Die Heimat schätzen lernen

Von Norbert Heimbeck
Weil nach eineinhalb Jahren noch immer kein Betreiber für das Genusshaus gefunden ist, will die Sparkasse nun selbst nach einem Nutzer für die Halle in der Opernstraße suchen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die deutsche Unesco-Kommission hat Oberfranken als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet. Als erste Region Deutschlands hat Oberfranken sämtliche kulinarischen Spezialitäten erfasst und dokumentiert. Die Idee, eben diese Spezialitäten Einheimischen und Touristen in einem Genusshaus zu präsentieren, ist vor gut zwei Jahren geboren worden. Obwohl ein Konzept entwickelt wurde, gibt es derzeit noch keinen Betreiber für das Projekt.

 
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Wer ist wichtiger für Bayreuth? Die Festspiele oder die Universität? Wilhelmine oder Jean Paul? BAT oder Cybex? Die Entscheidung fällt Ihnen schwer? Kein Wunder. Denn Bayreuth setzt sich aus vielen Mosaiksteinen zusammen: Sport und Kultur, Industrie und Handwerk, Forschung und Tradition. Der Sport wäre nichts ohne die Wirtschaft, die Kultur nichts ohne die Tradition, die Industrie nichts ohne die Forschung.

Ein weiteres Begriffspaar, das gut zusammenpasst: Genuss und Oberfranken. Das gehört zueinander wie Bier und Brodwerschd, wie Schäuferla und Klöß’. Ausgerechnet diese Genussregion tut sich ein wenig schwer, öffentlich wahrgenommen und wertgeschätzt zu werden. Seit mehr als zwei Jahren gibt es die Idee, ein Genusshaus zu schaffen. Darin sollen Spezialitäten der Region präsentiert werden. Trotz eines guten Konzepts droht das Projekt zu scheitern. Es fehlt ein mutiger Betreiber. Und deswegen steht nun auch das Angebot der Sparkasse zur Nutzung der Schalterhalle in der Opernstraße auf der Kippe.

Das Genusshaus soll eine Art Leistungsschau der heimischen Erzeuger werden, in kulinarischer und handwerklicher Hinsicht. Handwerkspräsident Thomas Zimmer, der die Idee vorantreibt, sagt, das Genusshaus könnte ein Leuchtturm für die Region werden. Besonders in touristischer Hinsicht.

Dass Reisen und Genießen wunderbar zusammenpassen, zeigt den Bayreuthern gerade Jeff Maisel mit seinem vor einem Jahr eröffneten Bier-Tempel. Dieses Lokal hat ebenso wie die Landesgartenschau Besucher von auswärts nach Bayreuth gelockt. Genussideen funktionieren also sogar in Bayreuth. Kultur und Genuss in unmittelbarer Nachbarschaft – das wäre möglich, wenn das Genusshaus neben dem Markgräflichen Opernhaus eingerichtet werden könnte. Der Status Weltkulturerbe macht auch kleine Städte für Touristen anziehend, das zeigt ein Blick nach Bamberg. Oder ein bisschen weiter weg: Das 4000-Einwohner-Örtchen Bad Muskau ist Weltkulturerbe wegen eines gewissen Fürsten Pückler, der nicht nur ein leckeres Eis erfunden, sondern auch einen wunderschönen Park gebaut hat. An den Läden hängen dort Schilder, die auf „regionale Lebensmittel“ hinweisen, in den Restaurants werden lokale Spezialitäten auf der Speisekarte eigens ausgewiesen. Das müsste doch auch in Bayreuth möglich sein.

„Bassd scho“ genügt eben nicht, wenn man auf der Genusswelle mitschwimmen will. Weltweit besinnen sich die Menschen wieder auf ihre Regionen. Wertschätzen, was unsere Heimat zu bieten hat, das müssen wir Oberfranken noch lernen.

norbert.heimbeck@nordbayerischer-kurier.de