Designpreis geht nach Weidenberg

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Viel Schwung im Tablett – dafür bekommt Michael Pfaffenberger den HWK-Designpreis.⋌Foto: Ronald Wittek Foto: red

Oft sind spontane Einfälle die besten - noch dazu, wenn sie unter Zeitdruck geboren wurden. Der Weidenberger Schreinermeister Michael Pfaffenberger ist genau für eine solche Idee mit einem der zehn diesjährigen Design- und Erfinderpreises der Handwerkskammer (HWK) für Oberfranken ausgezeichnet worden.

 
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Besteckkästen, Zapfhähne oder mal 11.000 Bierfilzhalter für Veltins - Michael Pfaffenberger, der seine Schreinerei in Weidenberg Ideenwerkstatt nennt, hat schon öfter für Brauereien und die Gastronomie gearbeitet. Gute Kontakte hat er zum Beispiel zur Brauerei Maisel - und die fragte vor einiger Zeit an, ob er nicht ein besonderes Bier-Tablett für deren neues Lokal Liebesbier in Bayreuth entwerfen könne. "Viel Zeit bis zur Eröffnung war da nicht mehr", sagt Pfaffenberger lachend.

Eine Herausforderung also - und die machen dem gebürtigen Bayreuther Spaß. "Kleine, besondere Ideen umsetzen, damit kann man sich von der Konkurrenz absetzen, eine Nische besetzen", sagt der 40-Jährige, der neben der Schreiner-Ausbildung bis zum Meister unter anderem auch schon beim Autozulieferer Novem gearbeitet und ein Studium an der Fachakademie für Holzgestaltung in Cham erfolgreich absolviert hat.

Form wie ein Schiff

Für das Liebesbier entwarf er binnen weniger Tage ein Servier-Tablett für die dort ausgeschenkten Craft-Bier-Sorten, auf dem fünf Probiergläser in Vertiefungen einen festen Stand haben. Das Besondere ist die an den Enden gebogene Form, die an ein Schiff erinnert. Dadurch lässt sich das Tablett nicht nur gut handhaben, sagt Pfaffenberger, es erinnert auch an den Ursprung der Craft-Biere. Die seien nämlich im 19. Jahrhundert in England und Schottland entstanden und wurden  etwas stärker gebraut, damit sie die lange Passage zu den britischen Kolonialtruppen besser überstanden - per Schiff, was den Bogen zum Tablett spannt. Zusammen mit der handwerklich anspruchsvollen Ausführung - gebogenes und mehrfach verleimtes Holz, viele unterschiedliche Arbeitsschritte - überzeugte das Konzept die Jury des Design- und Erfinderpreises der HWK, der am Mittwochabend auf den Coburger Designtagen verliehen wurde.

Buchstützen für Edel-Möbelmarke

Nun hofft Pfaffenberger natürlich, sein Tablett auch bei anderen Brauereien oder Gastronomiebetrieben anzubringen. "Auf den Griffen lässt sich jede Marke anbringen", sagt der Schreiner augenzwinkernd, der auch schon Buchstützen für die Edel-Möbelmarke Ewald Schillig (Ebersdorf bei Coburg) hergestellt hat oder einen Messständer für die medizinischen Stützstrümpfe von Medi in Bayreuth.

Mit dem Stuhl über die Möbelmesse

Auszeichnungen sind für Pfaffenberger übrigens nichts Neues. Mit einer Kommode namens Sahara, deren Schwung und Farbe Sanddünen nachempfunden sind, hat er schon einmal den HWK-Designpreis gewonnen. Etwas ganz Besonderes ist aber die Geschichte, wie er für den Deutschen Designpreis - den nationalen Oscar der Branche - vorgeschlagen wurde. Und die geht so: Als Abschlussarbeit an der Fachakademie entwarf Pfaffenberger eine Möbelserie, aus der er einen besonders filigranen Stuhl weiterentwickelte. "Geld für einen Stand auf der Internationalen Möbelmesse in Köln hatte ich nicht. Also habe ich den Stuhl mit einem Freund kunstvoll auf einem Podest mit Rädern montiert und ihn einfach durch die Hallen gezogen. Das hat viel Aufmerksamkeit erregt", sagt Pfaffenberger und lacht wieder sein jungenhaftes Lachen. Der damalige Vizechef des Degussa-Konzerns war einer, der sich für den Stuhl interessiert habe. Und Wochen später erfuhr der Oberfranke, dass er für den Designpreis nominiert war - allein das ist schon eine hohe Auszeichnung.

Keine höheren Preise

Wobei Pfaffenberger betont, "dass wir natürlich vor allem all das machen, was ein Schreinerbetrieb  so macht - Innenausbau, Möbelbau, Restauration". Und noch etwas ist ihm wichtig: "Nur weil wir hier und da etwas Besonderes machen, sind wir nicht teurer als andere. Das könnten wir uns gar nicht erlauben." Wir, das sind Pfaffenberger selber, eine Gesellin (auch das ist außergewöhnlich in der Branche), sein Vater Hans, "der hilft, wo er kann" und demnächst wohl erstmals ein Auszubildender.

Schon 155 Preisträger

HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller betonte bei der Preisverleihung, dass es die Designinitiative SSeitensprünge" und den Designpreis bereits seit 14 Jahren gebe. 155 Unternehmen aus 47 verschiedenen Handwerksberufen seien bereits damit ausgezeichnet worden. "Seitensprünge“ stehe "für Ausbrechen aus dem Alltagstrott, für neue Wege gehen, für designorientierte Produkte, für Innovation, für Spitzenleistungen aus dem Handwerk". Ein Anspruch, dem auch die diesjährigen Preisträger gerecht geworden seien.

Alle Preisträger 2016

Designpreis

> Holzdesign Zaus (Holzbildhauer), Thierstein

> Ideenwerkstatt Pfaffenberger (Schreiner), Weidenberg

> Möbelmanufaktur Schlemer (Schreiner), Hischaid

Erfinderpreis

> Dressel Laser- und Umform-Engineering (Metallbauer), Weidhausen

> Krumpholz Werkzeugfabrikation (Metallbauer), Grafengehaig

Innovative Geschäftsidee

> Zweiwas Optik & Hörakustik Pscherer (Augenoptiker/Hörgeräteakustiker), Bamberg

> Mediateam Schrödel (Ortopädietechniker), Hallstadt

> Autohaus Wunschel (Helmdesign), Röslau

> Denk Keramische Werkstätten (Keramiker), Coburg

Unternehmenskonzept

> Frank Geppert, Firma Popp (Schreiner), Forchheim

Lesen Sie hier, wer im vergangenen Jahr gewonnen hat.

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