An der Grundschule im Landkreis Forchheim begint der Unterricht erst um 8.45 Uhr Die ausgeschlafenen Schüler von Wiesenthau

Von Peter Rauscher
Auf in die Schule. Die Grundschüler in Wiesenthau haben am Morgen mehr Zeit als andere Kinder. Der Unterricht beginnt erst um 8.45 Uhr. Foto: Patrick Seeger/dpa Foto: red

Familienministerin Manuela Schwesig fordert einen späteren Schulbeginn, der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) plädiert für einen entsprechenden Modellversuch - an einer kleinen Grundschule in Oberfranken ist das bereits umgesetzt. Hier beginnt der Unterricht seit 2005 erst um 8.45 Uhr. Ein Kurzinterview mit Ulrike Kratz, Rektorin der Grundschule Wiesenthau im Landkreis Forchheim mit den vermutlich ausgeschlafensten Kindern Bayerns.

 
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Warum haben Sie sich vor zehn Jahren für dieses Modell entschlossen?
Ulrike Kratz: Es gab damals eine Untersuchung über den kindlichen Biorhythmus. Der Schulbeginn um 8 Uhr erfordert frühes Aufstehen und entspricht nicht diesem Biorhythmus. Das war ein Grund für die Einführung. Dazu kam die Idee, ein Ganztagsschulmodell aufzubauen und den Eltern eine verlässliche Betreuungszeit von 7.30 bis 15.30 Uhr zu garantieren. Das funktioniert mit einer Betreuungszeit von 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr. Bis 12 Uhr finden vier Stunden statt, dann gibt es eine Stunde Mittagspause, dann nochmal zwei Schulstunden. Dann haben wir die sechs Stunden, die sonst von 8 Uhr bis 13 Uhr abgeleistet werden. Der Schulbetrieb ist bei uns bis 14.30 Uhr gestreckt, danach folgt noch eine Betreuung bis 15.30 Uhr. Das ist eine Sonderform der Ganztagesschule.

Ist das Modell besser als Schulstart um 8 Uhr?
Kratz: Ich weiß nicht, ob das Modell besser ist. Es bringt halt einen anderen Rhythmus in den Schulalltag und gibt den Kindern die Möglichkeit, soziale Kontakte in der Schule zu pflegen, vor Unterrichtsbeginn und danach. Das gilt auch für die Lehrerkollegen. Der Nachteil für die Lehrer: Die Präsenzzeit an der Schule ist länger als anderswo, was für die Kollegen mit kleinen Kindern nicht unproblematisch ist. Dafür kann man mehr im Kollegium absprechen und stärker im Team arbeiten.

Warum funktioniert an Ihrer Schule, was an anderen Schulen offenbar nicht geht?
Kratz: Wir sind eine sehr kleine Schule mit vier Klassen und 60 Kindern, das ist traumhaft. Alle Kinder - bis auf Gastkinder - kommen zu Fuß zur Schule, wir brauchen also keine Busse. Deshalb kann man unser Modell wohl nicht so einfach auf andere Schulen übertragen. Hervorzuheben ist auch, dass wir eine sehr aktive Elternschaft haben, die sich stark einbringt.

Was BLLV und Kultusministerium zum früheren Schulbeginn sagen, lesen Sie hier.