«Algorithmen bestimmen zunehmend über unser Leben. In Deutschland fehlt es an grundsätzlichem Wissen über den digitalen Wandel. Wir müssen dringend lernen, die Chancen und Risiken von Algorithmen richtig abzuwägen», sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, zum Studienergebnis.
Die Stiftung weist in der Untersuchung daraufhin, dass Fehler von Algorithmen nicht einzelne treffen, sondern eine Vielzahl von Menschen. Als Beispiel nennen die Autoren reproduzierte Benachteiligungen und das Verstärken von sozialen Ungleichheiten. So wurden bei Google Stellenanzeigen für Führungspositionen nur Männern, aber nicht Frauen angezeigt, oder Bewerber wurden wegen ihres Wohnortes oder einer psychischen Krankheit aussortiert.
Mit Algorithmen manipulieren
Nach Angaben der Studienautoren befürchten viele der Befragten, dass Programmierer zu viel Macht über das Leben von Menschen erhalten und mit Algorithmen manipulieren. «Es besteht unabhängig vom Bildungsniveau oder Einkommen der Wunsch nach einer engmaschigeren Kontrolle. Unterm Strich denken nur 13 Prozent der Menschen in Deutschland, dass Algorithmen gerechtere Entscheidungen treffen als Menschen.»
Mitte März war aufgeflogen, dass die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica sich unerlaubt Zugang zu Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern verschaffen konnte. Die mittlerweile insolvente Firma soll im US-Wahlkampf entscheidend dabei geholfen haben, mit als Werbung geschalteten gezielten Botschaften bei Facebook Anhänger des heutigen Präsidenten Donald Trump zu mobilisieren und zugleich potenzielle Wähler der Gegenkandidatin Hillary Clinton vom Urnengang abzubringen.
Bei der repräsentativen Umfrage für die aktuelle Bertelsmann-Studie spielte dieser Skandal noch keine Rolle. Die Menschen waren im Januar interviewt worden. Die Skepsis der Deutschen wird in Brüssel geteilt. Die EU-Kommission kündigte im April an, darüber nachzudenken, Algorithmen als die wichtigsten Instrumente der Internetplattformen zu regulieren.