Der Terrorangriff trifft einen ins Herz

Von und Ulrike Sommerer
Am Morgen nach dem Terroranschlag waren die Ramblas seltsam leer. Die Polizei sperrte die Straße und kontrollierte die Passanten. Das Foto stammt von der Bayreuther Augenzeugin Heike Fauser. Sie trat am Freitag den Rückflug an und ist nach dem viertägigen Urlaub, der mit einem Schrecken endete, wieder zu Hause. Foto: red

Zwei Terroranschläge erschüttern Katalonien. In der Touristen-Metropole Barcelona sterben mindestens 13 Menschen bei einem Attentat, unzählige werden verletzt, darunter auch viele Deutsche. Die Bayreutherin Heike Fauser entkommt dem gewalttätigen Angriff. Die Halbspanierin Dolores Longares-Bäumler bangt um ihre Familie.

 
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„Ich bin gerade wieder in Deutschland gelandet.“ Zum Glück. Heike Fauser, Stefan Schwenk und Marius Balinski sind am Freitagnachmittag wohlbehalten auf deutschem Boden gelandet.

Die Bayreutherin, die mittlerweile in Frankfurt am Main lebt, war auf Urlaub in Barcelona. Als das furchtbare Attentat am Donnerstag geschah, war sie gerade in der U-Bahn unterwegs. „Unser Hotel war ganz in der Nähe der Ramblas“, schildert sie, wie sie den Terroranschlag erlebte. Das Barcelo Raval Hotel liegt nicht weit von den belebten Ramblas entfernt, die von der Placa de Catalunya bis zum Hafen führen. Statt an der Haltestelle Liceau anzuhalten, sei die U-Bahn plötzlich einfach weitergefahren. „Wir passierten leere Stationen. Am Vormittag waren wir selbst noch auf der Las Ramblas shoppen“, sagt die 32-Jährige und ist erleichtert, nicht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Bei 32 Grad verlegten sie die Shoppingtour spontan und verbrachten den Nachmittag am Strand Barceloneta.

Mit dem Taxi heil im Hotel angekommen

Als die U-Bahn abends nach vier Stationen endlich stoppte, hatten sie und ihre Begleiter ein mulmiges Gefühl. „Wir sind in ein Café gegangen, viele hatten schon zugemacht.“ Öffentliche Verkehrsmittel fuhren keine mehr. Ein Taxifahrer nahm sie schließlich bis fast vor das Hotel mit.

Wo sich sonst Tausende von Menschen tummeln, war es am Freitagmorgen seltsam still. „Wir sahen Absperrbänder und fassungslose Gesichter. Spanische TV-Journalisten führten Interviews mit Passanten. Polizisten mit Maschinenpistolen machten Kontrollen und Fahrzeuge kamen gar nicht erst durch.“ Die Ramblas wurden mit Panzerfahrzeugen abgeriegelt.

Schwarze Solidaritätsschleifen

Geschäfte und Cafés öffneten teils nicht, die beliebte Markthalle blieb gesperrt. „Manche trugen aus Solidarität auf ihren Shirts Sticker mit einer schwarzen Schleife.“ Der Rückflug war ohnehin für Freitag geplant. „Mein Chef hat sogar spontan angeboten, uns den Flug zu zahlen, falls wir früher zurück gewollt hätten.“

Dolores Longares-Bäumler kamen die Tränen, als sie von den Anschlägen in Barcelona und Cambrils hörte. Denn diese Anschläge trafen die Integrationsbeauftragte der Caritas in Bayreuth in besonderem Maß: Ihre Familie lebt in Barcelona.

Dolores Longares-Bäumler ist halbe Spanierin. Zu ihrer Cousine und deren Familie, die in Spanien unweit der beliebten Flaniermeile Las Ramblas wohnt, hat sie engen Kontakt. Erst im Juni hatte sie die Familie besucht, schlenderte selbst über die Ramblas.

Verwandte zum Glück außer Landes

Als sie vom Anschlag in Barcelona hörte, nahm sie sofort Kontakt mit ihrer Familie auf – und erhielt die erleichternde Antwort, dass die Verwandten gar nicht in Spanien sind.

Auch wenn sie bisher jeder terroristische Anschlag entsetzte, dieser treffe sie bis ins Herz, sagt sie. „Ich bin tieftraurig.“ Denn plötzlich ist der Terror ihrer Familie ganz nah. „Wie Menschen nur so gemein sein können. Das ist ekelhaft. Das ist nur zu verachten.“

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