Der Winter kann kommen

Von Frank Heidler
Mit elf Räumfahrzeugen bestreitet die Autobahnmeisterei in Trockau den Winterdienst auf der A 9. ⋌Foto: Archiv/Ralf Münch Foto: red

Eines ist (fast) sicher: Der nächste Winter kommt bestimmt. Die Salzlager in Pegnitz, Betzenstein oder Auerbach sind gut gefüllt, ebenso bei der Autobahnmeisterei in Trockau, beim Landkreis Bayreuth und bei den staatlichen Straßenmeistereien. Je nachdem, wie üppig Frau Holle ihre Betten ausschüttelt, kratzen die Kosten für Streugut, Räumfahrzeuge und Personal im Raum Pegnitz und Auerbach schnell mal an der Zwei-Millionen-Grenze.

 
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Wer für den Winterdienst arbeitet, muss ein Frühaufsteher sein. Stefan Plößer ist einer von drei „Spähern“ des Pegnitzer Bauhofs. Der Blick aus dem Fenster reicht nicht aus, um nachts um zwei Uhr zu entscheiden, ob die insgesamt sechs Pegnitzer Räumfahrzeuge (darunter ein Lastwagen, zwei Unimogs und zwei Kleintraktoren) ausrücken müssen. Sie werden von vier Subunternehmern unterstützt. Das Salzlager der Kommune ist mit rund 250 Tonnen gut gefüllt.

400 Tonnen kurzfristig abrufbar

Vorsorglich sind aber weitere 400 Tonnen kurzfristig abrufbar, erklärt Bürgermeister Uwe Raab. Preis pro Tonne Streusalz: rund 90 Euro netto. „Vorrangig sind Hauptverkehrsstraßen und Bergstrecken.“ Denn auf diesen sind auch die Schulbusse unterwegs. Insgesamt betreut der Bauhof 155 Kilometer Gemeindestraßen, Ortsstraßen und Wege. Mit der holprigen, noch nicht ganz zu Ende sanierten Bundesstraße 2 müssen sich die Bauhofmitarbeiter nicht herumärgern. Raab: „Für diese Straße sind wir nicht zuständig.“ Das ist Sache des Straßenbauamtes.

Anrufe besorgter Bürger

Der Auerbacher Bauhofleiter Matthias Regn weiß ganz genau, wann der Winter kommt. „Die ersten Anrufe besorgter Bürger bekommen wir schon vor dem ersten Schnee, die Leute haben halt Angst.“ Andere probieren immer wieder, mit Sommerreifen durch den Winter zu kommen. Zu den Auerbacher Problemstellen gehört natürlich der Gottvaterberg. „Die Zufahrt zum Wasserbehälter oben muss immer frei sein.“ Weitere Gefahrenpunkte auf den 130 Kilometern Streckennetz sind der Degelsdorfer und der Zogenreuther Berg. Regn weiß: „Beide Berge werden von Bussen bedient, und so ein Bus rutscht gleich.“

Blitzeis und Eisglätte

Das gelte natürlich ganz besonders für Blitzeis und Eisglätte. Dann müsse entschieden werden: „Zieht man am Bus Ketten auf oder fällt die Schule aus?“ In Auerbach sind drei Räumfahrzeuge für Straßen und ein kleineres für Gehwege im Einsatz. In einem Durchschnittswinter werden 200 Tonnen Streusalz benötigt, dazu noch 3000 Liter Sole-Gemisch. „Das mischen wir selbst.“ Die Lust aufs Schneeschippen vor dem eigenen Haus sei sehr unterschiedlich ausgeprägt. „Die einen machen es vorbildlich, andere eher weniger.“ Wenn dann aber jemand stürze, hätten die Hausbesitzer ein Problem. Regn selbst hat auch als einfacher Bürger Erfahrungen mit Räumtrupps. „Ich wohne selbst an einer Kreisstraße.“ Die eigene Einfahrt sei schon mehrfach zugeschoben worden. In Auerbach sind auch Fußtrupps unterwegs.

Zwei-Schicht-Betrieb

Diese räumen an Querungen und Ampeln, an Bushaltestellen und Treppenaufgängen. „Besonders am Friedhof, vor Kirchen und Schulen.“ Meist nur an wenigen Wintertagen muss in Auerbach im Zwei-Schicht-Betrieb auf Straßen geräumt werden. Auch in Betzenstein ist alles für den Winter vorbereitet. Rathaus-Geschäftsleiter Roland Leuchner: „Unser Silo ist mit 28 Tonnen relativ voll.“ Meist brauche man zwei bis drei komplette Füllungen pro Winter. Zu den steilsten und gefährlichsten Stellen gehört der höher gelegene Ort Klausberg. Eine Vorrichtung zum vorbeugenden Ausbringen von Sole hat Betzenstein nicht: „Wir müssen warten, bis der Schnee fällt.“ Richtig ins Geld geht nicht das Streugut, sondern der Einsatz von Räumfahrzeugen und Personal. „Ein komplett ausgestattetes Räumfahrzeug kostet so um die 200.000 Euro.“

Zehnjährige Abschreibungsdauer

Bei einer zehnjährigen Abschreibungsdauer sind das allein jährliche Aufwendungen von 20.000 Euro. Erst vor zwei Jahren wurden die Betzensteiner Räumfahrzeuge komplett ausgetauscht. Ganz andere Größenordnungen bei Landkreis und Staatlichem Bauamt. Dort werden im Rahmen einer Kooperation für das Räumen von Bundes-, Staats- und Kreisstraßen 27 Großfahrzeuge eingesetzt. „Diese betreuen das gemeinsame Straßennetz mit einer Länge von circa 700 Kilometern“, erklärt Landkreis-Sprecher Michael Benz. „Verkehrswichtige und gefährliche Strecken“ würden dabei „vorrangig bedient“. Der Landkreis hat für den Winterdiensteinsatz eine Salzmenge von 3500 Tonnen fest in einem Zentrallager eingelagert. Diese würden „jederzeit kurzfristig zur Verfügung stehen“. Im Haushalt des Landkreises sind für den Winterdienst 2017/2018 Kosten von 600.000 Euro eingestellt.