Auf die Details konzentrieren
Noch aber beschäftigt sich Elm vor allem mit alten Fünfzigern. Er hält einen Schein in den Händen, der als echt durchgehen könnte: Die Farbe stimmt, das Papier fühlt sich dick genug an. "Vom Augenschein her sieht man kaum Unterschiede, man muss sich auf die Details konzentrieren." Elm checkt das Hologramm: "Da ist eine Heißprägefolie aufgebracht, wie ein Sticker, mit einem Bügeleisen." Auch sei das Wasserzeichen nur aufgedruckt, liegt also nicht im Papier wie bei den echten Scheinen.
Elm fährt mit den Fingern über die Ränder. "Die Prägung ist nur ganz rudimentär". Er zieht die Lupe heran, um das Druckverfahren zu beurteilen. Der Schein ist in einem kommerziellen Offset-Druckverfahren hergestellt worden. Das geht nur in einer Druckerei, nicht mit einem Farbdrucker."
Dann hält er den Schein gegen das Licht, so dass die beiden Hälften der "50" im oberen Eck übereinander liegen - was den Fälscher nicht ganz gelungen ist. "Das sieht eher aus wie ein Osterei", urteilt er. Elm und die 14 Banknoten-Checker kennen diesen Fälschungs-Typus gut. "Das ist die zweitgängigste Fälschung in Deutschland, von der sicherlich schon über 100.000 Stück verbreitet wurden", sagt er.
Organisierte Kriminalität
Schon ein paarmal haben Fahnder eine Fälscher-Werkstatt ausgehoben - ohne Erfolg. "Das ist organisierte Kriminalität. Nach sechs Monaten haben die eine andere Werkstatt gefunden, die die gleiche Note wieder herstellt." Nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) kann Falschgeld nun auch auf Handelsplattformen in einem anonymisierten Teil des Internets gekauft werden - im sogenannten Darknet, in dem auch Drogen und Waffen verkauft werden.
Der Anteil der über das Internet verbreiteten falschen Scheine liege bei mehr als 30 Prozent, erklärt das BKA. Die sogenannten "Napoli-Fälschungen" würden häufig rund um Neapel in Italien hergestellt und per Post nach Deutschland geschickt. Weil die Beschaffung von Falschgeld einfacher geworden ist, steigen die Zahlen: 2015 wurden laut BKA fast 112.000 Euro-Falschnoten entdeckt, das waren 42 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
In der Waschmaschine
Das Geschäft blüht, aber die Polizei schläft nicht: Vor einem Jahr klickten bei zwei mutmaßlichen Fälschern aus Landshut die Handschellen. Sie hätten - trotz der schlechten Qualität ihrer Fälschungen - in "Saus und Braus" gelebt, erklärte das Bayerische Landeskriminalamt damals.
Im Analysezentrum in Mainz füllen die aussortierten Scheine ganze Aktenordner in großen grauen Schränken. Leiter Elm blättert die Ordner der gerade eingegangenen Falschgeldmeldungen durch, die von der Polizei und von Banken kommen, und wird plötzlich stutzig. Er hat einen Fünfer gefunden, dem der Folienstreifen fehlt. Unter UV-Licht leuchtet der Schein hell auf, was auf eine Fälschung hindeutet. Doch Elm meint: "Der ist echt." Er sei nur in einer Waschmaschine mitgewaschen worden.