Die Stadthalle und das liebe Geld

Von Michael Weiser
 Foto: red

Filigran geschwungene Lamellenverkleidung statt massiv wirkender unregelmäßig gefalteter Holzwände: So könnte das Große Haus der Stadthalle künftig aussehen. Architekt Thomas Knerer berichtete vor dem Bauausschuss über den Stand der Planungen und stand Rede und Antwort zu den Kostensteigerungen von 55 auf fast 62 Millionen – Auslöser für erregte Diskussionen über Sinn und Unsinn von Optimismus und Pessimismus.

 
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Die Mutter aller Kostensteigerungen bei der Stadthalle: Sie stand auch in der Liste der Kostensteigerungen. 100.000 Euro waren das seinerzeit, zu bezahlen den Erben des Architekten Hans Reissinger, quasi als Ablösung fürs Urheberrecht an der Stadthalle, noch vor dem Start der Bauarbeiten fielen sie an.

Dabei blieb es nicht; mit Mehrkosten von über 400.000 Euro beispielsweise schlägt die Erhöhung des Bühnenportals zu Buche, wegen der Akustik. Jüngst kamen nochmals ein paar Millionen hinzu: Von 55,324 Millionen auf 61,730 Millionen stieg die Rechnung, rund elf Prozent mehr als ursprünglich berechnet.

Schlechte Bausubstanz

Architekt Thomas Knerer war vor dem Bauausschuss erschienen, um nochmals über die Gründe der Kostensteigerung zu berichten, allem voran die schlechte Bausubstanz. „Da waren größere Schäden als ursprünglich ersichtlich“, sagte Knerer. „Trotz gründlicher Vorbereitung war nicht alles erkennbar.“ Ähnliches habe für Schadstoffe gegolten. „Da ist viel Unvorteilhaftes zu Tage gekommen.“ Ein weiterer Grund sei der Baupreisindex, angeheizt durch die hohe Nachfrage nach Baufirmen. 

An den Kostensteigerungen nicht beteiligt sind die neuen Entwürfe, die Knerer vorstelle. In Zusammenarbeit mit der weltweit tätigen Firma Müller BBM habe man ein neues Konzept für das Große Haus entwickelt. Der Kristall, von dessen ungleichmäßig abgeschrägten Flächen aus der Klang verteilt werden soll, ist demnach verworfen. Das neue Konzept sieht zwar ebenfalls Akustikpaneele an den Wänden vor, sie werden aber hinter elegant geschwungenen Holzlamellen verborgen sein.

Akustiksegel

Für einen trockeneren Klang, wie er fürs Sprechtheater benötigt wird, kann hinter den Lamellen ein Vorhang über klangreflektierende Flächen gezogen werden. Die Decke wird mit Akustiksegeln abgehängt. Hinter den Lamellen findet ein Gang für Techniker Platz. Eine weitere Neuerung: Das teuer erweiterte Bühnenportal kann – wiederum für Theater – abgesenkt werden.

Stefan Specht von der CSU lobte den neuen Entwurf als „freundlicher, spannender und attraktiver“. Auch Ernst-Rüdiger Kettel von der Bayreuther Gemeinschaft zeigte sich angetan.

Kritik kam dagegen vor allem von Stefan Schlags von den Grünen, der sich „geschockt“ äußerte und die Konzentration auf die kulturelle Nutzung rügte. „Wir wollten doch ein multifunktionales Veranstaltungszentrum haben“, sagte er. Die Aufgabe bestehe nicht darin, einen Konzertsaal zu gestalten, schrieb er dem Architekten ins Stammbuch.

Warnung vor Kostenlawine

Insgesamt vermisst der Werbefachmann ein Profil. „Die Frage ist, wie wir die Marke Stadthalle gestalten“, sagte Schlags. „Da sind wir schon über der Zeit.“

Knerer gab Auskunft auch über Stilfragen – etwa über das Lila der Sitze in seinem Entwurf -, Diskussionen entzündeten sich aber vor allem an den Kostensteigerungen, beziehungsweise daran, ob Optimismus oder Pessimismus angebracht sei. Helmut Zartner (FDP/DU) warnte vor einer "Kostenlawine".

„Wie kann man sich ernsthaft wundern über statische Schwierigkeiten“, fragte wiederum Thomas Bauske (SPD). „Es war uns doch allen klar, dass das ein alter Kasten ist, dass man da mit allem rechnen muss.“ Die SPD habe von Anfang an Kosten von 80 Millionen vorausgesagt, man solle aufhören, die Menschen für blöd zu verkaufen.

„Ich persönlich bin Optimist“, antwortete darauf Ernst Rüdiger Kettel. „Sie können nichts dafür, Sie sind SPD-Mitglied und daher Pessimist.“ Weswegen wiederum Halil Tasdelen seinem Fraktionschef beisprang: "Ich bin Optimist, ich bin Realist und ich bin gern bei der SPD.“ Man müsse kein Hellseher sein, um zu ahnen, dass 61 Millionen nicht das Ende der Fahnenstange seien. Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe wiederum verwahrte sich gegen den SPD-Vorwurf mangelnder Transparenz.

Versteckter Schatz?

Die Planungen einzudampfen – das regte Stefan Schuh von Junges Bayreuth an. Als robuster Optimist äußerte sich wiederum Helmut Parzen von der CSU. „Man muss auch was riskieren“, sagte er, man dürfe nicht „die Bremse reinhauen“. Vielleicht entdecke man ja noch einen Schatz wie das Bernsteinzimmer.

Das wiederum dürfte unwahrscheinlich sein. Thomas Knerer wollte weitere Preissteigerungen etwa durch verschärfte Vorschriften nicht ausschließen, geht jedoch davon aus, dass man von größeren Überraschungen am Bau selbst nunmehr verschont bleibe. Auch die Archäologen, die den Bau begleiteten, gingen nicht von sensationellen Funden im Untergrund der Stadthalle aus, sagte Knerer. 

Ob uns wie es weitergeht, ob der Entwurf und die Kostensteigerungen zu akzeptieren seien – das muss demnächst der Stadtrat entscheiden. Die Abstimmung des Bauausschusses darf man als Empfehlung für die Planer ansehen – allerdings nur mit knapper Mehrheit, getragen von CSU und BG.

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