Die Rückkehr des Huberbuam

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In einer Multivisionsshow gewährt Alexander Huber morgen um 19.30 Uhr im Haus des Gastes in Oberwarmensteinach Einblicke in seine spektakulären Touren – hier an der Sansara-Route nahe der Lofereralm. Foto: Huberbuam Foto: red

Je härter die Herausforderung, desto stärker sind auch die Erinnerungen“, sagt Alexander Huber, der diese prägenden Eindrücke sammelt wie andere Leute Briefmarken. Der 48-jährige Traunsteiner ist seit über zwei Jahrzehnten einer der internationalen Topstars der Bergsteiger- und Kletterszene. Bekannt wurde der jüngere der Huberbuam vor allem durch seine herausragenden Leistungen im Sportklettern. Unter anderem hält er Speed-Rekorde an den großen Wänden des Yosemite Nationalparks, und er durchstieg die Direttissima an der Großen Zinne in den Dolomiten ohne Seil und Haken, also free solo. Am Samstag, 19.30 Uhr, ist der Ausnahme-Athlet zu Gast in Oberwarmensteinach. „Im Licht der Berge“ heißt sein Multivisionsvortrag, in dem er seine Gäste an seinen Erfahrungen und Abenteuern teilhaben lässt. Im Interview mit dem Kurier verrät Alexander Huber unter anderem, wie das Alter seine Unternehmungen beeinflusst, welche Rolle die Angst bei seinen Free-Solo-Begehungen spielt und welche Beziehungen er zu unserer Region hat.

 
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Sie haben selbst einmal gesagt, dass die im Klettern so wichtige Maximalkraft ab 30 Jahren sukzessive abnimmt. Inwieweit beeinflussen das Alter und die damit verbundenen körperlichen Grenzen ihre Unternehmungen?

Alexander Huber: Als reiner Kletterer habe ich schon lange meinen Zenit überschritten. 1994 bis 1996 war meine Spitzenzeit im Sportklettern, danach nahm ich auch ganz bewusst Abschied von der reinen Schwierigkeit und verlegte meinen Fokus auf große Wände an großen Bergen.

 

Das bedeutet also für Ihre Projekte automatisch – weg vom puren Klettern, hin zur Expedition?

Huber: Im Prinzip ja. Es geht weg von der reinen Kraft zu Herausforderungen, die im Ausdauerbereich liegen. 

 

Sie hatten die 8000er bislang nicht so auf dem Zettel wie andere Alpinisten Ihrer Klasse. Warum? Und reizt sie so etwas nicht?

Huber:1998 habe ich den Cho Oyu (8188 Meter Höhe, Anm. d. Red.) bestiegen. Es ist auch heute noch ein besonderes und intensives Erlebnis, auf einem der großen Berge der Welt zu stehen. Aber sicher suche ich mehr die Herausforderungen an den Felsbergen.

 

Ihre bergsteigerische Vita ist so voll mit Höhepunkten: Speed-Rekorde an den den großen Wänden im Yosemite Nationalpark, die Besteigung des Mount Asgard auf Baffin Island oder die Free-Solo-Begehung der Direttissima an der Großen Zinne. Was war die größte Herausforderung?

Huber:Für mich waren alles besondere Erfahrungen, für die ich kein Ranking hergeben kann. Jedes Unternehmen hat seine herausfordernden Details, aber entscheidend ist am Ende die Summe aus allen diesen Erfahrungen.

 

Besonders atemberaubend für Außenstehende sind die Free-Solo-Aktionen – ohne Seil und sonstige Sicherung. Können Sie uns beispielsweise mal ein Stück weit mitnehmen in die große Zinne. Was fühlt man, wenn man 100 Meter über dem Boden ist und weiß, wenn ich jetzt daneben greife oder ein Griff ausbricht, dann war es das?

Huber: Genauso denke ich natürlich nicht. Ich bin kein lebensmüder Mensch. Volle Konzentration und das Wissen, dass ich der Aufgabe gewachsen bin, sind entscheidende Faktoren.

 

Ist Angst in solchen Momenten hinderlich oder förderlich?

Huber:Die Angst ist unsere wichtigste Lebensversicherung in den Bergen. Also ganz klar: förderlich!

 

Welche Kriterien liegen der Auswahl ihrer Projekte folglich zu Grunde und haben auch Sponsoren Mitspracherecht?

Huber:Das Projekt muss mich ansprechen und sicher auch ein Stück weit herausfordern. Die Sponsoren tragen nur einen ganz kleinen Teil zur Finanzierung meines Lebens bei und haben damit keinen Einfluss auf die Auswahl meiner Projekte.

 

Nun zu Oberwarmensteinach und zu Ihrem Vortrag. Was dürfen die Besucher erwarten? 

Huber: Im Vortrag zeige ich spektakuläre Bergbilder, die mit Filmsequenzen und außergewöhnlicher Musik gemixt sind. Inhaltlich behandele ich die Frage, wie der Alpinismus das Bild der Berge für den Menschen verändert hat. Wurden früher die Berge als lebensfeindlich und bedrohlich wahrgenommen, so rückt heute der Alpinismus diese steile Welt in ein anderes Licht.

 

Wie wichtig sind solche Termine für das Eigenmarketing? Sind sie bloße Pflicht oder auch ein bisschen Vergnügen?

Huber: Die Vorträge sind meine Lebensgrundlage. Allerdings ist es auch eine Arbeit, die ich sehr gerne mache. In Oberwarmensteinach freue ich mich besonders darüber, mit einem Teil des Erlöses der Veranstaltung etwas zu einer Boulderwand für Kinder und Jugendliche beitragen zu können.

 

Was halten Sie vom Fichtelgebirge als Klettergebiet?

Huber: Sehr viel. Das Fichtelgebirge ist extrem cool, ein supergutes Klettergebiet, denn der dort vorhandene raue Granit mit seinen kissenartigen Wülsten stellt besondere Ansprüche an die Technik. Ich habe hier schon so viele Routen geklettert – an den Rudolfstein-Felsen zum Beispiel, aber auch am Haberstein, am Hohenstein, am Waldstein und am Püttnerfels.    

 

Eine immer größer werdende Kletterszene gibt es in der Fränkischen Schweiz und im Frankenjura. Haben Sie auch da schon Spuren hinterlassen? 

Huber: Früher waren mein Bruder Thomas und ich dort sehr oft an den Sportkletterfelsen unterwegs, wir sind eine Vielzahl von Routen geklettert, insbesondere diejenigen, die von Thomas Fickert eröffnet wurden. Es ist halt für jeden Geschmack und in jeder Schwierigkeit etwas dabei – ein herausragendes Sportklettergebiet.

 

Zur Person: Der Kletterkünstler

Er zeigt Kletterkunst in höchster Dimension.“ Das sagte Bergsteiger-Legende Reinhold Messner unlängst über Extremkletterer Alexander Huber, dessen alpine Leidenschaft einst durch seinen Vater Thomas Huber, selbst ein herausragender Bergsteiger, entfacht wurde. Zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Thomas bildete Alexander ab dem 15. Lebensjahr eine Seilschaft. Bekannt wurde der Jüngere der Huberbuam zuerst durch seine Erfolge im Sportklettern.

Als Erster überhaupt kletterte er Mitte der 90er Jahre Routen im oberen elften Grad. 1997 leitete er eine Expedition ins Karakorum nach Pakistan. Dort gelang ihm die erste Begehung der Westwand des 7108 Meter hohen Latok II. Ein Jahr später stand der diplomierte Physiker auf dem Gipfel des sechsthöchsten Berges der Welt, dem 8201 Meter hohen Cho Oyu.

Im Jahr 2001 kletterte Huber eine neue Route im großen Dach der Nordwand der Westlichen Zinne, die „Bellavista“, frei und kreierte damit eine der schwierigsten alpinen Felsrouten überhaupt. Mehrfach sorgte der Kletterer dann mit Free-Solo-Begehungen für Aufsehen.

Etwa im Jahr 2002, als er ohne Sicherung durch die legendäre Direttissima an der Nordwand der Großen Zinne kletterte oder 2008, als er ebenfalls komplett ohne Sicherung den Grand Capucin am Mont-Blanc besteigt, den schwierigsten Berg der Alpen.

Von sich reden machten die Huberbuam nach der Jahrtausendwende mit ihren Speed-Begehungen am El Capitan in Kalifornien. Die Versuche, den Speed-Rekord an der etwa 1000 Meter langen Kletterroute „Nose“, bildeten die Grundlage zum Kinofilm „Am Limit“, der den Huberbuam auch abseits der Kletterszene zu enormer medialer Aufmerksamkeit verhalf.

Vor wenigen Tagen wurde Alexander Huber in München mit dem renommierten Paul-Preuss-Preis ausgezeichnet.

 

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