Ein mysteriöser Anruf bei der Vermieterin
In Tierschutzkreisen in der Region ist es ein offenes Geheimnis, dass immer mal wieder misshandelte Hunde in Nacht- und Nebelaktionen gerettet werden. Sprich: aus ihrer Haltung gestohlen. Das, so sagen Tierschützer, sei aber das letzte Mittel, wenn es einem Tier ganz offensichtlich schlecht gehe, gutes Zureden beim Hundehalter nicht hilft und auch der Amtstierarzt nicht einschreiten kann. All das trifft auf den Fall Flynn aber nicht zu.
Neben allen Vermutungen gibt es einen klaren Hinweis, dass der Hund von selbsternannten Tierrettern gestohlen wurde. Zwei Tage vor dem Verschwinden des Beagles habe die Vermieterin von Corina Händel einen Anruf bekommen. Eine Männerstimme habe angekündigt, dass Flynn aus seinem Zwinger befreit werden würde. Daraufhin hat die Halterin die Behausung des Beagles mit einem Vorhängeschloss gesichert, das bei der Tat dann mit einem Bolzenschneider geöffnet worden ist.
"Das ist und bleibt eine Straftat"
Corina Händel hat Anzeige erstattet. "Das ist und bleibt eine Straftat", sagt sie. Die Polizei ermittelt, will das Tatmotiv "Tierrettung" aber nicht bestätigen. Eine heiße Spur hat es bisher gegeben. Wenige Tage nach Flynns Verschwinden wurde bei Ebay-Kleinanzeigen ein Beagle angeboten, dem Hund ähnlich sah. Die Polizei veranlasste, dass ein Tierarzt den Chip des Hundes überprüft. Es war nicht Flynn.
Spricht man mit Tierschützern, so erfährt man, dass auch ein Chip, der zumeist am Hals eines Hundes eingesetzt ist, kein unüberwindbares Hindernis ist. Die Tierretter sind gut organisiert und vernetzt - auch mit Tierärzten, die einen Chip entfernen können. Außerdem sei es unwahrscheinlich, dass Flinn sich noch irgendwo in der Region befinde.
"Die hätten ihn mit ihrer Aktion umgebracht"
Flynns Zwinger ist verwaist. Das Körbchen mit der Decke steht noch da, als hätte der Beagle gerade eben noch darin gelegen. Corina Händel ist immer noch geschockt. Sie sagt: "Jedes Mal, wenn ich im Garten bin, denke ich, gleich kommt Flynn um die Ecke."
Dass hier offenbar selbsternannte Tierretter unvermittelt zugeschlagen haben, kann sie nicht nachvollziehen. Der Hund ist zwölf. Beagles werden nach Angaben von Züchtern zwischen zwölf und 15 Jahren alt. Flynn ist gesund. "Aber was, wenn er auf Medikamente angewiesen wäre?", fragt die Halterin. "Die hätten ihn mit ihrer Aktion umgebracht."