Die Hörsäle sind überfüllt – warum also nicht die Chancen ausloten, die das Handwerk bietet? Zwei junge Männer, die ihr Studium aufgegeben haben, schildern ihren neuen Weg. Aus dem Studenten ist ein Meisterschüler geworden: Matthias Duchoslav aus Kirchenlamitz hatte Elektrotechnik studiert. Jetzt macht er in Bayreuth einen einjährigen Meisterkurs, mit dem Ziel, ab Sommer in einem Industriebetrieb zu arbeiten. „Jetzt will ich mal Geld verdienen, das ist bislang zu kurz gekommen", sagt der 28-Jährige. Er hat schon viel gelernt. Nach der Realschule in Gefrees macht er an der Fachoberschule (FOS) in Bayreuth sein Fachabitur. Für neun Monate geht er zur Bundeswehr, leistet seinen Wehrdienst in Kümmersbruck beim Logistik-Bataillon. Nach einem Jahr Elektrotechnik-Lehre bei einem Bayreuther Unternehmen wird er dort gefragt, ob denn ein Elektrotechnik-Studium nichts für ihn wäre. Er studiert daraufhin in Coburg, dreieinhalb Jahre lang. Er kommt weit, obwohl ihm schon ab dem zweiten Semester eine Krankheit zu schaffen macht. Noch drei Semester und die entsprechenden Prüfungen hätte er gebraucht und die maximale Studienzeit von zehn Semestern dabei überschritten. Da entschließt er sich, lieber den einjährigen Meisterkurs zu machen. Jetzt fällt ihm das Lernen leicht; den Stoff kennt er schon weitgehend. Das Studium empfand er als sehr theorielastig. Außerdem liegt ihm Feinelektronik nicht, um die es dort geht, eher die Steuerung großer Schaltanlagen. „Der Meister, das ist eher meins", sagt er. Nach erfolgreichem Abschluss des einjährigen Vollzeitkurses will er sich nicht selbstständig machen, sondern in die Industrie gehen.Gerne würde er in die Region Stuttgart ziehen. „Die Gegend liegt mir, auch weil ich das Fichtelgebirge liebe." Es sei schön, neue Leute kennenzulernen. Bis August hoffe er, eine Stelle gefunden zu haben. Seine Eltern haben mit dem Handwerk nichts zu tun. Beide sind Ballettlehrer. Matthias Duchoslav hilft gerne. Für das Rote Kreuz ist er Helfer vor Ort (HvO), sein Zweitjob, wie er sagt. Zum BRK hat ihn vor acht Jahren ein Klassenkamerad von der Realschule gebracht, der mit ihm nun zufällig im Meisterkurs sitzt. Den Bereitschaftsdienst in Gefrees nutzt Matthias zum Lernen. „Bis jetzt hab' ich bloß Einser geschrieben, die Berufsschule ist das Entspannendste überhaupt", sagt Benjamin Werner aus Althaidhof bei Creußen. Warum fällt ihm die Schule leicht? Ganz einfach: Der 23-Jährige kommt mit erheblichen Vorkenntnissen in den Unterricht. Denn auch er hat studiert. Vier Semester. Bauingenieur wollte er werden. Nun macht er eine solide Ausbildung zum Maurer – bei seinem Vater. Nach der Mittleren Reife an der Bayreuther Städtischen Wirtschaftsschule und dem Fachabitur an der Fachoberschule (FOS) in Bayreuth, geht Benjamin Werner das Studium in Nürnberg mit großem Ehrgeiz an. Aber irgendwann fehlt ihm die Lust, selbst am Wochenende immer nur zu lernen. „Von dem Stoff im Studium wirst du einfach erschlagen", sagt er. „Außerdem habe ich zuletzt eh mehr auf den Baustellen meines Vaters gearbeitet als studiert." Dass er später vielleicht wieder ein Studium aufnehmen wird, schließt er jedoch nicht aus. „Sein Studium habe ich von Anfang an kritisch gesehen", sagt Peter Küfner, der Vater von Benjamin Werner. Erst Lehre, dann Studium, das sei die richtige Reihenfolge. „Junge Leute werden im Studium teilweise sehr allein gelassen", sagt der Vater. Sehr gut finde er duale Studiengänge, die Theorie und Praxis verbinden. „Wir machen alles – bis hin zum kompletten Rohbau", sagt der Sohn. Mit seinem Vater und einem weiteren Beschäftigten bildet er einen Drei-Mann-Betrieb. Ob Verputzen, Pflasterarbeiten oder das Anlegen einer Terrasse, die kleine Firma ist flexibel und erhält ihre Aufträge häufig durch Mund-zu-Mund-Propaganda. „Werbung hat er noch nie machen müssen", sagt Benjamin Werner über seinen Vater. Er selbst möchte keinen Meisterkurs machen. Der koste rund 8000 Euro. Zudem: „Ewig Maurer will ich nicht bleiben", sagt er, höre er doch von seinem Vater und dessen Mitarbeiter: „Da zwickt's und dort auch." Benjamin Werner sind auch seine Hobbys wichtig, Tischtennis spielen im Creußener Verein oder gelegentliches Mitmachen im Schützenverein von Althaidhof. Windsurfer ist er auch, auf dem Weißenstädter See oder im Urlaub auf dem Gardasee. Eine andere Leidenschaft von ihm ist Heavy Metal-Musik. Natürlich war er schon in Wacken, lieber ist er auf kleinen Events, wie dem Wackel-Festival in Speichersdorf.