Don und Giovannis spielen jetzt Klezmer. Nur eine Hand voll Menschen tanzt und holt sich spontan Applaus ab. Der Rest ist mit Anziehen beschäftigt. Blaues Plastik weht im Wind. Der Eine zerrt am Anderen. Gar nicht so leicht reinzuschlüpfen. Bei "O sole mio" gehen die ersten Regenschirme auf. "Euch geht's noch gut?", fragt der Don. "Wir würden jetzt eigentlich eine Pause machen, aber wir ziehen das durch. Wer weiß, was noch kommt." Bayreuth zieht mit. Nur wenige gehen.
Instrumente werden geschützt
45 Minuten. Die Band zieht sich auf der Bühne zurück. Einen guten Meter nach hinten. "Es gibt auch Cellos von Stradivari", sagt der Don. "Die sind eine Million wert und sollten nicht nass werden." Die Seitenwand der Bühne bläht sich im Wind. Der Don braucht eine Trinkpause. Ihm hat's was in den Hals geblasen. "Irgendwas wollte da unbeingt rein. Wird's schon wieder rausblasen." Frauen im blauen Ponchos werfen ihm Blumen auf die Bühne.
Mehr Wind, mehr Regen
Nach 55 Minuten: mehr Wind, mehr Regen. Ein Bauzaun, der den Weg zur Bühne versperrt, kippt um. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes fängt ihn auf. Der Wind weht sein Namensschild davon. "Sie mögen schon noch, auch wenn es etwas nasser wird?", fragt der Don. Als Antwort raschelt Plastik im Wind. Der Don singt ein Lied, das von der Rückkehr nach Sorrento handelt. Später sagt er: "Ich habe mich gefühlt wie am Meer. Alles blau und dieser Wind." Seine Aufforderung zum Tanzen: "Ich möchte jetzt die Wellen sehen."
Ein blauer Strom entlädt sich
Bayreuth tanzt nicht, aber es hält aus. Als Zugabe gibt's "Azzurro". Der Regen wird immer stärker. Nach 90 minuten sagt der Don: "Danke, dass Sie ausgehalten haben. Möge Deutschland die EM gewinnen, wenn Österreich schon nicht mehr dabei ist." In alle Seitenstraßen entlädt sich ein Strom von Menschen in blauen Plastikjacken. Bayreuth hat ausgehalten. Diesen Abend werden die Menschen so schnell nicht vergessen.
Ganz andere Bilder: Unsere Fotogalerie vom sonnigen Klassik Open Air am Freitag.