Die kleinste Bank im Landkreis

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Die Raiffeisenbank Emtmannsberg unterhält als einzige im Landkreis noch ein Warengeschäft. Die Vorstände Jan Kalbitz (links) und Stefan Lischkowitz nennen das ihr Hobby. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die kleinste Bank im Landkreis zu sein - ist das jetzt gut oder schlecht? Die Vorstände der Raiffeisenbank Emtmannsberg finden, dass das die falsche Fragestellung ist. Sie jedenfalls haben eine Nische gefunden, in der sie ganz gut zurechtkommen.

 
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Ein Mal im Jahr müssen die Vorstände deutscher Banken bei der Bundesbank antreten - zum Aufsichtsgespräch. Das gilt für die riesige Deutsche Bank genauso wie für die 22.000-mal kleinere (!) Raiffeisenbank Emtmannsberg. Und am Ende dieses Austauschs kommt dann eine Art Zustandsbeschreibung plus Prognose heraus. Ihre finden Stefan Lischkowitz und Jan Kalbitz durchaus treffend. Die Raiffeisenbank Emtmannsberg sei eine "kleine Bank mit Warengeschäft in ländlicher Umgebung mit städtischem Einfluss und mindestens mittelfristigen Zukunftsperspektiven", zitieren die beiden Vorstände. Und ergänzen, dass ihr Risikozuschlag bei den Eigenkapitalvorschriften prozentual so gering sei, wie bei kaum einer anderen bayerischen Genossenschaftsbank. "Das zeigt, dass unser Geschäftsmodell ein eher geringes Risiko birgt."

Mehr Einlagen, weniger Gewinn

Ein Geschäftsmodell, das mittlerweile für eine Bilanzsumme von 67 Millionen Euro (Vorjahr: 63 Millionen) gut ist. Was Lischkowitz und Kalbitz daran nicht gefällt, ist, dass das Plus vor allem aus den Einlagen stammt, die von knapp 38 auf 45 Millionen Euro zulegten. Der Kreditbestand, an dem sich trotz sinkender Zinsspanne immer noch etwas verdienen lässt, blieb dagegen bei 39 Millionen Euro konstant. Eine Folge ist, dass der Reingewinn auf 141.000 Euro (170.000) zurückging. Allerdings wurden weitere sieben Millionen Euro an Baukrediten mit sehr langen Laufzeiten, die für die Bank ein höheres Risiko bedeuten würden, an Partner im genossenschaftlichen Verbund weitervermittelt. Das gesamte Kundenvolumen, also inklusive in den Verbund vermittelter Anlagen, stieg von 112 auf 118 Millionen Euro.

Hauptzielgruppe der Raiffeisenbank im kleinen Ortsteil Troschenreuth sind junge, bauwillige Familien. "Wir sind eine Baufinanzierungsbank", sagt Lischkowitz, das mache fast zwei Drittel des Geschäfts aus. Die Stärke seines kleinen Hauses sei es, einfache Lösungen in kurzer Zeit anbieten zu können. Trotz der zunehmenden Dokumentationspflichten bei der Beratung, "um die wir natürlich auch nicht herumkommen", sei es weiter möglich, in einem zwei bis dreistündigen Beratungsgespräch Klarheit über einen Baukredit zu schaffen, wenn die relevanten Unterlagen lückenlos vorliegen.

Keimzelle Landwirtschaft

Die zweitgrößte Gruppe unter den konstant 3000 Kunden sind mit etwa 13 Prozent des Geschäftsvolumens immer noch die umliegenden Landwirte, deren Versorgung mit Gelddienstleistungen ja auch die Keimzelle der 1894 gegründeten Bank war. Hinzu kommen ein paar mittelständische Firmen, die meist nicht mehr als 50, in wenigen Einzelfällen aber auch über 100 Mitarbeiter haben. Und schließlich noch Freiberufler und Selbstständige, viele davon aus Bayreuth.

82 Prozent Online-Quote

25 Kilometer rund um Emtmannsberg - so definieren Lischkowitz und Kalbitz ihr Marktgebiet. Ist da der etwas abgelegene Standort nicht ein Nachteil? Das sehen die beiden Vorstände nicht so und verweisen auf die hohe Weiterempfehlungsquote. Ihre Kunden kämen meist sehr gut vorbereitet zu den Terminen in die Bankstelle, um alles möglichst effektiv durchgehen zu können. Ihnen sei wichtig, schnell einen Termin zu bekommen. Da müssten die 18 Mitarbeiter nicht selten zeitlich flexibel sein - oder auch schon mal eine Beratung über Skype leisten, wenn der Kunde gerade irgendwo auf der Welt unterwegs ist. Einfachere Dinge würden sowieso immer öfter online erledigt. Die Online-Quote von 82 Prozent bei den Girokonten ist jedenfalls außergewöhnlich.

Genossenschaftlicher Verbund garantiert Eigenständigkeit

Und wie steht es mit der Eigenständigkeit? Heißt es nicht, die zunehmenden Herausforderungen durch Regulierung, Kostendruck und Digitalisierung seien nur mit einer gewissen Größe zu schaffen? Da bringen Kalbitz und Lischkowitz Friedrich Wilhelm Raiffeisen und dessen Ideen ins Spiel - dass viele zusammen das schaffen können, was ein Einzelner nicht vermag. "Wir können unsere Selbstständigkeit, die unsere Mitglieder übrigens immer wieder von uns fordern, nur wahren, weil wir im genossenschaftlichen Verbund sind", sagen die Vorstände. Weil Genossenschaftsverband und Zentralinstitute ihnen bei Aufgaben helfen, die sie alleine nicht schaffen würden. Ein Prinzip, das auch vor Ort funktioniere - wenn sich kleinere Banken gegenseitig bei gewissen Aufgaben helfen. Nach dem Motto Kooperation statt Fusion.

Tradition Warengeschäft

Sie seien jedenfalls stolz, dass ihre Bank den Namen Raiffeisens führt. Auch wegen ihres Hobbys. So nennen die Vorstände das Warengeschäft, das sie als einzige Bank im Landkreis noch anbieten und das zuletzt rund 280.000 Euro Umsatz, aber keinen Gewinn brachte. Aber es sei halt Tradition und ein Kundenbindungsinstrument für die Landwirte. Und gehöre deshalb zu ihrer Nische.

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