Nur am Mittwoch weniger Frequenz – Dafür ist der Samstag umso stärker Die Institution Wochenmarkt

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Der Wochenmarkt als Institution genießt so etwas wie Denkmalschutz in Bayreuth. Wie die Rotmainhalle, die seit Herbst 1935 dem Markt ein Dach bietet. Während in anderen Städten Händler wegbrechen, ist der Wochenmarkt in Bayreuth vor allem am Samstag ausgebucht – mit Warteliste. Die Frequenz am Mittwoch ist zurückgegangen. Recht deutlich sogar, sagen einige Händler.

 
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Roland Gräbner (55), Gärtnermeister und Sprecher der Wochenmarkt-Beschicker, redet nicht um den heißen Brei herum: „So lange niemand am Ast des Wochenmarktes sägt, sind wir alle zufrieden.“ Gräbners Familie steht seit 1949 am Wochenmarkt. Das eint seine Gärtnerei mit vielen anderen Anbietern.

Wer einen Platz hat, der gibt ihn nicht wieder her. Vor allem am Samstag nicht. „Am Mittwoch ist die Auslastung des Wochenmarktes derzeit nicht optimal, nachdem ein Händler mit großem Angebot nur noch samstags kommt“, sagt Joachim Oppold, der Pressesprecher der Stadt Bayreuth.

25 Beschicker stellen ihre Stände am Mittwoch auf, am Samstag sind es 47. „Dazu kommen zwei bis drei Saisonbeschicker, je nach Jahreszeit“, sagt Oppold. Ähnlich sieht es beim Viktualienmarkt aus, der dienstags und donnerstags am Stadtparkett stattfindet: „Dienstags sind es zehn, am Donnerstag 13 Beschicker dort.“

Gräbner sagt, der Wochenmarkt bekomme immer wieder neuen Auftrieb. Die Kunden würden ganz bewusst regionale, saisonale Produkte kaufen. Das liege nicht zuletzt an den Lebensmittel-Skandalen der vergangenen Jahre. „EHEC war so ein Thema.“ Bei ihm und bei anderen Anbietern würden die Kunden eben noch sehen, dass die Waren, die er anbaue, auf dem eigenen Feld wachsen, sagt der Gärtner. „Wir kaufen höchstens Äpfel und Zwiebeln im Frühjahr zu. So früh wir möglich bieten wir eigene Produkte an.“

Das schätzen die Kunden. Gerhard Kräußel (72) beispielsweise sagt, er komme „sicher schon seit 20 Jahren jeden Mittwoch und jeden Samstag“. Seine Gründe: „Hier ist Frische garantiert. Die Bedienung ist freundlich. Und der Markt steht für große Zuverlässigkeit und eine immer große Angebotspalette.“ Kräußel sagt, ihm falle kein Produkt ein, das er vermissen würde. Sieglinde Borger (49), die seit ihrer Jugend auf den Wochenmarkt kommt, muss auch lange überlegen: „Blumen, Gemüse, Fleisch, Fisch. Eigentlich alles da. Produkte der Bayreuther Käserei fehlen mir persönlich vielleicht, die früher hier verkauft wurden. Und am Mittwoch ist das Angebot ebenfalls geschrumpft. Dafür ist die Stimmung am Wochenende immer genial. Das ist nicht wie im Supermarkt, hier passt auch das Zwischenmenschliche.“

Das bestätigt Gülcan Uysal. Die 42-Jährige hat ihren Feinkoststand seit 1999 in der Rotmainhalle. „Vor allem am Mittwoch hat man auch Zeit zum Plaudern mit den Kunden, weil die Frequenz an dem Tag schon deutlich zurückgegangen ist. Aber der Samstag, der ist schon wirklich besonders.“ Durch die vielen Stammkunden, die man über die Jahre kenne. „Und weil sich die Kunden am Wochenmarkt mehr Zeit nehmen zum Einkaufen. Das macht den besonderen Charme des Wochenmarktes aus“, sagt Uysal.

Selten geworden auf dem Wochenmarkt sind Anbieter wie der Imker Walter Graf. Einzelkämpfer mit einem Produkt. Der 70-Jährige stellt seit etwas mehr als zehn Jahren jeden Mittwoch seinen Tisch auf, bietet das an, was er bei seinen elf Bienenvölkern geerntet hat. „Leben könnte man davon nicht, das ist reines Hobby“, sagt Graf. „Und es dauert vor allem sehr lange, bis man sich seine Stammkundschaft erarbeitet. Die aber ist treu“ – und die kommt auch, wenn in der Sommerzeit die Halle mittwochs noch leerer ist als sonst.

„Die Stände fehlen schon am Mittwoch“, sagt Jürgen Schmidt (48), dessen Familie in dritter Generation den gleichen Standplatz auf dem Wochenmarkt hat – hinten, vor den fest eingebauten Ständen. „Am Mittwoch sind wir hier schon ein wenig abgehängt, der Tag ist oft auch ein Nullläufer. Dafür ist der Samstag top.“ Vielleicht, sagt Schmidt, sollte die Stadt an Markttagen ein Banner aufhängen an der Rotmainhalle. „Vor allem im Winter.“ Um mehr Menschen auf den Markt aufmerksam zu machen.

Ein Angebot, das Pressesprecher Oppold zeitgemäß nennt. Ein Angebot, das der Kunde durch seine Nachfrage bestimme. Und das in seiner Gesamtheit im Bestand nicht gefährdet zu sein scheint. „Die Rotmainhalle steht unter Denkmalschutz“, sagt Oppold. „Und wenn es um den Wochenmarkt geht, dann kocht immer die Bayreuther Volksseele.“

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