Digitalisierung: Viele müssen umlernen

Von Elmar Schatz und Jürgen Umlauft
Viele müssen umschulen, wurde bei einer Pressekonferenz der Arbeitsagenturen betont. Foto: Tobias Hase/dpa Foto: red

Noch boomt der Jobmarkt in Oberfranken, aber neue Risiken tauchen am Horizont auf: Die Digitalisierung wird viele Menschen zwingen, neu zu lernen, zusätzliche Spezial-Vermittler sollen vor allem Älteren und Ungelernten helfen, Arbeit zu finden, wurde am Dienstag in Bayreuth bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der Arbeitsagenturen Bayreuth-Hof und Bamberg-Coburg erklärt.

 
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Das Eingliederungsbudget für ganz Oberfranken (ohne Schwerbehinderten-Hilfen) beträgt 30 Millionen Euro, 1,2 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. „Und sollten wir mehr brauchen, werden wir zusätzliche Gelder locker machen können“, so Sebastian Peine, Chef der Arbeitsagentur Bayreuth-Hof, am Dienstag in Bayreuth bei der Pressekonferenz mit seiner Kollegin Brigitte Glos von der Arbeitsagentur Bamberg-Coburg und Mathias Eckardt, der für den DGB-Oberfranken dem Verwaltungsrat der Arbeitsagentur angehört. Präsentiert wurde das „Zukunftsprogramm Oberfranken“.

Regional könnten bis zu 30 Prozent der Arbeitsplätze wegfallen

Gerade in Oberfranken tauchen indessen Risiken für eine weiter positive Entwicklung auf. Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) könnten als Folge der Digitalisierung in den kommenden Jahren – ohne entsprechende Gegenmaßnahmen – regional bis zu 30 Prozent der Arbeitsplätze wegfallen.

Besonders betroffen seien die Landkreise Hof, Wunsiedel, Kronach und Coburg. Rund ein Fünftel der Jobs sind demnach in den Landkreisen Bayreuth und Lichtenfels gefährdet, während in den großen Städten sowie in den Landkreisen Kulmbach, Bamberg und Forchheim die Quote um den bayerischen Durchschnitt von rund 15 Prozent schwankt. Die geringste Gefährdungsrate weisen bayernweit die Städte München und Erlangen auf.

Als Grund für das hohe Rationalisierungspotenzial infolge der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt nennt das IAB den hohen Anteil an reinen Fertigungsberufen im Norden und Osten des Bezirks. Dieser sei vor allem in den Branchen Glas, Keramik und Kunststoff sowie im Fahrzeug- und Maschinenbau vorhanden. Risikosteigernd sei die dort noch immer anzutreffende hohe Zahl an geringer qualifizierten Arbeitskräften.

Qualifizierung "überlebenswichtig"

Die Qualifizierung Älterer und Ungelernter sei in der digitalen Arbeitswelt „überlebenswichtig“, wurde auf der Bayreuther Pressekonferenz der Arbeitsagenturen betont. Peine erklärte, Arbeitslosen im Alter von 55plus solle ein spezieller Vermittler zur Seite gestellt werden, der nicht mehr als 70 entsprechende Arbeitslose berät. Dieser Vermittler müsse Fachmann für Qualifizierung sein.

Glos: „Dank zusätzlichen Personals können wir mit unseren Kunden auf Arbeitgeber zugehen.“ Es gelte, Fachkräfte zu halten. Glos: „Ist die Bereitschaft nicht sofort da, Ältere einzustellen, müssen wir Überzeugungsarbeit leisten.“

Viele hundert Menschen müssen nach der Massenentlassung bei BAT in neue Beschäftigung transferiert werden“, erklärte Peine. Oft hätten sich Betroffene vollkommen neu zu orientieren. Bei Bedarf werde Mobilisierungshilfe gezahlt, wenn Arbeitnehmer 50 bis 100 Kilometer weit weg neue Arbeit finden.

Arbeitslosigkeit in Oberfranken praktisch halbiert

Viel lieber sprachen die Arbeitsagentur-Chefs über Erfolge. So sei die Arbeitslosigkeit in Oberfranken seit 2007 praktisch halbiert worden (minus 44,2 Prozent) auf 22 687 im Jahr 2016. Die Beschäftigtenzahl sei um rund 50 000 gestiegen, obwohl die Einwohnerzahl im gleichen Zeitraum um ebenfalls fast 50 000 sank, so Peine. In Bayreuth sei der Beschäftigungsaufbau auch dank Universität und Fraunhofer „sehr dynamisch“ verlaufen, in Hof oder Wunsiedel verhaltener.

Ältere und Ungelernte bereiten Sorge

Nicht überall ist Licht: Die Zahl der Arbeitslosen über 55 stieg seit 2007 von 13,6 Prozent auf einen Anteil von 25,8 Prozent. Und die Zahl der Arbeitslosen ohne Berufsabschluss sank nur wenig von 41,0 Prozent auf 38,8 Prozent. Dieses Potenzial gälte es zu erschließen. Vier zusätzliche Vermittlungsspezialisten werden dafür in der Agentur Bayreuth-Hof und zwei zusätzliche in der Agentur Bamberg-Coburg eingesetzt. Oberfranken ist Pendlerregion: Rehau zum Beispiel hat rund 5000 Einpendler aus Tschechien, Sachsen und Thüringen, wurde in Bayreuth mitgeteilt.

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