Hammerstatt: Was die Soziale Stadt vorhat und wo es hakt Die Hammerstatt öffnet sich

Von Katharina Wojczenko
Die erste Märchenstunde im Hammerstätter Hof: Lennox (vier) und Norah (sechs) lauschen. Klaus Wührl-Struller liest jetzt jeden Donnerstag vor. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Einen Mittagstisch gibt es immer noch nicht im Quartierstreff Hammerstätter Hof. "Es geht alles in kleineren Schritten als gedacht", sagt Ulrike Färber, Architektin und Quartiersmanagerin der Sozialen Stadt Hammerstatt. Trotzdem tut sich einiges - zum Beispiel am Zaun.

 
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Sorgenkind Mittagstisch

Am neuen Mittagstisch im ehemaligen Wirtshaus Hammerstätter Hof sollen sich Bewohner, Berufstätige, Rentner, Junge und Alte kennenlernen, reden und womöglich für ihr Viertel aktiv werden. Eigentlich sollte er schon im Herbst 2016 starten.

Um die Idee umzusetzen, war Bayreuth als einzige Kommune Bayerns ins Förderprojekt „Kooperation zwischen Kommunen und Privaten in der Sozialen Stadt“ gekommen. Geld gibt es nicht, sondern ein Netzwerk von Unternehmen und gemeinnützigen Mittlerorganisationen berät die Soziale Stadt bei der Umsetzung.

Aber es hakte beim Projekt, hauptsächlich wegen der fehlenden Küche. Diese würde ein Gastronom der Sozialen Stadt zwar überlassen. Allerdings hat sich der Einbau mehrfach verzögert. Zudem feilen Färber und ihr Team noch am Betriebskonzept. Echter Mittagstisch mit Kochen vor Ort, Catering und Essen aufwärmen oder doch nur kalte Küche mit Kaffee, Kuchen und Quiche?

"Fragebögen für alle Haushalte in der Hammerstatt sind in Vorbereitung", sagt Färber. "Damit wollen wir den Bedarf genau abfragen." Also kulinarische Vorlieben von Hausmannskost bis vegetarisch, die Tage, an denen ein Besuch des Mittagstisch in Frage kommt und ob jemand Interesse hat, sich das Essen nach Hause liefern zu lassen. Eins steht fest: Am 11. März wird es bei einer Auftaktveranstaltung zum ersten Mal etwas zu essen geben - mit oder ohne Küche.

Ärger über Zaun

Im Juli war er auf einmal da, Ulrike Färber ist immer noch "entsetzt": Ein Zaun, der parallel zum Roten Main verläuft, trennt den Garten der Essbaren Stadt und den Bolzplatz von den Wohnhäusern der Hammerstatt ab. "Und das, wo der Charme der Verbindungen ein wichtiger Bestandteil des Konzepts ist", sagt Färber. "Wenn Kinder beim Spielen den Ball hinüberschießen, müssen sie einen Riesenumweg gehen." Das habe sie bei mehreren Terminen mit dem Bauverein bemängelt. Passiert sei nichts.

Der Bauverein hatte sich vor Bau des Hochwasserschutzes vertraglich zusichern lassen, dass das Wasserwirtschaftsamt eine Absicherungsmaßnahme baut. "Ich vermute, dass es um die Verkehrssicherheitspflichten ging", sagt Julia Fick, Vorsitzende des Bauvereins. Die Sache wurde vor ihrer Zeit entschieden. "Dass der Bau mit jahrelanger Verspätung passiert, war ungünstig." Bei ihr hätten sich nur wenige Menschen beschwert. Die gute Nachricht: "Im Frühjahr werden wir einen Durchgang zum Bolzplatz schaffen."

Apropos Verbindungen: Zwischen Hammerstatt und Zentrum soll eine neue Fußgänger- und Radlerbrücke über den Roten Main entstehen. Die sechsstellige Summe für den Planungsauftrag sei für die Haushaltsvorbereitungen 2017 eingestellt.

Marode Bauten

Bezahlbares Wohnen im Altbestand soll die Hammerstatt ebenfalls lebenswerter machen. "Ohne die Zusammenarbeit mit dem Bauverein geht das nicht", sagt Färber. Von den Mehrfamilienhäusern im Viertel gehören mehr als die Hälfte Gewog und Bauverein. "Die schönsten Häuser würde der Bauverein am liebsten abreißen und neu bauen", sagt Färber.

Julia Fick, Vorstand des Bauvereins, sagt: "Wenn Frau Färber Konzepte hat, können wir darüber sprechen. Aber bei einigen Häusern könnte die Sanierung teurer als ein Neubau sein." Als Gründe nennt sie Grundrisse, die nicht mehr zeitgemäß sind, fehlende Stellplätze und feuchte Keller. "Selbst in anderen Bereichen, wo die Substanz besser ist, sind die Erfolge mäßig", sei ihre Erfahrung.

Färber sagt: "Es heißt bei den Gesprächen: Wir bekommen die Feuchtigkeit nicht heraus. Wenn Sanieren wirtschaftlicher ist, machen wir das - das wollen wir jetzt beweisen." 2017 soll an einem Musterhaus eine umsetzungsorientierte Studie entstehen. Das Gebäude soll bis Ende des Monats feststehen. "Wir wollen den Bauausschuss abwarten", sagt Färber. Zwei Häuser in der Friedrich-Ebert-Straße sind in engerer Auswahl.

Was jetzt schon läuft

Seit Januar gibt es zwei feste Termine im Hammerstätter Hof: Jeden Donnerstag von 15 bis 16.30 Uhr ist für Kinder ab zwei Jahren Märchenstunde mit Klaus Wührl-Struller vom Zeftii (Zentrum für Theater und Integration/Inklusion). Jeden zweiten Mittwoch im Monat, das nächste Mal am 18. Januar, ist "gemütlicher Hoftreff".

Darum kümmert sich die Hammerstätterin Nicole Okonkwo. Beim Sommerfest im Garten hatten ein paar Seniorinnen ihre Leid geklagt, dass es in der Hammerstatt keinen Ort mehr gebe, wo man sich zusammensetzen, reden und Rommee spielen könne. Deshalb bäckt Okonkwo jetzt alle zwei Wochen Kuchen, kocht Kaffee und sperrt auf. "Mir ist egal, wer kommt", sagt sie. "Jeder ist willkommen." Zum ersten Termin kamen sechs Menschen. "Eine Seniorin spielte mit meinem Kleinen Memory und erzählte ihm von früher. Das war schön."

Info: Am Dienstag, 17. Januar, stellt Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl den Bericht des Quartiersmanagements im Bauausschuss vor.

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