Stadt zeichnet langjährige Mitwirkende der Festspiele aus – Steuerstreit beigelegt Die Dankeschön-Währung heißt Eichala

Gert-Dieter Meier
 Foto: red

Premieren, man weiß es seit der „Tannhäuser“-Inszenierung dieses Jahres, haben immer einen ganz besonderen Charme.

 
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Als Dienstag Bayreuths Oberbürgermeister Michael Hohl über 60 langjährige Mitwirkende der Bayreuther Festspiele erstmals im Rathaus loben und preisen wollte, weil der angestammte Ehrungsplatz Haus Wahnfried wegen Umbaus geschlossen ist, sorgten fleißige Handwerker für lustige Einlagen. Just in dem Moment, als Hohl loslegen wollte, donnerte ein Stockwerk unter dem großen Sitzungssaal der Bohrhammer los. Und der ertönte fortan immer wieder – auch am Ende, als die Festspielgesellschaft ergriffen Liszt lauschen wollte.

Der traditionellen Veranstaltung freilich tat das keinen Abbruch. Und die Geste der Stadt an jene, die ansonsten auf dem Grünen Hügel „den Festspielen zur Weltgeltung verhelfen“, wie Hohl sagte, war stärker als jedes Baustellengeräusch.

Seit vielen Jahren ist es Usus, dass die Stadt Sänger, Musiker, Techniker und sonstige Mitwirkende der Festspiele, die fünf und mehr Jahre in Bayreuth wirken, auszeichnet. Mit Richard-Wagner-Medaillen, Bayreuth-Stahlstichen und Eichala (0,5 und ein Liter).

Keiner weiß wie es funktioniert

Nach welchen Kriterien wer geehrt wird, bleibt ein Mysterium – auch für den Oberbürgermeister. Selbst Hohl nämlich vermag die „wundersame Eigenart des der Ehrung zugrundeliegenden Verwaltungsverfahrens“ nicht zu ergründen. Weshalb er den zu Ehrenden auch mit einem Lächeln auf den Lippen riet, es „einfach zu akzeptieren“.

An der Feierstunde im Rathaus nahmen auch die beiden Festspielleiterinnen Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner sowie Mitglieder des Stadtrats teil. Noch vor wenigen Monaten hatte es in Bayreuth einen veritablen Eichala-Zoff gegeben. Eine Prüfung durch das Finanzamt Bayreuth hatte ergeben, dass die Eichala, Stiche und Medaillen einen Sachwert von über 40 Euro haben – und also versteuert werden müssen.

Nachdem weder die Stadt noch die Festspiele Nutznießer der Präsente sind, hätten also die Beschenkten selbst für ihre Geschenke in die Tasche greifen müssen. Vor diesem Hintergrund war auch überlegt worden, die Ehrung ganz aufzugeben. Dann aber einigten sich die Kommune und die Festspielleitung mit dem Finanzamt.

Also kann weiter geehrt werden.

Foto: Ritter