Preise sind nicht gestiegen Die Christbaum-Saison hat begonnen

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Für Förster Gerhard Hösl hat die Weihnachtsbaum-Saison schon jetzt begonnen. Foto: Kircher Foto: red

Für Gerard Hösl (50) hat die Weihnachtszeit begonnen. Der Christbaumanbauer hat jetzt Hochsaison. Die ersten Kunden haben ihren Baum schon gekauft. Nicht teurer als die vergangenen Jahre. Die Branche hält die Preise stabil.

 
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Fünf Hektar voller Tannenbäume hat Hösl. Ein Hobby, wie der Berufsförster sagt. Aber eines, bei dem die ganze Familie mithelfen muss. Seit 15 Jahren experimentiert er, welche Tannen er am Fuße des Rauhen Kulm anbauen kann. Ob die amerikanische Colorado-Tanne oder die Korea-Tanne, alles wächst bei Hösl in Neustadt am Kulm. 15 Sorten. Dass die Saison so früh beginnt, ist für die Christbaumbauer normal.

„Bei uns wird das ganze Jahr über den Weihnachtsbaum geredet – nur im Januar nicht.“ Da braucht auch Thomas Emslander „mal ein anderes Thema“. Er ist der Vorsitzende des Arbeitskreises Bayerischer Christbaum. Die etwa 130 Mitglieder in Bayern sind landwirtschaftliche Betriebe mit Schwerpunkt Christbaumzucht und bringt es auf fast zweieinhalb Millionen Bäume im Jahr. Zwei Drittel der jährlich fast vier Millionen in Bayern verkauften Christbäume. „Die Schnittgrünsaison beginnt jetzt“, sagt Emslander. Zu Allerheiligen müssen Schnittzweige fertig sein. In Sachen Weihnachtsbaum sind die Anbauer schon seit August unterwegs. Sie markieren die Bäume, damit sich die Kunden die Qualitäten aussuchen können. Auch bei Hösls Bäumen waren schon die ersten Kunden. Wem ein Baum gefällt, der schneidet die Nummer ab, wirft sie in einen Briefkasten und kommt im Dezember wieder, um den Baum selbst zu fällen. Stand früher der Baum erst, wenn es auf Weihnachten zuging, steht er heuer immer öfter am ersten Advent. Ein Trend, der aus Amerika kommt.

Dies haben zwei repräsentative Studien von „Produkt und Markt Agribusiness“ ergeben, einem Unternehmen, das Marketing für den Bundesverband der Weihnachtsbaum- und Schnitterzeuger macht. Herauskam, dass 80 Prozent der sogenannten Drei-plus-Haushalte Bäume kaufen. Bei den Zwei-Personen-Haushalten und Singles sind es nur ein Drittel. Weihnachtsbaum ist Familiensache.

85 Prozent der Bäume kommen laut Studie aus deutscher Produktion. „Ein relativ hoher Wert“, sagt Hans-Georg Dressler, Sprecher von „Produkt und Markt Agribusiness“. Knapp zwei Drittel der Kunden lege Wert auf die regionale Herkunft – analog wie bei den Lebensmitteln.

Das merkt auch Hösl. Die Kunden legten Wert auf Frische. Was er garantiere. Denn schließlich können sie ihren Baum selbst fällen – wenn sie möchten. In Dänemark, Europas größtem Weihnachtsbaum-Markt, würden die Bäume schon ab Mitte Oktober gefällt. Und der Einsatz von Chemie sei größer.

Bei Hösl wächst auch Unkraut zwischen den Tannenbaum-Reihen. Fürs Gröbste schickt er Schafe in die Kolonien, die es abfressen sollen. Natürlich kommt auch er nicht ganz ohne Chemie aus. Aber er versprühe es nicht „über die Bäume“. Keine Nadel solle mit Chemie in Berührung kommen.

Die Schönheitskorrekturen macht er per Hand, als „guter Baumfriseur“. Immer wieder schneidet er Triebe ab. Der Baum reagiert, indem er dichter wird. Oder er lenkt mit Draht die Äste in die richtige Richtung. Denn der Kunde kauft nach Schönheitsideal à la Topmodel: schlank, gerade gewachsen, makellos.

Auch hier sei ein Trend wie beim Lebensmittel zu beobachten. „Man sucht den perfekten Baum“, sagt Marktforscher Dressel: rund gewachsen mit gleichmäßig verteilten Astreihen. Allerdings hat sich der Größenwunsch geändert: Mit 1,50 bis 1,70 Meter sollen die Bäume lieber kleiner sein als der Zwei-Meter-Baum, der noch vor ein paar Jahren in Mode war. In Mode geblieben ist aber immer noch die Nordmanntanne. Sie macht fast 70 Prozent aller Weichnachtsbäume aus.

Preislich bleibt der Markt stabil, sagt Christbaum-Verbandsvorsitzender Emslander. Seit drei Jahren gebe es keine Preiserhöhung. Und heuer war ein gutes Jahr für die Anbauer: Es gab keinen Spätfrost, der schlimmste Feind des Christbaums. Wenn Mitte Mai die Temperaturen ins Minus rutschen, schade das den Trieben. „Der Baum ist nicht mehr zu verkaufen“, sagt Hösl. In diesem Jahr aber seien die Wuchsmöglichkeiten gut gewesen.

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