Die Spürnasen der Stadtwerke

Von Frank Schmälzle
Peter Schauß (links) und Karl-Heinz Müller laufen dort, wo die Gasleitungen liegen. Meistens mitten unter der Straße. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Sie sind da, damit nichts anbrennt. Und schon gar nichts in die Luft fliegt. Wenn es draußen nicht regnet, sind Peter Schauß und Karl-Heinz Müller in diesen Tagen auf den Bayreuther Straßen unterwegs. Zu Fuß und buchstäblich mitten auf der Straße. Das müssen sie, das ist ihr Job. Sie suchen nach kleinen Löchern und Lecks im Bayreuther Gasnetz. Denn die könnten großes Unheil anrichten.

 
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Einer geht voran. Mit einem Laptop, auf dem der Verlauf der Gasleitungen exakt abzulesen ist. Das Laptop protokolliert mit. Punkt für Punkt entlang des Gasnetzes. Ein paar Meter dahinter der Zweite. Mit einem Messgerät, das aussieht wie ein Staubsauger. Und auch so ähnlich funktioniert. Es saugt Luft an. Dort, wo Gas am ehesten austreten könnte, wenn die Leitung undicht ist. An den Rinnsteinen, an den Kanaldeckeln oder Hydranten, an aufgeplatztem Straßenbelag. Das Gerät prüft, ob Gas in der Luft ist. Drei millionstes Teile pro Kubikmeter reichen, dann schlägt es Alarm. Denn dann ist die Gasleitung undicht.

"Wir orten das Problem"

Wenn Peter Schauß und Karl-Heinz Müller einen Schaden im 400 Kilometer langen Erdgasnetz der Stadtwerke feststellen, ist noch lange keine Gefahr im Verzug. Erst wenn die Gaskonzentration etwa in einem Schacht bei vier bis 17 Prozent liegt, besteht Explosionsgefahr. Darüber wäre das Gemisch so fett, dass es brennt. Soweit soll es nicht kommen. Dafür sorgen die beiden Mitarbeiter der Stadtwerke. Müller sagt: „Wir orten ein Problem, bevor es wirklich gefährlich werden kann. Wir sind für die Sicherheit da.“

200 Kilometer müssen sie ablaufen

Immer nach Ostern geht es für Schauß und Müller los. Dann machen sie sich auf den Weg. In einem Jahr im Süden Bayreuths, im nächsten im Norden. Heuer ist der Norden dran – vom Roten Main bis zur Hohen Warte. Im vergangenen Jahr haben sie im Süden 28 kleine Löcher im Gasnetz gefunden. Dann wird die Straße aufgebohrt und das Leck exakt lokalisiert. Und danach kommen die Männer vom Bau. Machen die Straße auf, setzen ein neues Stück Rohr aus Eisen oder Kunststoff ein. Wie alt das Gasnetz in Bayreuth ist? „Das lässt sich so nicht beantworten“, sagt Klaus Marklof, Leiter des Netz-Managements bei den Stadtwerken. Die ältesten Rohre stammen aus den 1950er Jahren. Die neusten sind gerade erst verbaut. Denn das Gasnetz wächst stetig.

Die Wanderung dauert zehn Wochen

All das Erdgas, das die Stadtwerke von einem Lieferanten kaufen, in Seulbitz, im Industriegebiet und am Drossenfelder Weg in ihr Netz einspeisen und an ihre Kunden weiterverteilen, entsprach im vergangenen Jahr einer Energieleistung von 826 Gigawatt. Damit ließen sich mehr als 41000 Haushalte ein Jahr lang warm halten. An 8600 Hausanschlüsse und an zahlreiche Unternehmen liefern die Stadtwerke Gas. Zum Heizen, aber auch für sogenannte Prozesswärme.

Zehn Wochen lang sind sie die „Straßenkinder“, wie sich Schauß und Müller selbst nennen, unterwegs. Dann ist ihre alljährliche, turnusmäßige Kontrolle erledigt. Aber fertig sind sie mit ihrem Job eigentlich nie. Wenn Anwohner anrufen und Gasgeruch melden, wenn Straße neu asphaltiert, Wege neu angelegt werden, dann sind sie draußen. Denn dann ist der Boden ja schon aufgegraben. Die beste Chance, um mögliche Schäden am Gasnetz zu entdecken.

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