Derby und Spitzenspiel: Medi gegen Bamberg

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Hat sich Medi-Trainer Raoul Korner den richtigen Matchplan gegen Bamberg zurechtgelegt? Foto: Peter Kolb Foto: red

Wenn Bayreuth gegen Bamberg spielt, dann ist das immer ein Höhepunkt in den Terminkalendern der oberfränkischen Basketball-Anhänger. Bei der Neuauflage des traditionsreichsten aller Bundesliga-Derbys am zweiten Weihnachtsfeiertag um 15.30 Uhr in der Oberfrankenhalle kommt aber sogar noch ein Reiz hinzu, der seit Jahrzehnten gefehlt hat: Das Duell der Erzrivalen ist gleichzeitig ein Spitzenspiel, denn der amtierende Meister ist beim Tabellenvierten zu Gast und geht mit einem Vorsprung von lediglich zwei Minuspunkten ins Rennen.

 
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Folglich darf man unter den Anhängern von Medi Bayreuth offener denn je darüber diskutieren, ob die Gastgeber nach zwölf Niederlagen in den zwölf Derbys seit dem Aufstieg 2010 das dominierende deutsche Team der letzten Jahre (sechs Titel in den letzten sieben Spielzeiten) mehr als nur ärgern können. Zumindest ein Argument wird dabei schwer von der Hand zu weisen sein: „Was die Ulmer können, müssten wir doch auch können!“ Schließlich haben die bis heute unbesiegten Schwaben, die zu Saisonbeginn in Bayreuth eine Verlängerung zum Sieg benötigt hatten, vor zwei Wochen mit einem überraschend deutlichen 78:63-Erfolg gegen Bamberg die These von der Unbesiegbarkeit des Titelverteidigers ziemlich nachhaltig erschüttert.

Die Statistiken dieses Gipfeltreffens scheinen sogar einen Hinweis für künftige Nachahmungstäter zu liefern: Durch Center Tim Ohlbrecht (Topscorer mit 19 Punkten) und Powerforward Raymar Morgan (zwölf Punkte, zehn Rebounds) setzten die Ulmer entscheidende Akzente auf den großen Positionen, obwohl beide Spieler mit Feldwurfquoten um 40 Prozent längst nicht alle Chancen verwerteten.

Schwer zu kontrollierender Morgan

Bei Medi-Trainer Raoul Korner hält sich allerdings die Hoffnung in Grenzen, viel vom Ulmer Erfolgsrezept übernehmen zu können: „Morgan ist für jede Mannschaft schwer zu kontrollieren, weil er für die meisten Gegenspieler entweder zu physisch oder zu beweglich ist. So einen Spielertyp haben wir nicht.“ Für noch schwerer wiederholbar hält er aber die äußeren Umstände des Gipfeltreffens: „Die Ulmer haben ihr Spiel des Jahres daraus gemacht mit viel Drumherum vom fünfjährigen Hallenjubiläum bis zur Meldung von Vertragsverlängerungen. Und für die Bamberger war es eben im Grunde doch nur ein Spiel von vielen, deswegen wurden sie von der Ulmer Energie regelrecht erdrückt.“

Zumindest auf die Energie seines vollständig verfügbaren Teams setzt aber auch Korner: „Wenn es irgendeinen Vorteil für uns gibt, dann ist es der Heimvorteil. Wir müssen einfach alles in die Waagschale werfen, um unser bestmögliches Spiel zu bieten.“ Doch man müsse sich im Klaren sein, dass nicht einmal die Bestleistung von allen eine Erfolgsgarantie ist: „Es liegt auch an den Bambergern. Wenn wir an unserem Limit spielen und die Bamberger an ihrem Limit – dann wird Bamberg gewinnen.“

Die reizvolle Ausgangslage

Zwischen den Zeilen hört man aber auch heraus, wie den Medi-Coach gerade diese Ausgangslage reizt: „Wehren werden wir uns natürlich schon! Wir haben uns einiges zurecht gelegt und wollen während des Spiels sehen, was sich bewährt.“ Allerdings dürfe man sich auch von diesen Möglichkeiten nicht zu viel versprechen: „Taktisch wird man die Bamberger nicht auseinander nehmen können. Dafür sind sie individuell und auch als Kollektiv einfach zu stark.“

Daran ändere auch die enorme Zusatzbelastung des Meisters durch die Euroleague nicht viel: „Man merkt schon im einen oder anderen Spiel, dass sie den Schongang einlegen – und das ist ja auch richtig so. Aber es ist nun mal die Schattenseite unseres Höhenflugs, dass gegen uns wohl niemand den Schongang einlegt.“ Experimentieren könne der Favorit aber durchaus: „Ich rechne fest damit, dass die Bamberger ihren Neuzugang Jerel McNeal erstmals einsetzen.“

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