Warum Direktvermarktung nicht einfach ist
Winter weist auf ein prinzipielles Problem hin: "Der Begriff Direktvermarktung ist nicht geschützt, das heißt, es gibt keine rechtlich bindende Definition." Orientierung liefere nur ein Qualitätsleitfaden. Der Grundgedanke sei, dass direkt ab Hof verkauft wird. Dabei könne es sich auch nur um eines handeln, wie zum Beispiel Imkerhonig. Überprüft wird aber nicht, ob sich einer zurecht oder zu unrecht Direktvermarkter nennt. Viele Direktvermarkter hätten mit dem Generationenwechsel zu kämpfen: "Die Jungen wollen nicht mehr und aus diesem Grund wird dann nicht mehr investiert." Zudem seien lebensmittelrechtliche Auflagen zu erfüllen. Für zu hoch hält Winter diese allerdings nicht. "Die Verbraucher müssen sich schließlich darauf verlassen können, dass die Lebensmittel, die sie kaufen, in Ordnung sind." Womöglich sei einzelnen auch die Antragsstellung zu aufwendig, da vieles direkt über Brüssel laufe.
Auch hier stellt sich die Nachwuchsfrage
Thomas Weigel betreibt mit seiner Frau Christine in Rohr bei Neudrossenfeld eine Hofkäserei. Als er vor über 15 Jahren den Betrieb gründete, bemühte er sich ebenfalls um Zuschüsse. "Aber Förderung ist nicht alles", sagt Weigel. "Ein Betrieb muss danach zum Laufen kommen." Die Investition sei nicht unerheblich gewesen, zumal die Vorschriften der Lebensmittelkontrolle zu erfüllen seien. "Ich kann mir vorstellen, das manche einen Rückzieher machen, weil sie nicht wissen, wie sie das alles wieder erwirtschaften sollen." Direktvermarktung sei vielfach ein zusätzlicher Betriebszweig, der mit Arbeit verbunden sei. "Die Kinder wollen das heute oft nicht mehr machen", sagt Weigel. "Die Zeiten, in denen du einen Hofnachfolger bestimmen konntest, sind vorbei." Statt mehr Fördergelder wünscht sich Weigel eine bessere Preispolitik: "Was wir wirklich brauchen, sind anständige Preise und zwar von Haus aus."