Schrill, spitz, spritzig: Die Prunksitzung der Michelfelder Narren Der Zahnarzt kommt mit der Bohrmaschine

Von Brigitte Grüner

Wussten Sie schon, dass sich Bürgermeister Joachim Neuß mit dem Auerbacher Jubiläumsbuch um den Nobelpreis der Literatur und mit der Auerbacher Hymne um den Grammy Award bewirbt? Die Michelfelder Narren haben dies in ihrer Prunksitzung schon ausgeplaudert.

 
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Die Prunksitzungen der Faschingssparte des ASV Michelfeld stehen für spitze Zungen, lustige Sketche, Klamauk, schrille Ideen sowie mitreißende Musik und schön choreografierte Tänze. Bei der Premiere am Freitag konnten sich die Zuschauer davon überzeugen.

"Das Imperium lacht zurück"

Unter dem Motto „Das Imperium lacht zurück“ beamte Präsidentin Elke Haberberger gut vorbereitete Akteure auf die Bühne, die es schafften, das Publikum im Schenk-Saal rund fünfeinhalb Stunden bestens zu unterhalten. Nur wenige Nummern sollten mit dem Lichtschwert der Jedi-Ritter noch gekürzt werden.

In Zeitlupe über die Bühne

Auf die „Galaktische Olympiade“ trifft dies nicht zu. Dieser Lauf, bei dem Ivan (Harald Haberberger), Usain (Ernst Schalanda) und Pascal (Manfred Kohl) im Zeitlupentempo über die närrische Bühne „spurteten“ und die jubelnden Fans ebenso stark verlangsamt anfeuerten, war originell und genial umgesetzt.

Zum Schreien komisch

Auch die Zahnarzt-Nummer mit Christoph Dietl als Krodel-Nachfolger war zum Schreien komisch. Unterstützt von der hübschen Sprechstundenhilfe (Melanie Dietl) rückte er dem armen Patienten Christian Aron mit Bohrmaschine und Zange zu Leibe. Bei diesen beiden Nummern brillierten die Akteure mit übertriebener Mimik.

Besuch von einem fernen Planeten

Begeistert gefeiert wurden auch die Garden. Die 27 Tänzerinnen der „Frösche“ bekamen auf einem fernen Planeten Besuch von einem Astronauten und tanzten sich in die Herzen der Zuschauer. Mit zackigen Gardetänzen gefielen die Junioren- und die Aktivengarde. Viel Applaus bekamen die Tanzmariechen Sophie Lehner und Saskia Schmiedl. „Veronikas Traum“ war der Titel für den Schautanz der Junioren. Die vier Jahreszeiten symbolisierten die Tänzerinnen der Aktivengarde. Alleine die Kostüme waren eine Augenweide.

Männer in Latzhosen

Eine Augenweide anderer Art war das Männerballett „Hot Chicks“. Als die Männer ihre blauen Latzhosen auszogen und nach „Baggerfahrer Bodo“ und „Presslufthammer Bernhard“ Lieder ertönten, die man vom Après-Ski kennt, stieg das Stimmungsbarometer spürbar. Laute „Ahs“ und „Ohs“ ernteten die „Black Magic Women“ mit ihrer Performance bei Schwarzlicht.

Spitzzüngig unterwegs

Bei den Büttenrednern nahm „Fred vom Jupiter“ alias Manfred Kohl kein Blatt vor den Mund. Seine spitzzüngigen Anspielungen auf die örtliche und die große Politik machten nachdenklich. Von Sanitäter Peter Metschl hätte sich wohl niemand im Saal gerne behandeln lassen. Darth Vader (Nico Metschl) und seine Sturmtruppen (Jannik Rupprecht und Silas Kohl) entführten vorübergehend den Prinzen.

Goldener Reiter und Goldener Löwe

Die Neue Deutsche Welle lebte bei der Musik der „Bieroner“ auf. Schrill gekleidet, witzige Texte, bekannte Melodien: Da sprang der Funke schnell über. Aus dem „Goldenen Reiter“ wurde „Hey hey hey er sitzt im Goldenen Löwen“. Die „Bavarian Men in Black“ präsentierten sich als Könner auf ihren Instrumenten; die lustigen Liedtexte waren wegen der Dominanz der Musik allerdings nicht optimal verständlich. Unmissverständlich hingegen war die Performance von Sabine Mühlberger und Doris Mauser, die als „Sex Bomb“ die Männer anschmachteten und den Tom-Jones-Hit gekonnt zum Besten gaben. Eine lässige Nummer im Stil von Monika Gruber präsentierte Jessica Haberberger.

Die Schnitzel-Obergrenze

Der Berliner Flughafen war das Thema von Armin Mauser und Thomas Looshorn. Die zwei schlüpften immer wieder in unterschiedliche Rollen, wobei Mauser als nicht ganz polyglotte Mitarbeiterin der Auskunft die Lacher stets auf seiner Seite hatte. Einen Werbefilm für den „Darth-Vader-Schnaps“ wollte Thomas Gsell im schrillen Star-Wars-Anzug drehen. Mit Schauspieler Thomas Kohl, seiner Begriffsstutzigkeit und seinen Grimassen hatte er allerdings seine liebe Mühe. Eine Schnitzel-Obergrenze möchte Sonja Nürnberger in Michelfeld einführen - wegen der in Scharen eindringenden Franken.

StillesÖrtchen ganz modern

Auf einem hochmodernen stillen Örtchen mit Fernbedienung und Geruchsabsaugung nahm Jallas (Thomas Ziegler) Platz. Und auch der Tod mit seiner Sense-to-go schlich sich ganz in Schwarz auf die närrische Bühne. Mit trockenen Sprüchen und unverhohlener Werbung für das Sterben begeisterte die erst 15-jährige Marisa Mauser das Publikum. „Auch Veggis beißen nicht gerne ins Gras.“ Dieser Spruch wird auch Gabi Kormann mit ihrer „FleischEssLust“ gefallen haben.

Prinzen machen selbst mit

Einen guten Griff hatte Präsidentin Elke Haberberger mit dem Prinzenpaar getan. Nancy I. und Sven I. waren nicht nur sympathische Regenten des Narrenvolkes, sondern spielten auch bei diversen Nummern mit.