Eine kleine Auswahl aus dem Kurier-Kriminalarchiv: Kroetz als Brummikiller, Brühl als "Bestie von Bayreuth Die Fälle gehören in den Franken-Tatort

Von Manfred Scherer
Mit diesem Foto fahndete die Polizei damals nach dem Bankräuber Thomas R. Foto: Archiv Foto: red

Am kommenden Sonntag gibt es endlich den ersten Franken-"Tatort". Dazu haben wir uns einmal angesehen, welche oberfränkischen Kiriminalfälle es wert wären, verfilmt zu werden. Gefunden haben wir in unserer Kriminalgeschichte einen veritablen Serienkiller, einen irren Frauenzerstückler, wir haben Männer, denen ein Mord nicht reichte. Wir haben aber auch Verbrechen, mit denen man den Franken-"Tatort" auch mal komödiantisch aufziehen könnte.

 
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Wir glauben an die Zukunft des Franken-Tatorts. Warum sonst hat der Bayerische Rundfunk fantasievoll die Organisation der Polizei geändert und eine überregionale Mordkommission Franken gebildet? Nicht, weil die Kriminalbeamten in Bayreuth, Hof oder Bamberg Pfeifen wären, sondern weil die Mordkommission Franken nicht nur in Nürnberg oder Erlangen, sondern in ganz Franken ermitteln soll. Wir denken uns das so: Fabian Hinrichs alias Hauptkommissar Felix Voss und Hauptkommissarin Paula Ringelhahn reisen nach Bayreuth oder Hof, um die dortige Kripo bei Ermittlungen zu unterstützen. 

Damit die Zukunft des Frankentatorts gesichert wird, hier unsere Vorschlagsliste:

DER BRUMMIKILLER

Der Originalfall: Anfang November 2007 filmt eine Überwachungskamera in einem Ort bei Barcelona einen Silolaster aus Deutschland. Ganz in der Nähe wird danach die Leiche einer Prostituierten gefunden. Der Fahrer des Silolsters gerät unter Verdacht. Der 47-jährige Volker E. aus Hof gerät in Verdacht. Er wird verhaftet und es stellt sich heraus: Volker E. ist ein mutmaßlicher Serienkiller. Die Kripo überprüft Prostituiertenmorde in ganz Europa. Volker E. gesteht sechs Morde, in sieben weitere gilt er als überführt. Am 1.Juli 2007 erhängt sich Volker E. in seiner Gefängniszelle.

Das Drehbuch: Die Brummikillergeschichte beginnt in einem Autohof in Köln, wo Volker E. nach seiner Rückkehr aus Spanien verhaftet wird. Die Mordkommission Franken kommt nach Bayreuth. Hier sitzt Volker E. in U-Haft, die hiesige Kripo braucht Unterstützung für doe Bearbeitung der vielen ungeklärten Prostituiertenmorde in Spanien, Frankreich, Italien. Der Frankentatort entwickelt sich zum Psychoduell zwischen Volker E. und den Hauptkommissaren Felix Voss und Paula Ringelhahn. Wie viele Morde wird der Brummikiller gestehen? Wie irre ist der Mann, der nur beim Erwürgen der Opfer sexuelle Befriedigung empfindet? Zu welchen Opfer gehören die Trophäen, die die Kommissare in seiner Wohnung in Hof finden? Zum Schluss des Films rasen die Hauptkommissare mit Blaulicht durch Bayreuth: Sie sind sich sicher, dass der irre Killer sich selbst richten will .

Der Darsteller: Die Idealbesetzung für Volker E., den Mann mit dem flackernden Blick aus dem auffallend hellen Augen wäre Otto Sander gewesen. Leider ist dieser Mime verstorben. Zum Glück gibt es mehr als adäquaten Ersatz: Der große Franz Xaver-Kroetz ist unser Kandidat für die Rolle.

DIE BESTIE VON BAYREUTH

Der Originalfall: Wenn man diesen Mordfall als Drehbuch anböte, würde die Geschichte abgelehnt. Und doch war es gruselige Realität, was sich im März 1964 in Bayreuth abspielte. Ein Landwirt aus Gesees findet in einem Gebüsch an der A 9 bei Spänfleck Leichenteile. Das spricht sich schnell herum. Reporter der Lokalzeitung finden weitere Leichenteile, und auch einen abgetrennten Frauenkopf.  Das Foto des Kopfes wird in der Lokalzeitung veröffentlicht, um herauszufinden, wer die Tote sein könnte. Es ist eine 19-jährige Sekretärin aus Bayreuth. Getötet wurde sie von ihrem Freund Gerald Werner. Der Oberleutnant der US-Armee, ein milchgesichtiger, hübscher junger Mann, wird verhaftet. Als "Bestie von Bayreuth" erlangt er traurige Berühmtheit. Für seinen Verteidiger Rolf Bossi ist der Fall der Start zu einer großen Karriere.

Das Drehbuch: Der Fall muss aus den 60er Jahren in die Neuzeit transferiert werden. In Bayreuth gibt es schon lange keine US-Garnison mehr. Deshalb kommt der charmante Killer am Wochenende immer aus Grafenwöhr, um mit deutschen "Fräuleins" zu flirten. Auch das Auffinden der Leichenteile durch Reporter wäre heutzutage nicht mehr möglich, denn in einem solchen Fall wird die Kripo den Fundort weiträumig absperren. Für die Mordkommission Franken wird die Ermittlung ein Kampf gegen die Übelkeit und gegen die US-Militärpolizei. Die weiß mehr über den Hintergrund des Verdächtigen: Er leidet nach seinem Einsatz im Irak und in Afghanistan unter einem Kriegstrauma.

Der Darsteller: Wir halten Daniel Brühl für die Bestbesetzung, um das Milchgesicht Geral W. zu spielen.

 

DER LIBERO

Der Originalfall: Damit die Fernsehzuschauer sich vor dem nächsten Frankentatort nicht zu sehr gruseln, gibt es diesmal eine Komödie. Prädestiniert ist der Fall des zweifachen Bankräubers Thomas R. Der junge Mann ist Fußballprofi und spielt im Früjahr 1995 bei der Spielvereinigung Bayreuth Libero.  Als Ex-Profi, der bei Unterhaching und beim 1.FC Kaiserslautern gekickt hatte, ragt er bei der "Oldschdod" heraus. Doch Thomas R.hat Spielschulden. Zweimal überfällt er dieselbe Bank - die Sparkasse in Mistelgau. Zum Verhängnis wird ihm eine Zeugin. Thomas R., der aus dem Raum Augsburg stammt, hat an seinem Wagen ein Aichacher Kennzeichen. Nach der Verhaftung sind die Fußballfans der Spielvereinigung kreativ. Beim anschließenden Heimspiel zeigen sie Transparente, auf denen gefordet wird: "90 Minuten Freiheit für Thomas R." oder "Drei Punkte her, sonst knallts!"

Das Drehbuch: Man muss erstmal irgendwie erklären, warum die Mordkommission Franken einen zweifachen Bankraub übernimmt. Wir schlagen folgendes vor: Das Drehbuch macht aus Felix Voss einen glühenden Fan der Spielvereinigung Bayreuth. Er drängt sich darum, die Bankraub-Ermittlungen zu übernehmen, weil in Bayreuth ein Derby gegen die Spielvereinigung Bayern-Hof ansteht und er das Spiel unbedingt sehen will. Dass der Libero seiner Lieblingsmannschaft in Verdacht gerät, bringt Voss in Gewissensnöte und in Konflikt Kollegin Ringelhahn, die unter dem Protest der Fans die Verhaftung des Spielers auf dem Platz durchboxt. Eine Nebenrolle muss ein junger Bayreuther spielen, der oben genannte Transparente gemalt hat und dadurch einen Job als Trikotdesigner bei Adidas in Herzogenaurach bekommt.

Der Darsteller: Für die Rolle des gutaussehenden sportlichen Liberos Thomas R. schlagen wir Benno Führmann vor.

DER EHEFRAUENMÖRDER

Der Originalfall: Willibert O. überfährt in der Nacht des 20. Oktober 1996 bei Körzendorf im Landkreis Bayreuth seine Ehefrau. Der 54-Jährige spielt den Betroffenen und sagt, das sei ein Unfall gewesen. Der Mann hatte zuvor in einer Gaststätte mit seiner Frau gezecht. Zeugen berichten, das Paar habe gestritten. Willibert O. gerät auch deshalb in Verdacht, weil er schon im Jahr 1984 seine erste Ehefrau getötet hatte: Mit einem Schuss aus einem Revolver. Letztlich wird Willi O. in einem Indizienprozess schuldig gesprochen. 

Das Drehbuch:  Traut sich ein vorbestrafter Mörder noch einmal dieselbe Tat? Für die Beantwortung dieser schwierigen Frage wird die Mordkommission Franken nach Bayreuth und in den Landkreis beordert. Bei den Ermittlungen in den Dorfgästhäusern der Fränkischen Schweiz finden Felix Voss und Paula Ringelhahn heraus, dass es in dieser Gegend leckeres Bier gibt und der Verdächtigte Willi O. dem gerstensaft fleißig zugesprochen hat. Dass der starke Trinker aber ausgerechnet in der Todesnacht seiner zweiten Frau relativ nüchtern Auto gefahren war, nährt den Verdacht der Hauptkommissare. In diesem Fall kommen anderen Mitgliedern der Mordkommission tragende Rollen zu: Weil Felix Voss und Paula Ringelhahn Willibert O. nicht überführen können, müssen der Chef der Spurensicherung Michael Schatz (gespielt von Matthias Egersdörfer) und  Kommissarin Wanda Goldwasser ran. Sie machen in der Nacht Fahrversuche an der Stelle, an der das Opfer überfahren wurde und finden heraus, dass es kein Unfall gewesen sein kann.

Der Darsteller: Für die Rolle des alkoholsüchtigen Ehefrauenmörders kommt Armin Rohde in Betracht.

DER MÖRDERISCHE MANAGER

Der Originalfall: Am 6. Oktober 2001 wird an einem Waldrand bei Thurnau die Leiche einer 51-jährigen Geschäftsfrau aus Baden-Württemberg gefunden. Sie galt als vermisst: Die Frau war mit  einer Busreisegruppe auf dem Weg nach Ungarn und am 28. September  wegen ihres abgelaufenen Reisepasses an der Grenze abgewiesen worden. Die Bayreuther Kripo findet heraus, dass die Frau an der Grenze in ein Auto gestiegen war. Die Spur führt zu einem Manager aus Oberfranken. Der bestreitet, wird vor Gericht erst freigesprochen, später doch noch verurteilt.

Das Drehbuch: Die Mordkommission Franken bekommt einen schier unlösbaren Fall. Ein angesehener Manager eines oberfränkischen Porzellanherstellers hat eine Anhalterin mitgenommen, die er in einer Notlage glaubte. Jetzt ist die Frau tot. Hauptkommissar Felix Voss und seine Mordkommission Franken finden heraus, dass der Verdächtige eine dunkle Seite hat: Bordellbesuche, Gewalttätigkeit, Schulden. Grünes Klebeband, mit dem die Hände der Leiche gefesselt waren, wird in dem Fall das Hauptindiz. Die Ermittler weisen nach, dass der Verdächtige ein solches Klebeband gekauft hatte. Das grüne Klebeband war im Originalfall übrigens ebenfalls das Hauptindiz.

Der Darsteller: Den Geschäftsmann mit der dunklen Seite könnte Heiner Lauternach übernehmen.

Unser Archiv gäbe noch weit mehr Fälle her, aber zurückhaltend, wie wir Oberfranken nun mal sind, sagen wir: "Bassd scho so". Unterfranken und Mittelfranken sollen ja auch mal zum Zug kommen.

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Der Kurier wird sich mit dem Franken-„Tatort“ weiter beschäftigen. In dieser Woche gibt es Interviews und Vorberichte, am 12. April selbst werden wir die Ausstrahlung mit einem Live-Ticker und auf Twitter begleiten. Für den Live-Ticker kommen Drehbuchautor Hannes Betz, der Bayreuther Kripo-Chef Uwe Ebner und Franken-Experte Eberhard Wagner in die Redaktion zum gemeinsamen Gucken.

 

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