht

Der Lyriker, Dramatiker und Romanautor wurde am 16. Oktober 1854 in Dublin geboren. Im Alter von nur 46 Jahren verstarb er am 30. November 1900 in Paris. Der verheiratete Wilde war wegen homosexuller Unzucht und dem Umgang mit männlichen Prostituierten zu zwei Jahren Zuchthaus und schwerer Zwangsarbeit verurteilt worden. Nach seiner Freilassung ging er nach Frankreich ins Exil. Verarmt und als verwahrloster Vagabund lebte er in Paris. Dort soll er in den Cafés Gäste angeschnorrt haben, weil er seine Rechnung nicht bezahlen konnte. Einer seiner Sprüche soll gewesen sein: "Ich bin Oscar Wilde, und ich werde nun etwas Furchtbares tun. Ich werde Sie um Geld bitten."

Bitterer Abstieg eines einstigen literarischen Helden

Nach Everetts Worten damals war Wilde fünf Jahre zuvor noch ein "umschwärmter Superstar". Als die Justiz ihn im Visier hatte, seien in London drei seiner Stücke gleichzeitig gelaufen. "Aber wie alle Stars ließ er sich von seinem Erfolg blenden und lebte mit dem Kopf in den Wolken." Dass er tatsächlich verurteilt werden würde, hatte der eitle Snob und Dandy wohl nicht für möglich gehalten. Die langjährige Freundschaft zu seinem jugendlichen Freund und späteren Lektor Robert Ross waren in London nicht unbekannt. Aber Wildes langjähriges Verhältnis zu dem 16 Jahre jüngeren Bosie, Lord Alfred Douglas, führte schließlich zu einem gesellschaftlichen Skandal und drei Gerichtsverfahren.

Märchen vom guten Prinzen

Rupert Everetts Film trägt denselben Titel wie eine Märchensammlung von Oscar Wilde, die im Jahr 1888 erschien. Das Kunstmärchen über den glücklichen Prinzen erzählt von einer sehr kostbaren, mit Gold und Edelsteinen verzierten Statue. Die Figur ist vom Elend der Stadt so gerührt, dass sie eine Schwalbe bittet, ihre Reichtümer unter den armen Menschen zu verteilen. Als die Statue unansehnlich geworden ist, wird sie durch ein Denkmal  des Bürgermeisters ersetzt. Ein Engel bringt die Seele der Schwalbe und ihres Auftraggebers jedoch am Ende in den Paradiesgarten. Everetts Mutter hatte ihm die Geschichte als Kind vorgelesen.

Zurück zum Film: Die Geschichte von Oscar Wilde im Exil wird in Deutschland in Bayern sowie in Frankreich, Belgien und Italien gedreht. Die Dreharbeiten haben am 20. September in Thurnau begonnen und dauern bis Ende November. Der deutsche Kinostart im Verleih von Concorde Film soll im Jahr 2017 sein. Den Weltvertrieb übernimmt Beta Cinema.

Britischer Kinostar schart Star-Ensemble um sich

Rupert Everett, bekannt aus "Die Hochzeit meines besten Freundes" an der Seite von Julia Roberts und der Komödie "Ernst sein ist alles" nach einer Geschichte Oscar Wilde, übernimmt zum ersten Mal die Regie eines Films. Und für sein Projekt konnte er ein mehrfach ausgezeichnetes Ensemble zusammentrommeln: Den britischen Oscar-Preisträger Colin Firth ("The King's Speech"), Edwin Thomas ("Churchill"), Colin Morgan ("Merlin"), Emily Watson ("Breaking the Waves", "Die Asche meiner Mutter", "Die Entdeckung der Unendlichkeit"), Tom Wilkinson ("The Grand Budapest Hotel"), Miranda Richardson ("Harry Potter"), Beatrice Dalle ("Betty Blue") und John Standing ("The Elephant Man"). Hinter der Kamera ist John Conroy, Brian Morris ist für das Szenenbild und Maurizio Millenotti und Gianni Casalnuovo sind für das Kostümbild verantwortlich.

"The Happy Prince" wird produziert von Maze Pictures in München und Entre Chien et Loup in Brüssel, in Koproduktion mit Palomar in Rom. Weitere Partner der internationalen Zusammenarbeit sind BBC Films, Beta Cinema, Lionsgate UK, Concorde Filmverleih, Raindog Films, Movie Management Corporation, Zielke GmbH und Daryl Prince Productions. Koproduzenten sind Cine Plus Filmproduktion, Tele München Gruppe, Radio Télévision Belge Francophone RTBF und Proximus.

Fördergeld aus Deutschland

Die Produktion wird finanziell unterstützt vom Film Fernseh Fonds Bayern (FFF), vom Deutschen Filmförderfonds (DFFF), der Filmförderungsanstalt (FFA), Eurimages, Tax Shelter of the Federal Government of Belgium, Wallimage, Fédération Wallonie-Bruxelles und dem Italian Tax Credit. Die Deutsche Service-Produktion läuft über Heimatfilm aus München.

Die Hälfte aller Drehtage für "The Happy Prince" finden in Oberfranken statt  - in Thurnau, Kulmbach, Mitwitz und Schmölz. Die Location Suche wurde unterstützt von der Filmkulisse Bayern in Zusammenarbeit mit der Film Commission des FFF Bayern. Das Casting lief über Movie Office. Erst kürzlich wurden noch Komparsen in einer dritten Auswahlrunde vor Ort gesucht.

 

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