Neues Technikzentrum in Wolfsbach ersetzt Werkstatt vor Ort – Bauern fürchten großen Zeitaufwand Die Baywa verlässt Speichersdorf

Von Ulrike Sommerer
Roland Eckstein ist Werkstättenleiter der Baywa in der Gemeinde Speichersdorf. Ende des Monats wird die Werkstatt geschlossen. Foto: Sommerer Foto: red

Die Baywa verlässt Speichersdorf. Zum Ende des Monats wird die Werkstatt im Ortsteil Kirchenlaibach geschlossen. Stattdessen entsteht in Wolfsbach ein neues Baywa-Agrartechnik-Zentrum. Laut Baywa-Geschäftsführer ändert sich für die Kunden nichts. Die Bauern sind allerdings gar nicht begeistert.

 
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Dass die Baywa-Werkstatt in Kirchenlaibach schon bessere Tage gesehen hat, ist nicht zu übersehen. Wann genau sie gebaut wurde, kann der zuständige Geschäftsführer Günter Schuster aus dem Stegreif auch gar nicht genau sagen, er tippt auf die 1950er Jahre. Seitdem ist viel Zeit vergangen und seitdem hat sich in der Landwirtschaft auch viel verändert. Nicht nur, dass die Werkstattgebäude in der Gemeinde Speichersdorf einfach in die Jahre gekommen sind, die Anforderungen an eine Werkstatt hätten sich auch geändert. „Das Gebäude ist verbraucht“, sagt Schuster. Es hätte also nicht nur saniert, sondern auch der Moderne angepasst werden müssen. „Mit einem großen Mähdrescher sind wir nicht mehr in die Werkstatt reingekommen“, sagt Schuster. Auch Vorrichtungen, um Kabinen von Traktoren oder Mähdreschern zu heben, habe es in der nötigen Form nicht gegeben. Und nicht zuletzt hätten sich auch Anforderungen an Sozialräume seit den 1950er Jahren gewandelt.

Rentabel sei die Werkstatt schon, sagt auch Roland Eckstein, 27, Leiter der Kirchenlaibacher Werkstatt. Rentabel, aber eben auch sehr renovierungsbedürftig.

Schuster sagt, man habe noch angefangen zu rechnen, was eine Sanierung der Kirchenlaibacher Werkstatt kostet, „aber wir haben es dann aufgegeben“. Stattdessen werden die fünf Kirchenlaibacher Baywa-Mitarbeiter künftig in Wolfsbach arbeiten. Dort entsteht für 2,5 Millionen Euro eine neue Baywa-Werkstatt. Im April ist Einweihung, vom 11. bis 13. April Tag der offenen Tür.

Entlassen wird also niemand, die Baywa stocke ihr Personal sogar auf, sagt Schuster. Denn wenn die Baywa nicht mehr vor Ort ist, soll verstärkt auf mobilen Service gesetzt werden. Das heißt, der Landwirt ruft an, dann kommt ein Baywa-Mitarbeiter vorbei und hilft bei Problemen mit kaputten Maschinen. Das kostet eine Servicepauschale. Die habe der Landwirt aber bisher schon zahlen müssen, wenn ein Baywa-Mitarbeiter anrücken musste. „Für den Kunden ändert sich nichts.“ Das sagt Schuster.

Landwirt Jörg Etterer, 34, sieht das anders. Er sagt: War bisher etwas an seinen landwirtschaftlichen Maschinen kaputt, konnte er einfach schnell in der Werkstatt vorbei fahren. Jetzt nach „Bayreuth zu eiern“, wenn Maschinen nicht rund laufen, oder zu warten, bis ein Servicemitarbeiter vorbei kommt, koste viel Zeit. Und die habe er gerade während der hektischen Erntezeit nicht.

Auch die Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofs müssen sich wohl umstellen, denn in der Gemeinde wird Fendt gefahren – weil die passende Werkstatt vor Ort war. Jetzt müssen die Bauhofmitarbeiter nach Bayreuth fahren, steht eine Reparatur an, sagt Bürgermeister Manfred Porsch. „Oder wir orientieren uns in die Oberpfalz.“ Das Gelände, das haben ihm Baywa-Chefs zugesagt, würde von Altlasten befreit zurückgelassen und soll dann von der Baywa zum Kauf angeboten werden.