Wirtschaft Desko-Lesegeräte in über 100 Ländern

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Die Desko-Chefs sind stolz auf ihren neu gestalteten Firmensitz. Mehr als vier Millionen Euro haben Alexander (links) und Werner Zahn in Neubau und Sanierung investiert. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Mit seinen Dokumentenlesegeräten ist Desko weltweit präsent. In Behörden, an Grenzen, auf Flughäfen, bei Banken oder auch im EU-Parlament. Und die Bayreuther wachsen stark. Nicht zuletzt deshalb wurden in den Firmensitz in Wolfsbach mehrere Millionen Euro investiert.

 
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Firmengründer Werner Zahn, der die Geschäfte bei Desko zusammen mit seinem Sohn Alexander führt, schüttelt fast ungläubig den Kopf, wenn er sagt: "Ich weiß gar nicht, wie das früher in unserem Altbau gegangen ist." Schließlich stehen ihm und seinen Mitarbeitern im schmucken Neu- und dem sanierten Altbau jetzt gut 2000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung - rund drei Mal so viel wie bisher. Gebaut nach neuesten Öko-Standards, für insgesamt 4,3 Millionen Euro inklusive Ausstattung. Die letzten kleinen Restarbeiten werden gerade erledigt, ein Einweihungsfest mit allen Mitarbeitern soll demnächst steigen.

Reaktion auf Wachstum

Für die Zahns war diese Investition aus mehreren Gründen ein Muss. Weil zunehmend Kunden aus aller Welt zu ihnen auf den Technologiehügel oberhalb der Stadt kommen, zum Beispiel. "Da muss der Firmensitz schon ein bisschen was hermachen", sagt Alexander Zahn. Vor allem aber geht es um die Bewältigung des schon erreichten und noch geplanten Wachstums. "Im Altbau sind wir aus allen Nähten geplatzt", sagt Werner Zahn. Jetzt haben 45 der aktuell insgesamt 53 Mitarbeiter hier ihren Arbeitsplatz. Binnen zwölf Monaten sollen rund zehn neue dazukommen und Alexander Zahn hofft, "dass uns die moderne Arbeitsatmosphäre bei der Suche hilft".

14 Sprachen

Trotzdem wird es auch für Desko in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels nicht einfacher, neue Mitarbeiter zu finden. Ein Weg sei es, sich auch für Menschen mit Migrationshintergrund zu öffnen. "Wir haben da sehr gute Erfahrungen gemacht", sagt Werner Zahn, und: "Mittlerweile werden bei uns 14 Sprachen gesprochen."

In China einen Fuß in der Tür

Keine schlechten Voraussetzungen, wenn das Wachstum vor allem aus dem Ausland kommt, wie Alexander Zahn sagt. USA, Mittlerer Osten und vor allem auch Asien seien die Treiber. Ägypten, Jordanien oder Algerien sind zum Beispiel Länder, in denen die Sicherheitsbehörden jetzt mit Desko-Lesegeräten arbeiten. Gleiches gilt für den US-Heimatschutz oder die Einreisebehörden von Vietnam. Doch am wichtigsten ist wohl, dass es den Bayreuthern gelungen ist, erstmals einen Auftrag der chinesischen Grenzbehörden zu ergattern. "Da haben wir jetzt den Fuß in der Tür. Und als Referenz ist es gerade in China besonders gut, dass es sich um einen wichtigen staatlichen Auftraggeber handelt", sagt Alexander Zahn.

In Asien mit eigenen Mitarbeitern vor Ort

Da macht es sich bezahlt, dass das Unternehmen vor einiger Zeit in Singapur ein eigenes Büro mit mehreren örtlichen Mitarbeitern eröffnet hat. „Die kennen die Mentalität vor Ort viel besser. Das ist wichtig, wenn man in Asien Geschäfte machen will“, sagt Werner Zahn. Ähnliches erhofft er sich von einem neuen Mitarbeiter in Indien: "Das sind zwei riesige Märkte." Insgesamt sind Desko-Geräte in über 100 Ländern im Einsatz.

Hohe Sicherheitsstandards

Ausweislesegeräte für die Reiseindustrie oder Behörden, das sind die Wurzeln des 1991 gegründeten Unternehmens - und auch heute noch das Kerngeschäft, das 50 Prozent des Jahresumsatzes von zuletzt rund 13 Millionen Euro ausmacht. Im laufenden Jahr sollen es bereits 15 Millionen sein. Dank der guten Exportgeschäfte, aber auch dank des relativ neuen Geschäftsfelds „Know your Customer“, in dem es um Privatunternehmen geht, die darauf angewiesen sind, dass sie ihre Kunden möglichst genau kennen. Sei es, weil sie ihnen Wertvolles überlassen, wie etwa Autovermietungen. Sei es, weil sie gesetzlich dazu verpflichtet sind, wie etwa Banken. Und nicht zuletzt Zugangskontrollsysteme etwa in Hotels. Sogar das EU-Parlament baut auf Technik von Desko. "Dass da besonders hohe Sicherheitsstandards gelten, dürfte klar sein", sagt Werner Zahn.

Lesegeräte für alle deutschen Botschaften

Eine Referenz, die helfen könnte, auch in Deutschland bei ähnlichen Einrichtungen künftig besser zum Zug zu kommen. Bei Gerichtsgebäuden zum Beispiel. Bislang sei es schwer, gegen den Fast-Monopolisten Bundesdruckerei anzukommen, ärgern sich die Zahns. Dafür haben sie aber gerade erst einen anderen Großauftrag des Bundes ergattert. Insgesamt werden derzeit rund 800 Lesegeräte in allen deutschen Botschaften rund um den Globus installiert.

Pilotversuche zur Gesichtserkennung

Auch ein neues Geschäftsfeld zeichnet sich gerade ab. Dabei geht es um Gesichtserkennung und Zuordnung zum Foto im Ausweisdokument bei der Einreise in ein Land. Entsprechende Pilotversuche laufen unter anderen an Flughäfen in London und Paris.

Regionale Produktionspartner

Und wie schafft man das alles mit gut 50 Mitarbeitern? "Indem man sich auf das konzentriert, was man gut kann", sagen die Zahns. Und das sind Einkauf, Vertrieb, allgemeine Verwaltung und vor allem Entwicklung. Bis zur sogenannten Nullserie, also bis zur Serienreife, werden die Produkte komplett von Desko entwickelt und gebaut. Die Produktion übernehmen dann bewährte Partner. Das ist vor allem Grundig Business Systems, ebenfalls in Bayreuth. Hinzu kommt GMK in Wernberg-Köblitz. Aber wenn das Wachstum so weitergeht, soll noch ein dritter Partner gefunden werden.

 

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