Studium bei Kurt Overhoff
Wieland bereitete sich in München auf den Beruf des Malers vor, studierte ab 1940 bei Kurt Overhoff (der später eine Zeitlang das kurzlebige Bayreuther Symphonieorchester leiten sollte. Währenddessen besuchte er ausdauernd Proben und Aufführungen im Nationaltheater. Ihm war schon klar, dass er inszenieren wollte. Oswald Georg Bauer und Till Haberfeld dokumentieren Wielands Wachsen und Reifen an Texten zu jeder Inszenierung, aber auch an grundsätzlicheren Texten, in denen sich Wieland über seine Prinzipien äußert.
Über die Vermittlung des Theateragenten Neil Thornborrow, des Erben Friedelind Wagners, gelangten die Autoren an Entwürfe für eine „Tristan“-Inszenierung. Sie stammten von Wieland, waren gedacht für eine Tournee, die Friedelind vorgeschlagen hatte. Revolutionär, sagt Bauer, „da zeigt er schon früh und deutlich, welche Richtung er einschlagen wird“.
Heißer Draht zu Hitler
Haberfeld und Bauer können aber deutlich machen, mit welchen Bandagen Wieland und seine Frau Gertrud um die Macht am Grünen Hügel kämpften. Immer wieder reiste Wieland heimlich nach Berlin, zu Hitler, um sich als Festspielechef in Stellung zu bringen. „Doch auch der hat ihm gesagt, er sei noch zu jung“, sagt Bauer, „und so hat man vorerst über die Festspiele 1945 gesprochen, die sogenannten Friedensfestspiele.“
Dazu kam es bekanntlich nicht. Wieland saß gegen Kriegsende in Nußdorf und bereitete sich auf die Zeit nach dem „Dritten Reich“ vor. „Man darf sich das nicht so vorstellen, dass er da in seiner Studierstube saß, umgeben von Büchern“, sagt Bauer. Vielmehr waren Improvisation und Konzentration gefragt. „Es herrschten Not, Armut und Hunger. Man musste in dieser Zeit erstmal sein Leben gemanagt bekommen.“ Vor allem kappte und verschütetete Wieland die Verbindungen zum Regime, das ihm vieles ermöglicht hatte. "Als Kinder erlebten wir einen, der sich vom Dritten Reich distanzierte: öffentlich, ästhetisch und privat", sagte seine Tochter Nike Wagner (72) in einem Interview. "Er baute eine Mauer im gemeinsamen Garten gegen seine Mutter, die nicht aufhörte, ihre alten Nazis zum Tee zu empfangen. Heute weiß ich natürlich: Ja, er wurde begünstigt von Hitler."
Ein Buch mit Texten von Nike Wagner
Nike selbst wird ihren Vater im Jahr seines hundertsten Geburtstags würdigen – allerdings erst im November. Im Hatje & Cantz-Verlag soll, herausgegeben von Jens Neubert, ein Buch mit dem Titel „Wieland Wagner 1917 bis 1966 Opernarbeit. Fotos und Dokumente aus Archiven“ erscheinen. Es werde „sehr umfangreich“ ausfallen, sagte eine Sprecherin des Verlages.
Symposien und Konzert
Auch zu anderen Anlässen geht es um Bayreuther Festspielgeschichte seit den 30er Jahren Das Richard-Wagner-Museum und die Festspiele werden bei zwei Symposien in Haus Wahnfried zusammenarbeiten. Die Festspiele laden während der Premierenwoche zu einem Gedankenaustausch zum Thema „Wagner im Nationalsozialismus – Zur Frage des Sündenfalls in der Kunst“ und zur Frage „Oper ohne Wagner? Die Situation der Künste nach der Stunde null und in der Neuorientierung der 1950er Jahre“. Erwartet werden zu diesen Runden Experten wie die Musikwissenschaftlerin Silke Leopold, der Publizist Micha Brumlik sowie der Dramaturg und Opernintendant Klaus Zehelein.
Ende Juni Karten fürs Festkonzert
Thematisch angebunden sind vier Kammerkonzerte in Haus Wahnfried mit Werken unter anderem. von Arnold Schönberg, Olivier Messiaen, Hanns Eisler, Ernst Krenek, Gideon Klein, Hans Pfitzner und Gustav Mahler. Anfang August wird ein weiteres Symposium in Haus Wahnfried die Rolle Wieland Wagners klären. Im Neubau wird es eine Ausstellung zu Wieland geben. Es wird dort unter anderem eine Bühne zu sehen sein, dazu "bewegte Bilder, aus den wenigen Filmen, die es von Wieland gibt", sagt Oliver Zeidler. Insgesamt wolle man eine Idee von der Atmosphäre und Wielands Lichtregie zu vermitteln. Eröffnung wird am 24. Juli sein.
Am selben Abend geht's auch im Festspielhaus rund: einen Tag vor dem Beginn der Festspiele geht im Hohen Haus in Erinnerung an große Inszenierungen Wielands ein Festkonzert mit Werken Wagners, Verdis und Bergs über die Bühne. Es dirigiert Hartmut Haenchen. Ein Teil des Publikums wird eingeladen, allerdings werden auch Karten frei zu kaufen sein. Start für den Onlineverkauf: voraussichtlich in der letzten Juni-Woche.
Festspielhaus, Festspielhügel 1-2, 95445 Bayreuth