Einbruchserie beunruhigt die Bewohner in einem Pegnitzer Ortsteil Die Angst vor dem Einbruch

Von Ulrike Sommerer
Symbolfoto: Bodo Marks/dpa Foto: red

Nemschenreuth ist eine Wohnsiedlung. Gepflegte Vorgärten. Deko am Gartenzaun. Die Straßenränder sind gefegt. Viele der eigentlich schon in die Jahre gekommenen Einfamilienhäuser sind saniert. Ein älterer Herr macht gerade sein Gewächshaus winterfest. Nebenan läuft ein Rasenmäher. Vor einer Haustür flackert eine Kerze in einem Windlicht. Nemschenreuth ist eine Vorstadt-Idylle. Doch hier herrscht Angst.

 
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"Wir fühlen uns nicht mehr sicher." Jürgen Petzold lebt in Nemschenreuth, einem Pegnitzer Ortsteil, nicht weit weg von der Autobahnauffahrt. Die jüngsten Einbrüche in Nemschenreuth betrafen seine unmittelbaren Nachbarn. Die drei Einbrüche in dieser Woche erhöhen die Statistik, die Petzold führt, auf acht. Er hat sie auf einen Zettel geschrieben, der in seiner Hosentasche steckt. Acht stehen auf dem Zettel, zehn Einbrüche, überlegt er, dürften es seit letztem November aber gewesen sein. Als sich die Zahlen häuften, begann er, Buch zu führen. Sein Haus ist bereits gesichert, er will weiter aufrüsten. Gleichzeitig ärgert er sich darüber. Er müsse Geld investieren, um Einbrecher abzuhalten. "Und es ist ja nicht gesagt, dass es funktioniert." Aber einfach nur abwarten, ob die Einbrecher auch zum ihm kommen, will er nicht. In der Nacht nach den jüngsten Einbrüchen "hat keiner in der Familie ruhig schlafen können - und jetzt sind wir ja noch nicht einmal persönlich betroffen".

Wachsame Nachbarn

Sein Nachbar hat erst vergangene Nacht die Polizei gerufen. Er hatte verdächtige Geräusche gehört, sagt er. Noch ein paar Häuser weiter bellt ein Hund. "Der passt auf uns auf", sagt das Herrchen. Und dass er trotz Hund ein mulmiges Gefühl habe. Ein anderer informiert sich derzeit, wie er die Fenster seines Hauses besser sichern kann. Vielleicht macht er Gitter davor, überlegt er. Und fragt sich, "warum gerade dauernd hier bei uns in der Siedlung eingebrochen wird".

Zu dieser Zeit kommen die Einbrecher

Die Einbrecher, sagt die Polizei, haben es vor allem auf Einfamilienhäuser abgesehen. Dass es jetzt schon früh dunkel wird, kommt den Einbrechern außerdem entgegen. Verstärkt nachmittags und abends werde gerade eingebrochen, sagt Polizeipressesprecher Peter Müller. Im Vergleich zum Vorjahr steige die Zahl der Einbrüche leicht an. Genaue Zahlen will Müller nicht sagen, sie würden erst im März mit der Kriminalstatistik bekannt gegeben. 2015 war in Oberfranken in 406 Wohnungen eingebrochen worden. Es waren da schon mehr, als im Jahr davor.

Polizei tut sich schwer

Das Problem der Polizei: Die Einbrüche lassen sich nur schwer aufklären, die Aufklärungsquote in Oberfranken liege bei 30 Prozent, bayernweit bei knapp 16 Prozent. "Es ist wahnsinnig schwierig, zu ermitteln." Die Täter kennen sich aus, hinterließen kaum Spuren. Dabei habe die Polizei die Spurensicherung schon verbessert, es gebe neue Analysen. "Wir sind da aber sehr auf die Bevölkerung angewiesen."

In Nemschenreuth herrscht bereits erhöhte Wachsamkeit. Die Nummer jedes fremden Fahrzeuges wird aufgeschrieben. Jeder verdächtige Mensch, der durch die Straßen läuft, der Polizei gemeldet. Rentner sitzen am Fenster und beobachten das Geschehen auf der Straße. Viele gehen immer wieder einmal vor die Tür, um zu signalisieren, dass jemand da sei, dass jemand aufpasst.

Der Einbrecher: Ein Phantom

Und trotzdem: Keiner hat den Einbrecher oder die Einbrecher - es ist nicht klar, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt - je gesehen. Jürgen Petzold nennt ihn das Einbruchsphantom. An dem Nachmittag, es muss nachmittags gewesen sein, als in dieser Woche in drei Häuser eingebrochen wurde, harkte Jürgen Petzold Laub im Garten, die Nachbarin putzte Fenster. Die Einbrecher stiegen nebenan ein. Keiner sah etwas.

Die Unsicherheit in Nemschenreuth ist groß. Die Hausbesitzer rüsten auf. Bauen Alarmanlagen und Bewegungsmelder ein, sichern Fenster und Türen. Auch die Idee einer Art Sicherheitswache wird laut ausgesprochen. "Wir wollen irgendetwas machen."

Das rät die Polizei:

- Wenn Sie Ihr Haus verlassen – auch nur für kurze Zeit – sperren Sie unbedingt Ihre Haustür ab.

- Verschließen Sie immer Fenster, Balkon- und Terrassentüren. Fenster sollen auch nicht gekippt sein

- Verstecken Sie Ihren Schlüssel niemals draußen. Einbrecher finden jedes Versteck.

- Wenn Sie Ihren Schlüssel verlieren, wechseln Sie den Schließzylinder aus.

- Geben Sie keine Hinweise auf Ihre Abwesenheit beispielsweise in sozialen Netzwerken oder auf Ihrem Anrufbeantworter.

-  Praktizieren Sie Nachbarschaftshilfe! Betreuen Sie die Wohnung länger abwesender Nachbarn und erwecken Sie einen bewohnten Eindruck, indem Sie beispielsweise den Briefkasten leeren oder die Rollläden zur Nachtzeit schließen.

-  Achten Sie auf Fremde in Ihrer Wohnanlage oder auf dem Nachbargrundstück.

- Notieren Sie sich Kennzeichen und Beschreibungen verdächtiger Autos und Personen.

- Informieren Sie bei verdächtigen Beobachtungen sofort die Polizei und auch ihre Nachbarn!

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