Immer mehr Frauen sind im Forst aktiv Der Wald wird weiblich

Von Ulrike Sommerer
Im Wald da sind die Frauen: Waldbesitzerinnen werden immer mehr. Sie sehen den Wald mit anderen Augen als Männer dies tun, davon ist Försterin Alexandra Schade und die beiden Waldbäuerinnen Silke Strömsdörfer und Gerlinde Ströbel (von links) überzeugt. Foto: Sommerer Foto: red

Es sieht zunächst nach einer Notlösung aus. "Ich habe keinen Bruder", sagt Silke Strömsdörfer (40) und lacht dabei. Also bekam sie, das Mädchen, den elterlichen Hof überschrieben. Und mit dem Hof eben auch den Wald. Frauen im Wald - es werden immer mehr, sagt Forstreviersleiterin Alexandra Schade und freut sich.

 
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Frauen im Wald sind so neu nicht. "Zum Arbeiten waren sie schon immer dabei", sagt Gerlinde Ströbel. Neu ist, dass sie jetzt auch das Sagen haben. Ströbel ist wie ihre Nachbarin Silke Strömsdörfer Waldbesitzerin. Die 34-jährige Hauswirtschafterin aus Troschenreuth hat rund 25 Hektar Wald von ihren Eltern gepachtet. Wald ist längst nicht nur Männersache. Eine Zeiterscheinung? Frauen erobern alle Bereiche des Lebens, nun eben auch den Wald?

Eine Notlösung sei das längst nicht mehr, wenn Frauen Verantwortung übernehmen, sagt die Weidenberger Forstrevierleiterin Alexandra Schade. Sie arbeitet gerne mit Waldbesitzerinnen zusammen. "Sie sind nicht so beratungsresisten" wie Männer, sagt sie augenzwinkernd. Und: Frauen seien nicht so auf maximalen Gewinn bedacht, nicht darauf, alles Holz nur zu Geld zu machen. Doch darum geht es natürlich auch. Waldarbeit geschehe auch nicht nur aus Naturliebe, sie rechnet sich am Ende auch. Wer sich um seinen Wald kümmert, sagt Schade, hat letztendlich die bessere Ausbeute.

Frauen arbeiten im Forst anders

Doch wer sich des Themas Frauen im Wald annimmt, kommt unweigerlich auf nachhaltiges Wirtschaften zu sprechen. Vielleicht, weil Frauen als Familienmanger schon immer nachhaltig denken? Forstreviersleiterin Alexandra Schade kann nur Vermutungen anstellen, warum es so ist. Aber immer wieder - und immer öfter - macht sie die Erfahrung: Frauen arbeiten anders im Forst, als Männer dies tun. Sie seien Neuerungen aufgeschlossen gegenüber, lassen Bäume, die nur als Brennholz taugen würden, auch einmal als Biotop stehen, statt sie abzuholzen. Dass im Wald nachhaltig gedacht werden muss, liegt auf der Hand. Ein Baum braucht zwischen 60 und 90 Jahren, bis sein Holz verwertet werden kann. Das, was Ströbel und Strömsdörfer heute tun, kommt nicht ihnen zugute. Von ihrer Arbeit profitieren ihre Enkel, vielleicht ihre Kinder. So wie sie davon leben, dass ihre Ahnen Bäume gepflanzt und den Wald gepflegt haben. In der Landwirtschaft und der Waldwirtschaft werde schon immer in Generationen gedacht, sagen die beiden Waldbäuerinnen einstimmig.

Für Silke Strömsdörfer ist der Wald mehr als ein Anhängsel der Landwirtschaft. Auf dem Hof ihrer Eltern war er nie Betriebsmittelpunkt. Zehn Hektar sind nicht so viel, als dass man davon leben könnte. Als Strömsdörfer aber den Hof übernahm, ohne jegliche Ahnung davon, wie Waldwirtschaft funktioniert, fing sie an, sich weiterzubilden. "Ich bin nicht der Typ, der etwas einfach weitermacht, wie es immer gemacht wurde." Sie besuchte Kurse, lernte mit der Motorsäge umzugehen, erfuhr welche Bäume welche Ansprüche haben und wie Waldwege gebaut werden. Dass sie das tat und nicht ihr Mann war vielleicht wieder eine Notlösung: "Mein Mann ist kein Wald-Fan", sagt sie und lacht wieder. Sie selbst dagegen war schon immer gern im Wald. Nun war sie es auch notwendigerweise. Denn es ist ihr Wald. Eigentum verpflichtet.

Nach den Kursen war ihr klar, der Wald muss gepflegt werden. Diese Pflege hat sie inzwischen ausgelagert, sie wird von Profis übernommen. Nicht, weil sie es sich nicht zutraue oder nicht könne. Aber sie könne andere Dinge besser. So überlässt sie die Waldarbeit routinierten Profis und widmet sich anderen Arbeiten auf dem Hof. Trotzdem zahlt sich ihr Wissen um die Belange der Waldwirtschaft aus. "Die Holzfäller können mir ja sonst etwas erzählen."  Am Ende wäre auch sie es, die für die Folgen gerade stehen muss.

Weiterbildung für die Frauen

Wie Strömsdörfer hat sich auch Ströbel weitergebildet. Mit dem nötigen Wissen fällt die Arbeit im Wald auch tatsächlich leichter, geht es in den Kursen doch auch um den optimalen Einsatz von Kraft. Angst vor der schweren Arbeit und den Motorsägen, die es jetzt auch in "frauenfreundlichen" Gewichtsklassen gibt, hat sie daher nicht. Respekt vor der Arbeit im Wald dagegen schon. Und sie weiß, wie viel Arbeit in der Bewirtschaftung von Wald steckt. Mit Vorurteilen zu kämpfen habe keine der drei Frauen. Zumindest kommen in ihrer Gegenwart keine dummen Sprüche. Exot sei man dennoch, wenn man als Frau in Waldbesitzerkreisen auftauche. Ströbel und Strömsdörfer machen anderen Waldbesitzerinnen daher Mut, die kostenlosen Fortbildungsangebote der Förster zu nutzen. Auch das, sagt Schade, ein weibliches Attribut: Frauen holen sich eher Rat. Ob dem Wald eine weibliche Hand anzumerken ist wird sich zeigen. Vielleicht in 100 Jahren.

Info: Forstrevierleiterin Alexandra Schade lädt am Freitag, 28. Juni, 14.30 bis 17 Uhr, Waldbesitzerinnen zu einem Waldspaziergang ein. Start ist an der Tauritzmühle bei Speichersdorf. Anmeldung unter 09278/985514.

Foto: red

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