Der mächtigste Baum soll weg

Von Peter Engelbrecht
 Foto: red

In der Matrosengasse gibt es Ärger um die geplante Fällung des größten und mächtigsten Baumes, der dort steht. Es geht um eine Esche, die mehr als 100 Jahre alt ist, und eigentlich durch die Baumschutzverordnung geschützt sein sollte. Ihr Stammumfang: 306 Zentimeter.

 
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Anwohnerin Helga Zimmerer, die seit 60 Jahren dort lebt, kämpft mit Herzblut um die mächtige Esche. „Der Baum gehört zur Matrosengasse, ist prägend für das Areal“, sagt sie überzeugt.

Die Erbengemeinschaft des Hauses Matrosengasse 30, auf dessen Areal der Baum steht, hatte schon öfter versucht, eine Fällgenehmigung zu bekommen – immer vergeblich. Das Umweltamt der Stadt hatte den Fällantrag vom November 2010 abschlägig beschieden. Die mehrfachen Besichtigungen des „im hohen Maße ortsbildprägenden Baumes“ hätten ergeben, dass die Esche – trotz einiger Totholzäste in der Krone – bruch- und standsicher sei. Das Umweltamt riet, das Totholz zu beseitigen.

Überraschende Wende

Doch nun gab es eine überraschende Wende. Für den Baum sei vom Grundstückseigentümer – eine Erbengemeinschaft – beim Umweltamt eine erneute Fällgenehmigung beantragt worden, erläutert der Pressesprecher der Stadt, Joachim Oppold. Die Esche sei daraufhin vom Stadtgartenamt begutachtet worden.

Demzufolge weise der Baum eine „nachlassende Vitalität und eine Zentralfäule im Stammfuß“ auf. Und: Die Esche verursache „erhebliche Schäden“ an der Einfahrt der Eigentümer.

Probleme mit der Anfahrt

Das Nachbargrundstück sei im Wurzelbereich durch Anhebungen derart beeinträchtigt, dass eine Nutzung des fraglichen Bereichs nicht mehr möglich sei. Hier komme es insbesondere wegen der Anfahrt von Rettungs- und Behindertentransportfahrzeugen zu großen Problemen.

Der Besitzer des Nachbargrundstücks sitzt im Rollstuhl. Aufgrund dieser besonderen Situation habe das Umweltamt im Mai 2017 den Baum zur Fällung freigegeben. Die Ersatzpflanzung eines heimischen Laubbaums ist Pflicht.

Egal

Alfred Raps, der in der Matrosengasse 30 wohnt und zur Erbengemeinschaft gehört, äußert sich widersprüchlich. „Mir ist das egal. Aber ich will keinen Ärger mit dem Nachbarn. Ich habe nichts dagegen, wenn der Baum abgesägt wird“, sagt der 87-Jährige.

Und: Ihm mache es nichts aus, wenn die Wurzeln der Esche die eine Hälfte des Einfahrtstores etwas anheben, mit der Zufahrt gebe es keine Probleme.

Der Baum sorge für Schatten und Kühle, schütze sein Anwesen vor starkem Wind. „Ich bin mit dem Baum aufgewachsen, will nicht, dass er wegkommt“, schwankt er in seiner Meinung.

Platten leicht angehoben

Nachbarin Zimmerer sieht überhaupt keinen Grund zum Absägen: „Der Baum ist gesund.“

Schaut man sich das Nachbargrundstück an, ist zu erkennen, dass im Bereich, wo der Baum angrenzt, einige Betonplatten leicht angehoben sind. Die Platten liegen aber nicht im Zugangsbereich zum Haus.

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