Verein Hilfe für das behinderte Kind will sich an Sanierung beteiligen - Diakonie-Chef sagt: Das kommt zu spät Eltern kritisieren Diakonie-Chef

Von Frank Schmälzle
Diakonie-Chef Franz Sedlak weist die Kritik zurück: Der Verein Hilfe für das behinderte Kind sei mit seinem Sanierungsbeitrag zu spät dran. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Hat die Diakonie eine halbe Million Euro für die Sanierung der in Schieflage geratenen Hilfe für das behinderte Kind gGmbH ausgeschlagen? "Ja", sagt der Elternbeiratsvorsitzende des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ), Claus Hempfling. "Das kann ich belegen." Nein, sagt Diakonie-Geschäftsführer Franz Sedlak. Und warnt vor einer Schlammschlacht.

 
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Das HPZ wird seit über zehn Jahren von der Hilfe für das behinderte Kind gGmbH betrieben. Gesellschafter sind die Diakonie Bayreuth mit 51 Prozent und der Verein Hilfe für das behinderte Kind (49 Prozent). In den vergangenen Jahren ist die Diakonie in finanzielle Not geraten. Noch vor Monaten war das Finanzloch drei Millionen Euro groß. Einer der Hauptgründe war die Lage beim Tochterunternehmen Hilfe für das behinderte Kind, einer gemeinnützige GmbH. Diakonie-Chef Sedlak meldete für das Tochterunternehmen Insolvenz an: Es wurde unter einen Schutzschirm gestellt, der es drei Monate vor Gläubigern und deren Ansprüchen schützt. Bedingung war, dass ein Plan für den Weg aus der Misere erstellt werden sollte.

Elternbeirat: "Wir sollen rausgedrängt werden"

1,1 Millionen Euro sind aktuell nötig, um die gemeinnützige GmbH zu sanieren, sagt HPZ-Elternbeiratsvorsitzender Hempfling. Der Verein Hilfe für das behinderte Kind sei bereit gewesen, seinen Anteil zu leisten. 250000 Euro in bar und ein Grundstück im Wert von etwa 300000 Euro habe der Verein angeboten. Bei einer Mitgliederversammlung des Vereins sei allerdings bekannt geworden: Die Diakonie will den Sanierungsbeitrag des Vereins nicht. Deshalb sagt Hempfling: "Man will uns offenbar aus dem HPZ rausdrängen." Er fürchtet um das Mitspracherrecht der Eltern von 220 Kindern, die im Heilpädagogischen Zentrum betreut werden. Die Eltern sind in dem Verein organisiert.

Diakonie-Chef sagt: Verein hat Frist verstreichen lassen

Diakonie-Chef Sedlak weist dies zurück. "Niemand soll rausgedrängt werden. Aber es kann auch nicht mehr so weitergehen, wie bisher." Bisher hatte die Diakonie die Defizite der gemeinnützigen GmbH gedeckt. Am 30. November habe er den Sanierungsplan für die gemeinnützige GmbH bei Gericht abgegeben, sagt Sedlak. Und ausgerechnet am selben Abend habe die Mitgliederversammlung des Vereins Hilfe für das behinderte Kind einem Sanierungsbeitrag von über 500000 Euro zugestimmt. Zu spät, sagt Sedlak. "Beide Gesellschafter hatten drei Monate Zeit, sich zu erklären." Offiziell habe er erst am Sonntagabend davon erfahren, dass der Verein zur Sanierung der gGmbH beitragen wolle. Sedlak warnte vor einer "öffentlichen Schlammschlacht". Bislang sei der Sanierungsprozess erfolgreich verlaufen. Kein Mitarbeiter habe Einbußen hinnehmen müssen.

"Was Herr Sedlak sagt, stimmt nicht", sagt Elternbeiratsvorsitzender Hempfling. Ihm liege ein Schreiben des Rechtsanwalts und Sanierungsspezialisten Stefan Ettelt vor, der die Diakonie gemeinsam mit der Geschäftsführung wieder auf Kurs bringen soll. Datiert vom 12. November 2015, 18 Tage vor Ablauf der Vorlagefrist des Sanierungsplans. "Darin wird mitgeteilt, dass ein Beitrag des Vereins nicht erforderlich ist."

So geht es in der Diakonie-Krise weiter

Bis Mitte Dezember wird das Gericht nun den Sanierungsplan prüfen.Ob dieser Plan die Kündigung von sechs Mitarbeitern der Frühförderung der gemeinnützigen GmbH und Arbeitszeit- und Lohnkürzungen bei den Mitarbeitern der Schulbegeleitung vorsieht, wollte Diakonie-Chef Sedlak nicht kommentieren. In einem Sanierungsplanverfahren gelte Stillschweigen. "Ich halte mich an die Spielregeln." Wenn die Gewerkschaft Verdi dagegen verstoße, sei das deren Sache.

Als gelöst bezeichnete Sedlak einen Konflikt mit externen Therapeuten, die Kinder am Heilpädagogischen Zentrum behandeln. Diese zwölf Therapeuten hatten der Diakonie eine Frist bis zum vergangenen Freitag, 12 Uhr gesetzt. Sie wollten nur noch gegen Vorkasse arbeiten, in den vergangenen Monaten mussten sie laut Hempfling immer wieder auf ihr Geld warten. "Das läuft normal weiter", sagt Sedlak. "Wenn die Leistung erbracht ist, gibt es Geld."

Am 21. Januar findet die Gläubigerversammlung der Hilfe für das behinderte Kind gGmbH statt. Die gemeinnützige GmbH hat keine Bankschulden. Hauptgläubiger sind die 212 Mitarbeiter.

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