Stillstand an der abgebrannten Kristalltherme Die ewige Ruine von Fichtelberg

Von
Nicht getan hat sich an der Ruine der Therme in Fichtelberg im vergangenen Jahr. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Ein Jahr nach der Brandkatastrophe am Kristallbad ist man in Fichtelberg einer neuen Therme keinen Schritt näher gekommen. Der Streit tobt weiter zwischen Gemeinde und Badbetreiber. Der will erst mal abnehmen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Im Sommer vergangenen Jahres tobte der Kampf um die Versicherungssumme und um die Bestimmungshoheit auf dem Thermengelände vor den Augen der Öffentlichkeit. Das alles spielt sich jetzt hinter den Kulissen ab.Trotzdem gibt sich Helmut Schmitz, der Anwalt der Gemeinde Fichtelberg, zuversichtlich: Er stuft die Erfolgsaussichten, die Versicherungssumme zu bekommen und die Therme bauen zu können, als „nicht schlecht" ein. Bedauert allerdings die Länge des Verfahrens. „Das ist nicht im Interesse der Region", sagt er.

Dass Badbetreiber Heinz Steinhart kurz vor der Verhandlung am Oberlandesgericht am 5. Juni seine Anwälte gewechselt hat, will er nicht kommentieren. Allerdings könnte das ein gutes Zeichen für die Gemeinde sein, sagen Prozessbeobachter. „Es ist schwierig, sich in den komplexen Sachverhalt in Kürze einzuarbeiten", sagt Schmitz. Und er meint vor allem in die Dinge, die nicht in den Akten stehen.

Steinhart nimmt ab: in Richtung "Kampfgewicht"

Steinhart selbst sagt zu dem Wechsel seiner Anwälte relativ wortkarg: „Wir haben uns verbessert." Er ist umgestiegen auf eine Karlsruher Kanzlei, die sich auf Wirtschaft- und Steuerrecht spezialisiert hat. Dass seine bisherigen Anwälte zu sehr auf einen Vergleich mit der Gemeinde abzielten, bestreitet er. Denn Steinhart will kämpfen, auch wenn die Prozesse „20 Jahre" dauern.. Im Moment arbeitet er auf Teneriffa in einer „lebensverlängernden Kur" an seinem „Kampfgewicht", das soll auf 90 Kilo runter. Blutdruck 120 zu 70, sagt er. Seine Gegner sollen weder auf körperliche noch auf seine finanzielle Schwäche spekulieren.

Er habe im vergangen Jahr zwei Millionen Euro für Anwälte und wegen der Brandfolgen bezahlt.Die musste er aus eigener Tasche zahlen, weil die Gothaer Versicherung nicht gezahlt hat. Dagegen klagt Steinhart im Moment. Wann eine mündlichen Verhandlung stattfindet, hängt davon ab, ob das angerufene Gericht in Nürnberg örtlich zuständig ist. Und da der Fall Fichtelberg sehr komplex ist, wird es dauern, bis sich das zuständige Gericht eingearbeitet hat.

Als ein anonymer Hinweis auf Brandstiftung einging, schickte die Versicherung einen Ermittler auf die Spur des Brandstifters. Bisher ohne Ergebnis. Ob die Gothaer neue Gutachter und andere Fachleute heranzieht, dazu schweigt das Unternehmen. Was aber ist, wenn es Geld bezahlen muss und der Streit zwischen Gemeinde und Badbetreiber ist nicht beendet? Dann käme „eine Hinterlegung" der Summe in Betracht. Um die sich die beiden weiterstreiten müssen. „Dies wäre ein langer Weg", heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens.Indes lässt es seine privaten Ermittlungen weiter laufen – obwohl im Februar die Staatsanwaltschaft in Bayreuth die Ermittlungen eingestellt hat. Es soll keine Hinweise auf einen Brandstifter gegeben haben. Was die Versicherung anders sah. Allerdings haben die Ermittler aus Karlsruhe auch noch keinen Brandstifter gefunden. Ihre Ergebnisse haben sie, das bestätigten Unternehmen und Staatsanwalt, noch nicht dem Staatsanwalt übergeben. „Die Ergebnisse werden zivilrechtlich verwertet", heißt es. Um welche Wirtschaftsdelikte es sich handeln könnte? Schweigen. Der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Protzel sagte dem Kurier wegen einer eventuellen Brandstiftung: „Wenn es neue ernsthafte Hinweise gibt, können wir das Verfahren wieder aufnehmen."

Weißenstadt plant weiter für ein großes Bad

In Weißenstadt rückt ein Gesundheits- und Wellnessbad näher. Baubeginn soll Ende des Jahres sein. In den nächsten „zwei bis drei Wochen soll die Konzeptplanung und Baukostenberechnung abgeschlossen" sein, sagt Stephan Gesell vom Kurzentrum in Weißenstadt. Eine weitere Woche später soll die neue Firma gegründet werden, die das 40-Millionen-Euro-Projekt stemmen will. Wie die beiden bisherigen Kurzentren soll es eine Kommandit-Gesellschaft sein mit privaten Investoren der Region und Banken. Die ersten Gespräche mit Banken seien geführt. „Ob es realisiert werden kann, lässt sich derzeit nicht abschätzen", sagt Gesell. Allerdings sagt er auch: „Das Fichtelgebirge verträgt eine zweite Therme."

Eine kleine Chronik der Ereignisse:

12. Mai 2012. Samstagabend, 19.30 Uhr ist an der Kristall Radon Sole Therme in Fichtelberg Rauch zu sehen. Ein Junge sieht das, sagt dem Bademeister Bescheid, der ruft sofort die Feuerwehr. Doch die Wehr aus dem Fichtelberger Ortsteil Neubau merkt schnell, dass sie allein der Sache nicht gewachsen ist. Keine halbe Stunde später steht der Altbau in Flammen. Die mehr als 100 Gäste kommen unverletzt, teils nur mit einem Bademantel bekleidet, aus dem Gebäude.

12. Mai 2013. Die Ruine der Kristall Radon Sole Therme in Fichtelberg ist mit Bauzaun umgeben und mit Brettern dicht gemacht. Es ist ruhig geworden auf dem Schlachtfeld, auf dem sich im vergangenen Sommer Gemeinde und Badbetreiber um jeden Millimeter gestritten haben. Um die Abrissgenehmigung für das Dach, der angeblich einsturzgefährdet war. Die Gemeinde erlaubte schließlich den Abriss nur, damit man an das angeblich verseuchte Wasser herankam. Auch darum wurde gestritten. Wie sich später herausstellte, war schon längst vor dem Streit bekannt: kein giftiges Wasser drin.

Gestritten wurde auch ums Kupferdach der ehemaligen Thermen-"Kuppel": Mal war es da, mal sollte es gestohlen worden sein. Jetzt liegt es immer noch da.„Fahrlässige Brandstiftung" lautete das Ergebnis nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Eine glimmende Zigarette soll den Brand ausgelöst haben. Gutachter des Landeskriminalamtes konnten das zwar nicht beweisen, aber eine Brandstiftung war genauso wenig zu beweisen wie ein Brandstifter zu finden war.

Die Gothaer Versicherung, die schon eine erste Rate aus der Versicherungssumme zugesagt hatte – sechs Millionen Euro wollte sie damals zahlen, stoppte die Auszahlung. Eine Frau hatte sich anonym gemeldet und Hinweise auf einen möglichen Brandstifter gegeben. Private Ermittler machen sich auf die Suche – noch heute sind sie unterwegs. Auch sie haben keinen Brandstifter gefunden.Im November geht die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Gemeinde und Badbetreiber in die nächsthöhere Instanz. Das Oberlandesgericht Bamberg soll jetzt die Frage klären, ob Heinz Steinhart 1,5 Millionen Euro für entgangene Pachtzahlungen und Gebühren an die Gemeinde zahlen soll. Weil er das angeblich nicht gemacht hat, steht noch immer sein Name im Grundbuch – und das Bad gehört weiter der Gemeinde.

Seit Februar sind weitere gerichtliche Fronten aufgemacht: Steinhart hat die Gothaer verklagt. Es soll eine erste Klage sein. Er will die versprochenen sechs Millionen Euro haben. Die Gothaer hat sich auf die Klage eingelassen. Zeitgleich hat er der Gemeinde mit weiteren Klagen gedroht: Er will Schadenersatz haben.Ende vergangenen Jahres startete die örtliche CSU im Verbund mit Bürgern eine Bürgerinitiative für den „schnellen Wiederaufbau" der Therme. Allerdings scheiterte das Vorhaben an formalen Gründen: Die Fragen waren juristisch nicht einwandfrei. Der Gemeinderat musste das Vorhaben stoppen.

Autor

Bilder