Der royale Staatsempfang

Von Ulrike Sommerer
Der König hält Hof: Nach der Festspielpremiere wird zum Staatsempfang geladen. Anlässlich des Besuchs des schwedischen Königspaares haben wir uns diesen Empfang unter royalen Gesichtspunkten angesehen. Foto: Peter Kolb Foto: red

Königlichen Glanz in Bayreuth, also sehr oft gibt es das ja nicht. Dabei lieben die Bayreuther es doch eigentlich sehr, Hof zu halten. Wer keine Premierenkarte für die Festspiele hatte, hoffte daher immer noch, eine Karte für den Empfang des Jahres zu bekommen. Den Staatsempfang. Und so drängen sich viele wichtige Bayreuther rund um den roten Teppich. Werfen wir einen Blick auf den Hofstaat. Die Rollen haben wir schon einmal verteilt.

 
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Der König: In Bayern kann es nur einen geben, König Horst der Erste, Horst Seehofer.

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Die rechte Hand des Königs: Natürlich will das ein König nie wahr haben, doch es gibt einen im Staate Deutschland, der mächtiger ist als er. Äh… die mächtiger ist. Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin. Sie entscheidet, was läuft und weist den König auch dezent auf Verfehlungen hin. Beispielsweise wenn dieser vergisst, wichtige Vertreter seines Landes zu begrüßen. Dafür darf der König seine Beraterin dann auch liebevoll „Ainschie“ nennen und wird im Glauben gelassen, Alleinherrscher zu sein.

Die Majestäten aus dem Nachbarland: Immer wieder einmal empfängt der König natürlich auch Könige eines Nachbarlandes. In unserem Fall waren dies Königin Silvia von Schweden und König Carl Gustaf von Schweden. Wenn sich königlicher Besuch ansagt, sind auch die Fürsten eines Landes bemüht, es an nichts fehlen zu lassen. Fürstin Brigitte Merk-Erbe stellt dann auch eigens einen weißen Esel auf den Grünen Hügel, weil die Königin eines fernen Landes weiße Esel liebt. Die Majestäten aus dem Nachbarland nehmen die Würdigung huldvoll lächelnd entgegen, wie auch Blumen und einen bayerischen Verdienstorden aus der Hand des Königs.

Thronfolger: In der Geschichte eines Königshauses gibt es immer auch ihn: den ewig Wartenden. Der darauf wartet, dass der Vorgänger abdankt und endlich, endlich er zum Zug kommt. In unserer Geschichte hier gibt es derer sogar zwei. Doch nur eine der beiden schafft es zum Empfang: Ilse Aigner machte sich auf, um weitere Sympathien für sich zusammeln. Ihre Robe, ihre Frisur – einer Königin durchaus würdig.

Die abgedankten Könige: Der König ist tot, es lebe der König! Mit zeitlich großem Abstand zum König selbst, aber dennoch unter großem Beifall dürfen auch sie dem Empfang bei Hofe beiwohnen. Edmund Stoiber mit seiner Gemahlin Karin und Günther Beckstein nebst Gattin Marga werden vomgemeinen Volk nach wie vor geliebt und verehrt. Den König freut das, irgendwie. Schließlich, merkt er an, verfüge kein anderer aktiver König über so viele Vorgänger wie er.

Das königliche Heer: Zum König kommt natürlich nicht jeder durch. Dafür sorgen in unserer Geschichte die Heerscharen an Polizisten und Securitymitarbeitern. Sie lassen niemanden rote Kordeln übersteigen, die das gemeine Volk vom höfischen abtrennen. Mit sanfter Gewalt und einem strengen Blick weisen sie jeden in die Schranken, der diese zu überschreiten versucht. Sie schützen das Reich selbst dann vor Eindringlingen, wenn diese vor reißenden Wassermassen fliehen möchten, da der Himmel seine Schleusen geöffnet hatte.

Rammbock: Barrie Kosky, der gefeierte Regisseur dieser Nacht, prellt in den Hofstaat hinein, mit seiner genialen Umsetzung der „Meistersinger“. Seine Ideen werden zum Gespräch des Abends und zerstören all den schönen Tratsch und Klatsch, mit dem sich der Hofstaat sonst verlustiert.

Hofnarr: Gänzlich unüblich spielt hier der König gleich selbst den Hofnarr. Äußerst gut gelaunt und aufgeräumt führt er mit Späßchen durch den Abend.

Hofkomponist: Natürlich kann es in einer Stadt wie dieser und an einem Tag wie diesen nur einen geben. Richard Wagner. Jahrhundertelang scheint er auf diesen Tag hinkomponiert zu haben, ein Tag, der sich nun in Dauerschleife jährlich wiederholt. Ihm selbst ist es zwischenzeitlich nicht mehr möglich, dem höfischen Empfang beizuwohnen. Daher vertritt ihn seine Urenkelin Katharina Wagner, ihr ist es erlaubt, kurz zum Volk zu sprechen, was sie mit einem Dank an den König verbindet.

Die Zofen und Pagen: Hält der König Hof, sind sie es, die den Abend am Laufen haben. Nie aufdringlich und stets freundlich reichen sie süffigen Wein und herbes Bier und Forellenfilet, Stubenkükenbrust, frische Erdbeeren, Käse.

Die Bauern: All der Prunk wäre nicht möglich, gebe es sie nicht, die Bauern, die mit der Abgabe des Zehnten finanzieren, dass der König und sein Staat Hof halten...

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