Der Vogeldoktor

Von Christina Holzinger
Gerhard Schoberth richtet die Volieren für seine Schützlinge her. Foto: Christina Holzinger Foto: red

Die Tierrettung Bayreuth eröffnet voraussichtlich Ende Juni eine Greifvogelstation in Aichen bei Neudrossenfeld. Das Gebäude steht bereit, was fehlt sind Ehrenamtliche, die bei der Renovierung der Volieren helfen und die Genehmigung des Veterinäramtes.

 
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Gerhard Schoberth ist Präsident der Tierrettung Bayreuth und pflegt verletzte Vögel. Derzeit kümmert er sich um drei Mäusebussarde, vier Turmfalken, einen Habicht und eine Sumpfohreule sowie zwei Waldkäuze. Derzeit leben die Vögel in der Station des Landesbundes für Vogelschutz am Lindenhof in Bayreuth.

Ehrenamtliche und Spenden gesucht

Bis Schoberths Schützlinge umziehen können, gibt es noch viel zu tun. Die fünf Gebäude mit Volieren haben eine Fläche von rund 800 Quadratmetern und sind seit Jahren verlassen. Tannengrüne Farbe blättert von den Wänden, Moos und Grünspan erklimmen die Holzbretter und Plastikwellwände. Die Helfer haben damit begonnen, Spinnennetze zu entfernen, Wände weiß zu streichen und Volieren umzubauen. Doch dafür brauchen sie Unterstützung weiterer Ehrenamtlicher sowie Spenden in Form von Baumaterial wie Gipskartonplatten, Dämmstoffe oder Schalbretter.

Greifvögel brauchen mehr Platz

Bevor das 3000 Quadratmeter große Grundstück als Greifvogelstation eröffnet werden kann, prüft das Veterinäramt, ob alles den Tierschutzbestimmungen entspricht. Um die Vorgaben zu erfüllen, müssen die Volieren umgebaut werden. Denn dort, wo früher Tauben hausten, sollen die vier Turmfalken einziehen. Und die brauchen Platz. „Ein Turmfalke braucht mindestens fünf Quadratmeter, jedes weitere Tier mindestens einen Quadratmeter mehr“, sagt Schoberth. Deshalb werden Wände eingerissen, Dächer in die Höhe gebaut und Nistkästen entfernt. Das einzige, was an Ort und Stelle bleibt, sind größere Steintröge, in denen die Vögel baden können.

Tiefgefrorene Küken und Mäuse

Im hinteren Teil des Grundstückes sind die Helfer weiter: Schoberth hat die Fassade weiß und die Türen blau gestrichen, bald isoliert er die Wände des dahinterliegenden Raums. Hier soll ein Behandlungsraum entstehen, in dem die verletzten Vögel gepflegt werden. Rechts daneben lagern künftig Infusionen, Salben und Medikamente, links von dem Behandlungsraum entsteht die Futterküche. Auf der Speisekarte der Greifvögel stehen tiefgefrorene Küken und Mäuse. Über den Tierparkhandel bezieht Schoberth die Küken für 1,60 Euro das Kilo. Ein ausgewachsener Mäusebussard frisst mindestens fünf Stück pro Tag. Das entspricht 250 Gramm und damit einem Fünftel des Gewichts des Greifvogels. „In freier Wildbahn kriegen die Vögel auch nicht jeden Tag etwas zu fressen, da müssen wir schauen, dass sie nicht zu dick werden“, sagt Schoberth.

Kontakt kam über Facebook

Seit Anfang des Monats läuft der Pachtvertrag für das Grundstück samt Volieren. Mit der Renovierung haben die Tierschützer bereits vorher angefangen. Möglich gemacht hat das Nicole Pannhausen aus Pechgraben. Sie ist eine Freundin des Reitstallbesitzers, auf dessen Grundstück die Volieren stehen. Über Facebook wandte sie sich an die Tierschützer, noch am gleichen Tag verabredete sich Schoberth mit Pannhausen und dem Reitstallbesitzer. „Auch wenn wir nicht auf der Suche nach einer neuen Greifvogelstation waren, wusste ich sofort, dass es genau das richtige für uns ist“, sagt Schoberth.

Sein Ziel: Auswildern

Für Schoberth steht der Artenschutz im Vordergrund. „Viele der Greifvögel, die zu uns kommen, zählen zu den bedrohten Tierarten“, sagt er. Zu seiner Arbeit gehört es nicht nur, die Vögel zu pflegen, sondern auch, sie wieder auszuwildern. „Wenn ich die Dankbarkeit in den Augen der Tiere sehe, ist das Lohn genug.“

Warten auf die Genehmigung

Da die Wildtierstation Stadtsteinach geschlossen wurde, sei die neue Greifvogelstation dringend notwendig geworden. „Wir haben jährlich rund 500 Tiere dorthin gebracht“, sagt Schobert. Sechs von zehn Tieren, die von der Tierrettung behandelt werden, seien Wildtiere. In ihrem neuen Zuhause auf Zeit kümmern sich künftig bis zu vier Ehrenamtliche  darum, die verletzten Greifvögel zu pflegen, zu füttern und die Volieren zu reinigen. Eröffnet soll die Anlage, sobald die Genehmigung vorliegt. Schoberth rechnet mit Ende Juni. Zunächst ist die Wildtierstation nur für die Ehrenamtlichen zugänglich, doch der Tierretter möchte bald seinen Falknerschein machen. Dann können Schulklassen und Besucher Dauerpfleglinge wie die Waldkäuze Moritz und Maddox  besuchen, während die verletzten Tiere im hinteren Teil des Gebäudes genesen.


Info: Für die Renovierungsarbeiten ist die Tierrettung Bayreuth auf Spenden in Form von Geld und Material angewiesen. Gebraucht werden beispielsweise Schalbretter, Wildzaun, Gipskartonplatten.

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