Kerwa wie vor 60 Jahren: Die Altstädter waschen wieder Füße Die Booch-Gma lebt wieder auf

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Wolfgang Schinköthe (Mitte) wird Altstädter Honaratioren am Kerwa-Sonntag, 18. September, um 16 Uhr im Mistelbach erst mit Worten den Kopf und im Anschluss die Füße waschen. Es assistieren: Gerhard Förster (links) und Reinhard Schwarz vom Altstadt-Team. Foto: Eric Waha Foto: red

Die Altstädter Kerwa, die traditionell am dritten Wochenende im September stattfindet, ist in diesem Jahr schon durch den Abschluss des 50-jährigen Jubiläums der Erlöserkirche besonders. Das Altstadt-Team, das sich um die Organisation der Kerwa kümmert, setzt am Kerwa-Sonntag allerdings noch einen drauf: die Booch-Gma lebt wieder auf. Und mit ihr ein Brauch der besonderen Art: das Fießwaschen am Mistelbach.

 
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Nach und nach kommen sie zurück in die Alstatdt, die alten Bräuche und Kerwa-Gepflogenheiten. Seit ein paar Jahren hat das Altstadt-Team, in dem sich Vertreter der Vereine und die Wirte Gedanken über die Kirchweih machen und gemeinsam planen, einen nach dem anderen wieder aus der Versenkung geholt. Die Kerwa wird aus- und wieder eingegraben, man wäscht am letzten Tag die Geldbeutel, damit wieder frisches Geld hineinfließen möge. Die Straßenkerwa von einst gibt es auch wieder, wenn auch in kleinerem Rahmen.

Führungen und Geldbeutelwaschen

"Im vergangenen Jahr haben wir historische Führungen angeboten, die sehr gut angenommen wurden", sagt Gerhard Förster aus dem Altstadt-Team. "Wolfgang Schinköthe hat die Führungen sensationell gut gemacht", sagt Reinhard Schwarz. Auf der Suche nach einem neuen Höhepunkt zwischen kirchlicher und weltlicher Kerwa sind die Organisatoren über die Booch-Gma gestolpert. "Ein Stammtisch aus dem Wilden Moo, der sich vorgenommen hatte, eine Wirtshauskerwa zu machen. Dazu haben sie eine eigene, kleine Gemeinde gegründet, die Booch-Gma. Und aus ihrer Mitte heraus gleich einen Bürgermeister gewählt", sagt Schinköthe. Max Ammon soll der Bürgermeister gewesen sein. Und weil die Booch-Gma alles gleich richtig angepackt hat, gab es auch entsprechende Stamm-Krüge. Bemalt, mit einem in der Mistel, den der Volksmund Mistelbach nennt, stehenden Bürgermeister.

Die Promis von einst wurden in die Gemeinde gebeten

In den 50er Jahren hat die Booch-Gma zur Kerwa "Honoratioren aus der Altstadt", wie Schinköthe sie nennt, in ihre Gemeinde gebeten, hat ihnen am Wasser erst die Leviten gelesen und ihnen anschließend die Füße gewaschen. "Mit Heinz Pütterich, einem der alten Altstädter, habe ich erst vor kurzem gesprochen, der kann sich an die Aktion noch gut erinnern", sagt Förster.

Vier Honoratioren, ein Bürgermeister, zwei Vollstrecker

Vier Honoratioren, deren Namen allerdings noch streng geheim gehalten werden, müssen am 18. September nachmittags ran, bekommen von Wolfgang Schinköthe, der mit Frack und die Zylinder in die Rolle des Bürgermeisters schlüpfen wird, erst ein bisschen Feuer, bevor dann das Reinwaschen erfolgt. "Mit einem weichen Berschtla, in einem Wännla", sagt Schwarz, der zusammen mit Förster dem Bürgermeister als Vollstrecker assistieren.

Der zweite Festzug an einem Tag

Mit einer Glocke wird der Bürgermeister der Booch-Gma kurz vor 16 Uhr durch die drei Biergärten beim Glenk, beim Becher und beim Wilden Mann ziehen und die Gäste bitten, sich doch möglichst zahlreich um die Wasch-Stätte zu versammeln. Damit bekommt die Altstadt an diesem Tag ihren zweiten Festzug. Den ersten gibt es am Vormittag gegen 11.30 Uhr, wenn die Vereine und Kirchgänger von der Erlöserkirche durch die Altstadt ziehen.

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