30 Kunden friedlich wartend vor dem Laden
Weil einer der Ehrenamtlichen also alle paar Minuten vor die Tür muss, um die nächsten Kunden aufzurufen, habe man die Situation dort gut im Blick. „Die Essener Kollegen haben vielleicht nicht genügend vor die Tür geschaut“, sagt Zilles. In Essen, wo fünfmal soviele Kunden bedient werden, es aber auch nur 140 Helfer und damit genauso viele wie in Bayreuth gibt, sei das wohl auch schwerer.
Folglich stehen am Mittwoch gegen 13 Uhr etwa 30 Kunden friedlich wartend vor dem Laden. Dass das im Sommer anders ist, auch dafür gibt es Gründe. Die Menschen träfen sich dann zum Plaudern, sagt Peter Zilles. Der Platz vor der Tafel sei längst zum sozialen Treffpunkt geworden. Armut mache schließlich einsam. Eine Wohnung, in der man gerne Gäste empfange, fehle den meisten, genauso das Geld, um sich in ein Café zu setzen.
Konflikte mit den Helfern auch in Bayreuth
Freilich, Probleme gebe es auch in Bayreuth. Etwa drei Mal im Jahr fänden Verstöße gegen die Benimmregeln statt, die mit einem mehrwöchigen Einzug der Kundenkarte sanktioniert würden. In aller Regel handele es sich um verbale Entgleisungen den Helfern gegenüber, weil die in den Augen mancher Kunden nicht genügend zu essen über die Ladentheke reichten.
Zilles sagt, das hänge auch damit zusammen, dass manche Kunden den Einsatz der Helfer gar nicht wertschätzen könnten. Manche würden selbst nach Jahren nicht glauben, dass die Helfer für ihre Arbeit kein Geld bekämen. Vielerorts sei so ein Engagement einfach nicht üblich. Ob die Kollegen der Essener Tafel richtig gehandelt haben, darüber gibt es unter den Ehrenamtlichen in Bayreuth unterschiedliche Meinungen.
"Es reicht für alle"
Bayreuth ist nicht Essen, sagt die hiesige Tafel-Vorsitzende Ingrid Heinritzi-Martin im Interview.
Die Essener Tafel nimmt vorerst keine Migranten mehr auf, weil es offenbar zu Reibereien mit einheimischen Tafelberechtigten kam. Wie sieht es in Bayreuth aus?
Ingrid Heinritzi-Martin: Ich bin froh, dass das bei uns nicht so ist. Herumgeschubse in der Warteschlage vor dem Laden gibt es hier nicht. Die genauen Verhältnisse bei der Essener Tafel kenne ich aber nicht. Bei uns geht es sehr geordnet zu. Insgesamt haben wir jede Woche mit den beiden Einkaufstagen Mittwoch und Samstag im Schnitt rund 500 Kunden. Pro Einkauf zahlt ein Alleinstehender einen Euro, ein Paar 1,50 Euro und eine Familie zwei Euro.
Wie viele Migranten als Kunden hat die Bayreuther Tafel?
Heinritzi-Martin: Das ist schwer zu sagen. Ich möchte auch gar keine Unterschiede zwischen Migranten und Deutschen machen. Neue Kunden behandeln wir genauso wie alte.
Reichen Ihre Vorräte für alle Kunden?
Heinritzi-Martin: Wir bekommen unsere Lebensmittel von Supermärkten und Nahrungsmittelbetrieben aus der Region und vom Tafel-Zentrallager im Nürnberger Land. Und die reichen für alle unsere Kunden. Auch wenn nicht immer für jeden alles da ist: Keiner geht mit leerer Tasche aus dem Laden.