Mehr DDR geht nicht
Die Filmcrew hat 48 Parkplätze auf dem Geißmarkt gebucht, die Schauspieler wohnen im Hotel Rheingold, die Stadthalle einschließlich des kleinen Hauses dient als Kulisse. Nach Bayreuth ist man nicht wegen der besonderen Schönheit der Stadt gekommen, sondern wegen des angestaubten Charmes der Stadthalle. Irgendwann, so sieht es das Drehbuch vor, wird die Kamera vom Büro auf der Bühne zurückschwenken, in den Zuschauerraum. Schließlich geht es in dem Film um Theater im Theater. Darum auch, was Wirklichkeit in einer Welt des Blendens und Täuschens ist. Und um zu zeigen, wie überkommen diese Wirklichkeit ist, haben die Filmemacher keinen besseren Ort gefunden als die Stadthalle: Mehr DDR geht nun wirklich nicht.
An den Protagonisten der Filmproduktion lässt sich ganz gut ablesen, wie die Stadthalle Meinungen spalten kann. Andre Jung ist am einen Ende des Meinungsspektrums. Er spielt den Erich Mielke, in der hellen Kluft eines DDR-Generals. „Ich bin kein Freund von Uniformen“, sagt er, er hat ein schlechtes Gefühl dabei, „als ich mal einen Wehrmachtsoffizier spielen musste, wurde mir ganz anders“. Andre Jung ist ein begnadeter Theaterschauspieler, er wirkte lange Jahre an den Münchner Kammerspielen. „Ich habe so viele Theater gesehen, dass mich nichts mehr wundert“, sagt er. Aber: „Man müsste schon ein sehr gutes Ensemble haben, um hier spielen zu wollen.“
Regisseurin schwärmt von der Architektur
Regisseurin Franziska Meletzky hingegen denkt nur an ihren Film, ans matte Grün und fahle Gold der Stadthalle. „Großartige Architektur“, sagt sie, „große Farben“. Und sie mag die Bühne: „Das sind genau die Bretter, die ich mir vorstelle, die Bretter, die die Welt bedeuten.“ Deutschlandweit habe sie nichts dergleichen gesehen: „Wunderbar.“
Das gilt für den Film, wie gesagt. In ein paar Tagen zieht die Karawane weiter. Und die Bayreuther werden weiter darüber beraten, wie sie umgehen mit einer Bühne, die die Welt bedeutet. Die Welt von gestern.