Studenten gründen den Universitätssportclub Bayreuth Die Vision vom College-Sport

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Damals noch im Dress des SV Mistelgau, ist Jannik Lockl (links) heute Trainer und Vorstandsvorsitzender des neu gegründeten Universitätssportclubs Bayreuth. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Bayreuth hat einen neuen Sportverein. Vor kurzem gründeten Studenten den Universitätssportclub (USC) Bayreuth. Und die Gründer treibt eine Vision an, sie träumen von College-Sport nach amerikanischem Vorbild.

 
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In den USA sind Universitäten längst Taktgeber im Sport. Im Basketball, Football oder Eishockey gibt es Uni-Ligen, die Talente hervorbringen, die regelmäßig den Sprung in die NBA, NFL, NHL, also die stärksten Ligen der Welt, schaffen. Doch dieses System ist in Deutschland nicht gewachsen und deshalb nur schwer vorstellbar – das weiß auch Jannik Lockl. Der Vorstandsvorsitzende des Bayreuther USC erklärt: „Aber wir wollen den Sport stärken und Uni-Teams einen geregelten Verbandsspielbetrieb anbieten.“

Im Fußball gibt es das in Bayreuth schon länger. Vor zwei Spielzeiten gründete sich hauptsächlich auf Betreiben der Trainer Lockl und Manuel Eisele – er ist nun auch USC-Finanzvorstand – eine Spielgemeinschaft aus Post-SV, SpVgg und Studenten, die mit Lizenz des Post-SV in der Kreisklasse an den Start ging. „Aber wir waren sehr unorganisch, wenig strukturiert und dieses Konstrukt wäre zusammengebrochen, sobald Jannik und ich uns zurückziehen“, erklärt Eisele. „Wir wollen etwas Nachhaltiges schaffen. Deswegen führte aus unserer Sicht kein Weg an der Gründung eines Vereins vorbei.“ Zusammen mit zehn Gleichgesinnten gründeten sie den USC. Am Ende des Jahres sollen es etwa 100 Mitglieder sein. Dabei ist der USC als Mehrspartenverein angelegt. Neben Fußball ist bereits eine Abteilung Eishockey gegründet. „Wir sind für alles offen“, sagt Lockl. „Golf, Tennis, Futsal oder auch Frisbee. Wir wollen Studenten die Möglichkeit geben, sich zu strukturieren.“

Dabei muss ein USC-Team nicht zwingend in den Verbandssport einsteigen. Das lässt sich an den Beispielen Fußball und Eishockey belegen. Im Fußball wird der USC die Spielgemeinschaft mit dem Post-SV aufrechterhalten und unter dem Dach des Bayerischen Fußballverbandes starten. Eine Beteiligung des Eishockey-Teams am Spielbetrieb des Bayerischen Eissportverbandes ist dagegen aus finanziellen Gründen utopisch. Hier spielt die USC-Mannschaft in der zweithöchsten nordbayerischen Hobbyliga. „Wie der Spielbetrieb organisiert wird, muss von Fall zu Fall entschieden werden“, sagt Lockl. „Im Tennis könnte ich mir zum Beispiel auch eine Kooperation mit Bayreuther Vereinen vorstellen.“

Kritik, dass der USC Bayreuther Vereinen künftig Spieler abziehen könnte, erstickt Eisele im Keim: „Bei fast 15 000 Studenten gibt es genügend sportliches Potenzial für alle Vereine. Beispiel Fußball: Wir planen mit 80 Aktiven für zwei Teams, das ist nur ein Bruchteil der Fußballer an der Uni.“ Und auch den vermeintlichen Vorteil der hervorragenden Sportanlagen der Universität kann der USC nicht ausspielen. „Ein Verbandsspielbetrieb kann auf den Uni-Sportanlagen in nächster Zeit nicht stattfinden“, sagt Uwe Scholz, Leiter des allgemeinen Hochschulsports an der Uni Bayreuth. „Da würden wir ein großes Fass aufmachen, vor allem organisatorisch können wir das aktuell nicht stemmen.“ Jedoch habe jeder Student das Recht, die Anlagen für Trainingszwecke zu nutzen. Zudem betont Scholz: „Wo es möglich ist, versuchen wir mit dem USC zu kooperieren und ihn zu unterstützen. Wir sehen die Vereinsgründung absolut positiv, vor allem weil sich der USC einen sozialen Auftrag auf die Fahnen geschrieben hat.“

Der neue Verein will Anlaufstelle für Studenten sein, helfen, sich am Studienort zurecht zu finden und die Möglichkeit bieten, zügig ein Netzwerk unter Gleichgesinnten aufzubauen. „Das kommt im heutigen Uni-Alltag oft zu kurz“, sagt Lockl. „Viele pendeln nur zwischen Seminaren und Bibliothek. Bayreuth und die Region lernen sie nicht kennen.“ Da könne der gemeinsame Sport Abhilfe schaffen.

„Wir sind mit unserem Fußball-Team regelmäßig in der Region unterwegs“, sagt Eisele. „Wir machen Ausflüge, die die meisten Studenten wohl ohne den Sport nicht gemacht hätten.“ Zudem seien die Aktiven wegen der Spiele auch an den Wochenenden in Bayreuth. Manche haben sich deshalb um Praktikumsplätze bei Firmen im Umkreis bemüht und könnten sich nun vorstellen, auch nach Ende des Studiums in Bayreuth zu bleiben. „Wir wollen die Integration leben“, sagt Eisele. „Und vom USC können nicht nur die Studenten, die Uni oder der Sport allgemein profitieren, sondern die ganze Region.“

Enge Bindung zur Uni

Nicht jeder kann Mitglied des USC Bayreuth werden. Nur Studenten, Mitarbeiter oder Absolventen der Uni Bayreuth sind beitrittsberechtigt. „Das mussten wir in der Satzung verankern“, sagt Vorstandvorsitzender Jannik Lockl. „Das hängt mit unserer engen Bindung zur Uni zusammen, da wir uns künftig als vollwertiger Bestandteil dieser etablieren wollen.“ Wer den Verein unterstützen will, obwohl er nicht beitrittsberechtigt ist, kann sich dem ebenfalls neu gegründeten Förderverein „USC Support“ anschließen. Der Mitgliedsbeitrag des Hauptvereins in Höhe von 60 Euro pro Jahr ist bewusst gering gehalten. „Tiefer konnten wir nicht gehen, weil alleine die Passanträge sonst zu teuer kommen würden.“

SG will oben mitspielen

Im Fußball wird der USC Bayreuth als Spielgemeinschaft mit dem Post-SV in der Kreisklasse antreten. „Wir müssen schauen, wie wir die Semesterferien überstehen“, sagt USC-Trainer Jannik Lockl. „Aber unser Ziel ist es, möglichst lange oben mitzuspielen.“ Dafür hat sich die SG auch nochmals personell verstärkt. Als Neuzugänge stehen fest: Moritz Hemkendreis, Benjamin Stückrad, Paul Mohr (alle BSC Bayreuth-Saas), David Rau, Yannik Klein (beide TSV Neudrossenfeld), Luca Piga, Stefan Hertlein (beide DJK Kolbermoor) und Patrick Pachelbel (TuS Grafenwöhr). „Auf längere Sicht ist unser Ziel die Kreis- oder Bezirksliga“, sagt Lockl. Die Bezirksliga-Teilnahme ist allerdings laut Verbandsstatuten als SG nicht möglich.

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