Bemerkenswert ist auch, dass gerade die Causa Wenning den Anlass für eine solch harsche Reaktion liefert. Der scheidende Regierungspräsident ist eine Person des öffentlichen Lebens. Er muss es gewohnt sein, mit Kritik umzugehen. Und dass er es ist, hat er in dem Kurier-Bericht, der jetzt solche Wellen schlägt, bewiesen. Es ist ihm „wurscht“, was die Grünen zu bekritteln haben. Das wäre allemal genug an Reaktion gewesen.

Dass ausgerechnet die CSU jetzt so allergisch aufdie Kritik an dem Regierungspräsidenten reagiert, verwundert nicht. Welches Parteibuch hat Wilhelm Wenning? Genau, das der CSU. In der Vergangenheit hätte es andere Anlässe gegeben, Indiskretionen, wenn man sie als solche sehen mag, zu ahnden. Nicht aber im Fall Wenning. Wenn der scheidende Regierungspräsident im Namen der Stadt geehrt wird, geschieht das auch im Namen aller Bürger. Sie haben ein Recht darauf, zu erfahren, dass nicht alle Stadträte dies unter den gegebenen Umständen gut finden. Das gehört zur Transparenz.

Jetzt wäre es angebracht, dass die Verwaltung ebenso viel Sorgfalt darauf verwendet, Öffentlichkeit herzustellen, wie sie dafür einsetzt, künftig Öffentlichkeit zu verhindern. Ausgerechnet der Hauptausschuss, in dem gestern die Entscheidung für eine Anzeige gegen unbekannt fiel, lieferte den Beweis. Im nichtöffentlichen Teil ging es darum, wie weit die Verwaltung mit dem Aufarbeiten der missglückten Umstellung auf die doppische Haushaltsführung ist. Die Pannen dabei kosten das Geld der Bürger. Aber darüber spricht man lieber hinter verschlossenen Türen.

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frank.schmaelzle@ nordbayerischer-kurier.de