Die Schöpfungsgeschichte neu erzählt

Von Ulrike Sommerer
Pfarrer Thomas Bayer hat ein Buch geschrieben, das Kindern die Schöpfungsgeschichte erzählt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Thomas Bayer ist ein Pfarrer. Pfarrer erzählen Menschen von Gott. Zum Beispiel erzählen sie, dass Gott die Welt erschaffen hat. Diese Geschichte nennt man auch Schöpfungsgeschichte. Thomas Bayer erzählt sie nun auf besondere Weise und nicht einfach in einer Kirche. Er hat ein Buch darüber geschrieben. Ein Buch für Kinder. In diesem Buch bekommt Gott einen anderen Namen.

 
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Es ist gar nicht so leicht, zu verstehen, wie die Welt entstanden ist. Vielleicht ist es sogar unmöglich. Wissenschaftler sagen, dass es einen Urknall gegeben haben muss. Dann hat sich Leben entwickelt und immer weiter entwickelt. In der Bibel wird erzählt, dass Gott die Welt erschaffen hat. In sieben Tagen hat er Himmel, Erde, Wasser, Pflanzen und Tiere erschaffen. Für Thomas Bayer sind das keine verschiedenen Geschichten. „Glaube und Verstand schließen sich nicht aus“, findet er. Und so hat er das, was die Wissenschaft herausgefunden hat, in die Schöpfungsgeschichte eingebunden. Denn, sagt er, es muss ja eine Kraft gegeben haben, die einen Urknall auslösen konnte.

Warum Gott die Liebe ist

In seinem Buch nennt Thomas Bayer diese Kraft nicht Gott. Er gibt der Kraft den Namen, der Gott für ihn ist: Liebe. Er findet nämlich, die Menschen gebrauchen das Wort Gott inzwischen, um zu begründen, wenn sie Böses tun. Und deshalb denken viele beim Wort Gott an dieses Böse. Deshalb nennt er Gott in seinem Buch: Die Liebe. „Die Liebe kennen alle Menschen. Und Liebe ist auch unsichtbar. Wie der liebe Gott.“ Liebe, sagt Thomas Bayer, „ist eine irre Kraft“. Liebe sei ja auch mehr, als wenn man jemanden liebt. Liebe könne etwas verändern. Liebe sei kreativ. In der Schöpfungsgeschichte, die Thomas Bayer erzählt, trifft die Liebe auf die Dunkelheit. Auch Dunkelheit ist etwas, das Kinder kennen. Durch dieses Zusammentreffen von Gott – der Liebe – und der Dunkelheit, entstand schließlich ein großer Knall: der Urknall. „Wahnsinn!“, staunte die Liebe. „Dass die Liebe eine solche Kraft besitzt, hätte ich selbst nicht gedacht“, heißt es in dem Buch.

Lange nachgedacht, schnell geschrieben

Thomas Bayer hat ganz lange über die Geschichte nachgedacht. Zwei Jahre lang. Er wollte schon immer einmal ein Buch schreiben, jetzt, mit 61 Jahren, hat er sich diesen Traum erfüllt. Auslöser war vielleicht auch, dass Thomas Bayer Opa geworden ist. Vor eineinhalb Jahren kam sein Enkel Mika zur Welt. Ihm hat Thomas Bayer sein Buch gewidmet. Das heißt, er hat es für Mika geschrieben.

Nach zwei Jahren Nachdenken über das Buch hat sich Thomas Bayer dann hingesetzt und die Geschichte an zwei Nachmittagen aufgeschrieben. Für ein Kinderbuch braucht man auch Bilder. Es war gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der passende Bilder zur Schöpfungsgeschichte malen kann. Aber Thomas Bayer wusste, dass die Tochter eines Kollegen zeichnet und sogar Kunst studiert. Und so bat er Leila Kleineidam, ob sie die Bilder zu seinem Buch zeichnet. Die Künstlerin sagte sofort ja. Die beiden haben sich gar nicht getroffen. Über E-Mails verständigten sie sich, erst vor kurzem liefen sie sich persönlich über den Weg, erzählt Thomas Bayer. „Wir haben uns gleich verstanden.“

Von den Schwierigkeiten, für Kinder zu schreiben

Obwohl Thomas Bayer drei Söhne hat (sie sind schon erwachsen) und ja auch seinen Enkel, war er trotzdem nicht sicher, ob Kinder seine Geschichte verstehen. Also ließ er eine Erzieherin lesen und prüfen, ob die Sprache verständlich sei. Ein, zwei Kleinigkeiten wurden noch verbessert. „Es ist ja auch Aufgabe eines Pfarrers, so von Gott zu erzählen, dass auch Kinder es verstehen“, sagt er. Dann musste Thomas Bayer einen Verlag finden, der sein Buch veröffentlicht. Jetzt hält er es in der Hand.

Der Pfarrer hat schon Erwachsenen erklärt, um was es da geht. Und er würde auch in Kindergärten und Schulen gehen, wenn er sein Buch vorstellen soll. Thomas Bayer ist seit sieben Jahren in Bayreuth, vorher war er in Pegnitz und arbeitete dort als Krankenhauspfarrer. In Bayreuth ist er Pfarrer für allgemein-kirchliche Aufgaben. Das klingt ganz schön kompliziert. Er erklärt, was er tut: Er steht am Sonntag nicht auf der Kanzel und predigt, wie andere Pfarrer. Sondern er hat besondere Aufgaben. Zum Beispiel arbeitet er mit Menschen, die lange arbeitslos sind. Er arbeitet mit Flüchtlingen und mit Menschen, die Flüchtlinge betreuen.

Kindern von Gott zu erzählen findet Thomas Bayer wichtig. Manche Eltern meinen, dass sich ihre Kinder selbst einmal entscheiden sollen, ob sie an Gott glauben, oder nicht. Aber Thomas Bayer sagt, dass man sich nur für oder gegen etwas entscheiden kann, was man kennt. Kinder müssten unsere Religion kennen lernen können. Sie gehöre zu unserer Kultur.

Info: Thomas Bayer: Am Anfang war die Liebe. Die Schöpfungsgeschichte neu erzählt. 14,80 Euro, ISBN: 978-3038302582.

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