Nach Zentralafrika
Zwei bayerische Vögel überwinterten in Angola, zwei weißrussische in Mosambik und Südafrika, die meisten in Zentralafrika. Die sogenannten östlichen Zieher waren über Kroatien, Griechenland, Ägypten und Libyen geflogen, die westlichen über Italien, Tunesien und Nigeria. Als im Frühjahr 2014 in Afrika Regen einsetzte, zogen sie über die westafrikanischen Länder Ghana, Togo, Benin und die Elfenbeinküste zurück nach Europa.
"Wann kommt der Kuckuck?", fragt in diesem Frühjahr der Nabu in Hessen. Er ruft dazu auf, den ersten Kuckucksruf zu melden. Meist treffen die Vögel im Laufe des Aprils in Mitteleuropa ein. Immer häufiger ist das zu spät, um ein Kuckucksei in die Nester ihrer Wirtsvögel zu legen. Denn viele der Wirte sind Kurzstreckenzieher und kehren vermutlich aufgrund der Klimaveränderung früher in ihre Brutgebiete zurück.
Hochfrequentes Betteln
In der Oberpfalz werden die Wirtsvögel genau beobachtet: Von etwa 100 potenziellen Arten sind bereits 45 als Aufzuchtpaare nachgewiesen. Dazu gehört der Teichrohrsänger, in dessen Nest das Kuckucksweibchen ein Ei legt. Ist das Kuckucksküken geschlüpft, wirft es die übrigen Eier oder Brutgeschwister aus dem Nest. Denn es ist so groß, dass es sehr viel Nahrung braucht. "Dann sperrt es seinen orangefarbenen Rachen für die Stiefeltern auf und bettelt so hochfrequent um Futter, dass es sich anhört, als wären es mehrere Jungvögel", erläutert Herzog.
Warum aber merken die Wirtsvögel diesen Betrug nicht? Weil das Kuckucksei den Eiern des Teichrohrsängers, des Wiesenpiepers, der Bachstelze oder der Gartengrasmücke zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Kuckucksweibchen sind genetisch auf bestimmte Wirtsvögel programmiert.
Vogeljagd und Intensivlandwirtschaft
Gründe für den Bestandsrückgang des Kuckucks könnten nach Angaben von Herzog auch die Intensivierung der Landwirtschaft in Europa und Afrika sowie der Verlust von Lebensraum und Nahrung durch Abholzung sein. Noch nicht endgültig erforscht ist, ob die Vögel stärker in Europa, auf dem Zugweg, in den Rastgebieten oder den afrikanischen Überwinterungsgebieten gefährdet sind. Auch die Vogeljagd auf den Kuckuck könnte eine Rolle spielen.
Norbert Schäffer ist Experte der britischen Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), die ebenfalls Kuckucke mit Sendern ausgestattet hatte. "Wir fangen an zu verstehen, dass der Rückzug aus dem Winterquartier durch Regenfälle in Westafrika ausgelöst wird, dass die Verlustraten auf dem Herbstzug bedenklich sind und dass die Sterblichkeit der Altvögel im Brutgebiet als Erklärung für den Bestandsrückgang nicht ausreichen", erklärt er.
Nur gut die Hälfte der Kuckucke, die Friederike Herzog beobachtete, kam heil zurück. "Und Kuckuck ,Ruth' erreichte zwar Bayern, verendete aber dann an einer Fensterscheibe", berichtet die Biologin.