Unter neuem Betreiber steigt die Zahl der verkauften Essen – Auch weil Eltern und Senioren speisen Die Schulmensa wird zur Gaststätte

Von Thorsten Gütling

„Wir wollen keine Autobahnraststätte werden und auch kein zweiter Wittelsbacher Hof“, sagt die Leiterin der Gesamtschule Hollfeld, Christiana Scharfenberg. Aber neben Schülern sollen künftig auch Eltern und Senioren in der Schulmensa essen. Die Schulmensa wird zur Kantine für alle. Es ist die vielleicht letzte Chance, die Mensa zu erhalten. Zuvor waren bereits drei Betreiber nach jeweils einem Jahr abgesprungen.

 
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Seit vier Wochen ist Ardiana Seferaj da. Die 28-jährige Köchin ist die vierte Betreiberin der Hollfelder Mensa in vier Jahren. Nach der Kulmbacher Geschwister-Gummi-Stiftung, der Forchheimer Schulhaus GmbH und der Kulmbacher Arbeiterwohlfahrt. Als die drei Betreiber einer nach dem anderen scheiterten, hatte Seferaj noch eine Kantine in Kulmbach betrieben und in einem Tagungshotel bei Lichtenfels gekocht.

Eine 28-Jährige ist die neue Betreiberin

Aber nicht nur Seferaj ist neu. Neu ist auch, dass die Eltern der Schüler das Mittagessen nicht mehr Wochen im voraus bestellen müssen. Seit diesem Schuljahr gibt es Essen vom Buffet. Für vier Euro gibt es freie Auswahl inklusive Getränk. Und neu ist, dass Eltern mit ihren Kindern essen können genauso wie Senioren, die keine Lust auf Kochen und Abspülen haben, dafür aber umso mehr auf Unterhaltung.

Von 20 auf 80 Essen am Tag

Seitdem werde nicht nur sehr viel weniger Essen weggeworfen, sagt Seferaj. Seitdem habe sich die Zahl der verkauften Essen auch beinahe vervierfacht. Von 20 auf bis zu 80 am Tag.

Im Mitteilungsblatt der Stadt hat die Schule die Öffnung der Schulmensa für Jedermann bereits beworben. Mitarbeiter des Altenheims und des Mehrgenerationenhauses der Caritas haben daraufhin Probe gegessen. Seitdem kommen drei Senioren jeden Mittag zum Essen. Ruth Domide, die Leiterin des Mehrgenerationenhauses, sagt: „Zehn können es sicher werden.“ Sie sieht in der Mensa eine ideale Ergänzung für die Senioren der Stadt. Wer fit genug ist, kommt in die Schule und werde dort abwechslungsreicher versorgt, als zuhause. „Ernährung im Alter krankt oft an Einseitigkeit“, sagt Domide. Wer nicht mobil ist, wird vom Mehrgenerationenhaus weiterhin zuhause versorgt.

Seferaj sagt, es gehe ihr weniger um den Umsatz, den zehn Senioren der Mensa bescherten. Sondern darum, einen Teil zum Austausch der Generationen beizutragen. Den Erfolg der Mensa führt sie auf die Essensauswahl und die freie Auswahl am Buffet zurück. Schon früher hatte Schulleiterin Scharfenberg kritisiert, die Betreiber hätten zwar gesundes, in den Augen der Schüler aber wenig attraktives Essen geboten.

Blumen und Tischdecken

Einen Stammtisch haben die Senioren in der Mensa schon. Anders als die restlichen Tische ist er mit Blumen und Tischdecken geschmückt. Einen Wermutstropfen hat der neue Erfolg der Mensa aber auch: Der Pausenverkauf von Hausmeister Gerhard Schnappauf wurde abgeschafft. Darum hatten zuvor schon die drei anderen Betreiber gebeten, mit mäßigem Erfolg. Zwar durfte Schnappauf zuletzt nur noch in der ersten Pause Getränke und belegte Brote verkaufen, weil sich manche Schüler aber gleich für den ganzen Tag damit eindeckten, bot er der Mensa damit trotzdem die Stirn.

Aus für den Hausmeister

Jetzt macht Seferaj das Geschäft allein. Scharfenberg sagt, dass sie das Ende des Hausmeisterverkaufs bedauert, sich das Problem der niedrigen Umsätze in der Mensa aber nicht anders lösen ließe. Denn andernfalls stünde der Landkreis vor einem Problem: Mit 200.000 Euro hat der Freistaat die Hollfelder Schulküche gefördert. Weitere 100.000 Euro flossen für den Bau des Gebäudes. Immer unter der Voraussetzung, dass der Landkreis die Mittagsverpflegung sichert. Klappt das nicht, weil sich kein Betreiber mehr findet, muss der Landkreis Teile der Zuschüsse zurückzahlen.

In der Vergangenheit hatte Hollfelds Bürgermeisterin Karin Barwisch immer wieder kritisiert, dass es in Hollfeld kaum Gaststätten gebe, die mittags geöffnet hätten.