Der seltsame Fall des gestohlenen Beagles

Von Moritz Kircher
Der Beagle Flinn (12) ist im Januar aus einem Zwinger in Speichersdorf gestohlen worden. Foto: red Foto: red

Von Flynn fehlt immer noch jede Spur. Der zwölfjährige Hund der Rasse Beagle ist in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar unter mysteriösen Umständen aus seinem Zwinger in Speichersdorf gestohlen worden. Vieles deutet darauf hin, dass selbsternannte Tierretter am Werk waren. Jürgen Greim vom Bayreuther Verein Menschen für Tierrechte wundert sich über die ungewöhnliche Vorgehensweise der Diebe.

 
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Ein paar Tage nach dem Verschwinden steht Greim mit Corina Händel im Zwinger von Flynn. Ihr gehört der Hund, und sie zeigt dem Tierschützer die Behausung des Beagles. Der Zwinger steht hinter dem Haus in der Ludwig-Thoma-Straße. Er ist windgeschützt. Im Zwinger steht eine Hundehütte, in der Flynn es nach Aussage von Corinna Händel immer warm hat.

Rein rechtlich an Zwingerhaltung nichts auszusetzen

"Rein rechtlich gibt es daran nichts auszusetzen", sagt Greim, der schon unzählige Zwinger in Augenschein genommen hat. Aber er betont unablässig, er sei ein entschiedener Gegner der Zwingerhaltung. Und wo immer er von einer Zwingerhaltung erfahre, suche er den Halter auf und rede ihm ins Gewissen.

Entgegen anderslautender Gerüchte beteuert die Hundehalterin: "Es hat mich nie jemand auf die Zwingerhaltung angesprochen." Kein Tierschützer, kein Amtstierarzt habe je etwas gesagt. "Man kann doch mit mir reden", sagt sie. Iris Fuchs, Leiterin des Veterinäramtes im Landkreis Bayreuth, kannte Flynn bis zu dessen Verschwinden nicht. "Bei uns ist nie eine Meldung eingegangen", sagt sie. Mittlerweile hat sie Fotos von Flynn gesehen. Auf den Bildern sei kein Hinweis zu erkennen, dass es dem Hund schlecht ergangen sei.

Bei hartem Frost selbstverständlich im Haus

Corina Händel berichtet, dass der Hund ganz normalen Familienanschluss gehabt habe. Er hatte seine regelmäßigen Spaziergänge mit ihr oder ihrer Tochter. Auch die Vermieterin sei gerne mit Flynn unterwegs gewesen. Er lief - eher untypisch für Beagles, die für ihren ausgeprägten Jagdtrieb bekannt sind - oft ohne Leine. "Er ist nie weggelaufen", sagt die Haltern. "Ich habe ihm sogar Kunstücke beigebracht."

Bei hartem Frost habe sie Flynn selbstverständlich ins Haus geholt, sagt Corina Händel. Sie habe den Beagle im Alter von eineinhalb Jahren bekommen. Er sei seitdem an die Zwingerhaltung gewöhnt. "Der hatte seine Speckschicht und im Winter ein dickes Unterfell", sagt sie. "Dafür hat er eben auch nach Hund gerochen." Immer wieder steigen ihr die Tränen in die Augen, wenn sie von Flynn erzählt.

Ein mysteriöser Anruf bei der Vermieterin

In Tierschutzkreisen in der Region ist es ein offenes Geheimnis, dass immer mal wieder misshandelte Hunde in Nacht- und Nebelaktionen gerettet werden. Sprich: aus ihrer Haltung gestohlen. Das, so sagen Tierschützer, sei aber das letzte Mittel, wenn es einem Tier ganz offensichtlich schlecht gehe, gutes Zureden beim Hundehalter nicht hilft und auch der Amtstierarzt nicht einschreiten kann. All das trifft auf den Fall Flynn aber nicht zu. 

Neben allen Vermutungen gibt es einen klaren Hinweis, dass der Hund von selbsternannten Tierrettern gestohlen wurde. Zwei Tage vor dem Verschwinden des Beagles habe die Vermieterin von Corina Händel einen Anruf bekommen. Eine Männerstimme habe angekündigt, dass Flynn aus seinem Zwinger befreit werden würde. Daraufhin hat die Halterin die Behausung des Beagles mit einem Vorhängeschloss gesichert, das bei der Tat dann mit einem Bolzenschneider geöffnet worden ist.

"Das ist und bleibt eine Straftat"

Corina Händel hat Anzeige erstattet. "Das ist und bleibt eine Straftat", sagt sie. Die Polizei ermittelt, will das Tatmotiv "Tierrettung" aber nicht bestätigen. Eine heiße Spur hat es bisher gegeben. Wenige Tage nach Flynns Verschwinden wurde bei Ebay-Kleinanzeigen ein Beagle angeboten, dem Hund ähnlich sah. Die Polizei veranlasste, dass ein Tierarzt den Chip des Hundes überprüft. Es war nicht Flynn.

Spricht man mit Tierschützern, so erfährt man, dass auch ein Chip, der zumeist am Hals eines Hundes eingesetzt ist, kein unüberwindbares Hindernis ist. Die Tierretter sind gut organisiert und vernetzt - auch mit Tierärzten, die einen Chip entfernen können. Außerdem sei es unwahrscheinlich, dass Flinn sich noch irgendwo in der Region befinde.

"Die hätten ihn mit ihrer Aktion umgebracht"

Flynns Zwinger ist verwaist. Das Körbchen mit der Decke steht noch da, als hätte der Beagle gerade eben noch darin gelegen. Corina Händel ist immer noch geschockt. Sie sagt: "Jedes Mal, wenn ich im Garten bin, denke ich, gleich kommt Flynn um die Ecke."

Dass hier offenbar selbsternannte Tierretter unvermittelt zugeschlagen haben, kann sie nicht nachvollziehen. Der Hund ist zwölf. Beagles werden nach Angaben von Züchtern zwischen zwölf und 15 Jahren alt. Flynn ist gesund. "Aber was, wenn er auf Medikamente angewiesen wäre?", fragt die Halterin. "Die hätten ihn mit ihrer Aktion umgebracht."

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