Kein digitales Gründerzentrum für Bayreuth

Archivfoto: dpa Foto: red

Das Kabinett hat am Dienstag in seiner Plenarwoche über digitale Gründerzentren beraten. In Bayreuth wird es keins geben. Die Stadt will aber an dem Plan eines Innovationszentrums auf dem ehemaligen Zapf-Gelände festhalten.

 
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Das Kabinett hat am Dienstag über das Brexit-Votum entschieden. Viel wichtiger war aber für Bayreuth ein anderes Thema: die digitalen Gründerzentren. Bayern will sie, die Standorte in den Regierungsbezirken standen aber noch nicht fest.

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat das Ergebnis eines Wettbewerbsverfahrens vorgestellt, anschließend entschied das Kabinett. Aigner hatte Anfang des Jahres die Errichtung von mindestens einem Gründerzentrum pro Regierungsbezirk angekündigt, um die Digitalisierung sowie Existenzgründungen im Freistaat zu fördern.

Oberfranken hatte vier Bewerbungen

Für den hiesigen Regierungsbezirk war Bayreuth als Standort mit im Rennen. Die Konkurrenz: Bamberg, Coburg, Hof. Jetzt ist am frühen Nachmittag die Entscheidung gefallen: Bayreuth geht leer aus. Es wird ein digitales Gründerzentrum in Bamberg und in Hof geben.

In jedem Regierungsbezirk soll ein digitales Gründerzentrum entstehen. In den anderen konnte man sich auf jeweils eine Bewerbung einigen, nur in Oberfranken nicht, hier gab es vier. Die anderen Standorte werden nach dem Wunsch der Landesregierung: Bad Kissingen, Würzburg, Schweinfurt, Nürnberg, Amberg, Weiden, Regensburg, Ingolstadt, Landshut, Regensburg, Deggendorf, Passau, Augsburg, Kempten und Rosenheim, teils im Verbund zu zweit oder zu dritt.

Quelle: Wirtschaftsministerium Bayern

 

Parallel zu der Errichtung der neuen Gründerzentren hat das Wirtschaftsministerium das neue Förderprogramm "Start?Zuschuss!", das sich speziell an Unternehmensneugründungen aus dem Bereich Digitalisierung richtet, gestartet. Start-ups, die nicht älter als zwei Jahre sind, können für ein Jahr bis zu 36.000 Euro Förderung erhalten.

Das sind die Kosten

Ein digitales Gründerzentrum wäre attraktiv gewesen: 90 Prozent der Bau- oder Mietkosten und die Hälfte der Kosten für das Netzwerken zwischen Digital-Gründern und regionalen Unternehmern kommen vom Freistaat. Die Unternehmen würden selbst fördern, die Regierung von Oberfranken hätte das Ganze auch bezuschusst. Im schlimmsten Fall hätte die Stadt Bayreuth einen Betrag von 130.000 bis 150.000 Euro pro Jahr selbst zu tragen gehabt. Alle Fraktionen im Stadtrat waren sich einig über das Projekt einig, nur die Grünen fanden es nicht gut.

Das sagt der Präsident der Industrie- und Handelskammer Oberfranken in Bayreuth, Heribert Trunk:

"Oberfranken soll Standort von zwei Digitalen Gründerzentren werden - das ist eine gute Nachricht für unsere Region und ein weiterer wichtiger Schritt im ,Jahrzehnt Oberfrankens'. Viele Standorte hatten sich mit guten Argumenten für ein solches Gründerzentrum beworben und es der Jury sicher nicht leicht gemacht. Im Interesse der Wirtschaft in ganz Oberfranken ist es nun unser Wunsch, dass die Digitalen Gründerzentren von Bamberg und Hof auf die komplette Region ausstrahlen mögen und Kompetenzen aus allen Teilregionen Oberfrankens dort gebündelt werden. Nur eine Zusammenarbeit aller Akteure bringt uns unserem Ziel, Digitalisierung und Existenzgründungen in Oberfranken zu fördern, entscheidend näher. Die IHK für Oberfranken Bayreuth bietet gerne ihre fachliche Unterstützung beim Aufbau der Zentren an."

Die Stadt Bayreuth will an einem Innovationszentrum festhalten

Die Entscheidung der Staatsregierung, die Bewerbung der Stadt Bayreuth um Fördermittel für den Aufbau eines digitalen Gründerzentrums nicht zu berücksichtigen, stößt im Rathaus auf Enttäuschung. Gleichwohl will die Stadt am Projekt eines regionalen Gründerzentrums festhalten. Das im November vergangenen Jahres vorgestellte Konzept eines Gründer- und Innovationszentrums, das auch zusätzliche Schnittstellen mit den Bereichen Technologietransfer, Weiterbildung und Innovationsberatung enthielt, wird durch die städtische Wirtschaftsförderung in den nächsten Monaten weiter qualifiziert und dem Stadtrat im Herbst vorgestellt, hieß es aus dem Rathaus am Dienstagnachmittag.

"Wir haben dennoch den richtigen Weg eingeschlagen, das zeigen die positiven Gespräche und die vielfältigen Signale der Unterstützung regionaler Akteure, der Fraunhofer-Institute sowie von Unternehmen und Forschungsinstituten aus der gesamten Region", sagte  Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (BG) in einer ersten Reaktion. Hieran werde man weiter arbeiten.

kfe/dpa/red

Chronologie der Entscheidung:

Februar 2015: Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke reagiert schnell auf die Erklärung der Bayerischen Staatsregierung, in jedem Regierungsbezirk ein digitales Gründerzentrum einrichten zu wollen. „Bamberg bietet sich für Oberfranken in herausragender Weise an“, sagt Starke. Gründe: die Informatik-Fakultäten der Uni Bamberg, die international tätigen IT-Unternehmen und die Tatsache, dass der IT-Cluster Oberfranken seinen Sitz in Bamberg hat.

November 2015: Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml macht sich für ihre Heimatstadt Bamberg stark. Trotz einer Rückführungseinrichtung für Flüchtlinge müsse auf dem Gelände der ehemaligen US-Kaserne Platz für Stadtentwicklung sein. Dazu gehört für sie auch ein digitales Gründerzentrum.

Dezember 2015: Ministerpräsident Horst Seehofer hat Bamberg bei der Erweiterung des Flüchtlingszentrums eine Quasi-Zusage für ein digitales Gründerzentrum gegeben. Auch der Hofer Oberbürgermeister Harald Fichtner sagt, er habe für seine Stadt eine mündliche Zusage der Staatsregierung, den zweiten Gründerzentrums-Standort bekommen. Das sorgt für Unmut. Der Hauptgeschäftsführer der IHK Coburg Siegmar Schnabel fordert: Jede Region in Oberfranken muss eine faire Chance bekommt.

Februar 2016: Die CSU im Bayreuther Stadtrat fordert die Verwaltung auf, eine Standortbewerbung vorzulegen. Zeit genug sei noch, die Ausschreibungsfrist endet am 13. Mai.

April 2016: Coburg hat einen Arbeitskreis gegründet, der die Bewerbung der Stadt um eine digitales Gründerzentrum vorantreiben soll. Aber es gibt Ärger: Laut Medienberichten pocht der Präsident der Hochschule Coburg , Prof. Michael Pötzl, darauf, dass sich Coburg mit Kronach und dem dortigen Innovationszentrum bewerben solle. Das wollen Coburger Stadträte nicht, aber sie wissen: eine Bewerbung wird nur erfolgreich sein, wenn eine Hochschule mitzieht.

Mai 2016: Die Bayreuther Bewerbung ist fertig.

Ende Juni 2016: Die Entscheidung fällt.

fs

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