Der Marathonmann der Comedy

Von Michael Weiser
„Brunz-Bowling“: Klaus Karl-Kraus im Bechersaal.⋌ ⋌Foto: Andreas Harbach Foto: red

Eigentlich erzählt er nichts besonderes, das aber gut: Klaus Karl-Kraus brachte im Bechersaal das Publikum zum Wiehern. Weil man sich aber auch so gut in ihm wiedererkennt...

 
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Es kann so leicht sein, der Beruf des Kabarettisten. Man gewinnt diesen den Eindruck, wenn man Klaus Karl-Kraus erlebt. Der Kabarettist muss ja eigentlich nur genau seine Umgebung beobachten, das ganze in eine ordentliche Form bringen und dann davon erzählen. Klaus Karl-Kraus erzählt Alltägliches, Sachen, die jeder so ähnlich selber erlebt haben könnte. Und ziemlich schnell hat er beste Laune im Becher-Saal.

Natürlich ist das nicht so einfach, wie es klingt. Man muss schon sehr genau hinschauen, die kleinen Widersinnigkeiten erkennen und genau dann davon erzählen, wenn die Stimmung im Saal danach ist. Man kann sagen Karl-Kraus, fränkisches „Aboriginal“ (Eigenbezeichnung) mit bald schon 65 Jahren auf dem ergrauten Scheitel, der Mathon-Mann der Comedy, hat dies für sich perfektioniert, das Hinschauen, das Beobachten und das Pointensetzen. Im Bechersaal macht er sich über die Vorhänge und überhaupt den verstaubten 50er Jahre-Charme des Saals lustig, am derbsten, wenn er über das Klo vom Becher erzählt: ein Rinnla, in dem man den Klo-Stein mittels Strahlsteuerung spazierenführen kann, „so eine Art Brunz-Bowling“. Das klingt ziemlich eklig, ziemlich derbe, und ist trotzdem präzis: Als Karl-Kraus davon erzählt, erreicht die Laune einen Siedepunkt, ja manche Zuhörer wiehern fast schon vor Vergnügen. Eben auch, weil sie den Becher kennen.

Was Kraus-Karl im vertrauten mittelfränkischen Dialekt erzählt, bietet keine bösen Überraschungen, es so bekannt wie berechenbar. Der Abend war trotzdem kurzweilig. Wenn Kraus-Karl von zwei betrunkenen Fußballfans erzählt, die souverän aneinander vorbeilallen, und das im Streit über einen Spieler, der gar nicht auf dem Platz ist – dann hat das großen Wiedererkennungswert. Und spiegelt zugleich den Widersinn der ganzen Welt. So gekonnt muss man universellen Aberwitz auch erst mal in den Rahmen regionalen Erfahrungshorizontes bringen können. Nein, Karl-Kraus bringt diese fränkische Grundspannung aus steter Reizbarkeit und grundsätzlicher Versöhntheit mit seiner Welt gut und nachvollziehbar auf den Punkt. Man muss noch nicht mal Club-Fan sein, um ihm gut folgen zu können. Er ist ein Veteran, dieser Klaus Karl-Kraus. Mit vielen jüngeren Erscheinungen der Comedy-Szene hält er mühelos mit.