Metzgerei Weiß meldet für Stammgeschäft in der Langgasse Insolvenz an In der letzten Filiale geht das Licht aus

Von
 Foto: red

"Mir bleibt nichts mehr", sagt Thomas Weiß bitter. Der Metzgermeister gibt auf. Er musste auch für die letzte Filiale am Stammsitz Kulmbach Insolvenz anmelden. Damit geht die Geschichte eines seit 1778 bestehenden Kulmbacher Traditionsbetriebs zuende.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wie konnte es so weit kommen? Eine einfache Antwort gibt es darauf nicht. Vielmehr handelt sich wohl eher um einen schleichenden Niedergang. Im Rückblick bedauert es Thomas Weiß, im Jahr 2001 die damals bereits zahlungsunfähige Metzgerei Weiß KG von seinem Vater Dieter übernommen zu haben, wie er im Gespräch mit dem Kurier schilderte. Ihm sei damals eine Firma ans Bein gebunden worden, die längst nicht mehr gesund gewesen sei. 

Zuletzt blieb ihm nur noch die Filiale in der Kulmbacher Langgasse, von einst acht Geschäften und über 80 Mitarbeitern. Für die Thomas Weiß Unternehmergesellschaft (UG), die das Geschäft am Stammsitz betrieb, wurde in dieser Woche die Insolvenz angemeldet. Damit geht eine 236-jährige Kulmbacher Firmengeschichte zuende.

Die finanziellen Turbulenzen des Traditionsfleischereifachbetriebs begannen jedoch bereits viel früher. Schon im Jahr 1997 muss Dieter Weiß, lange Jahre WGK-Stadtrat und Aufsichtsratsvorsitzender der Kulmbacher Bank, das Gebäude in der Langgasse zum Verkauf anbieten. Doch es folgten Probleme mit den Käufern, die ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen. Das Haus musste schließlich versteigert werden. Auch das Grundstück in der E.-C.-Baumannstraße mit dem Betriebsgebäude soll Ende des Monats zwangsversteigert werden.

Der Unternehmer scheint vom Pech verfolgt zu sein: Sein Anwalt, der ihm zur Gründung einer Unternehmergesellschaft geraten hat, nachdem die Weiß GmbH 2012 insolvent war, sitzt inzwischen in Hof in Untersuchungshaft. Er soll eine Vielzahl von Mandanten hintergangen haben. Für den angeblichen Bau von Solaranlagen in Rumänien soll er Anleger in Millionenhöhe betrogen haben. Wie berichtet, verklagte der Bamberger Insolvenzverwalter Robert Wartenberg den Anwalt, der seine Zulassung abgegeben hat, am Landgericht Bayreuth auf Schadensersatz.

Nach Ansicht von Thomas Weiß' neuem Anwalt Werner Brandl liegen erhebliche Beratungsfehler vor. "Ich bin nun dabei, die Scherben wieder aufzulesen." Nachdem er die Akten gesichtet habe, sei er zu dem Schluss gekommen, dass sich Anwalt und Berater aus der UG bedient hätten. Eine UG sei keine gängige Rechtsform, habe jedoch ein geringeres Haftungspotenzial, erläuterte Brandl. Der verhaftete Anwalt war als Geschäftsführer der UG eingesetzt. Sein Mandant habe seinen Beratern vertraut, so Brandl. Daher habe er Einspruch gegen den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Hof wegen vorsätzlicher Insolvenzverschleppung eingelegt. Die Insolvenz habe er am Montag beim Amtsgericht Bayreuth angezeigt.

Metzger Weiß fragt sich indes, ob das Unternehmen zu lange künstlich am Leben gehalten worden sei. "Vielleicht hätte die Firma viel früher liquidiert werden müssen?" Allein das Betriebsgebäude hätte seiner Meinung nach "nie gebaut werden dürfen". Das Grunstück sei eigentlich das Rückstaubecken der Flutmulde und hätte nie bebaut werden dürfen, meint Weiß. Die eingeholten Gutachten hätten sich im Nachhinein als zweifelhaft erwiesen. Den Rechtstreit mit der Stadt wegen eines erlittenen Hochwasserschadens im Jahr 2006 verlor Weiß.

Seitens der Stadt und auch des Anwalts wurde gestern bestätigt, dass  keinerlei Rechtsstreitigkeiten mehr anhängig seien. Unabhängig davon bedauerte Oberbürgermeister Henry Schramm, "dass das Ende des Kulmbacher Traditionsbetriebs nun wohl allem Anschein nach endgültig ist".

Autor

Bilder