Der Komponist auf dem Karussell

Von Gisela Kuhbandner
115 Jahre ist es her, dass sich der Komponist Max Reger unter die große Schar der Feiernden am Hammricher Frauentag mischte. Foto: red

Er hat auf Spaziergängen die Umgebung erkundet, ließ sich zusammen mit seinem Lehrer auf einem Felsen fotografieren und er soll dort auch eines seiner bekanntesten Werke komponiert haben: Im Jahre 1901 weilte der berühmte Komponist Max Reger zur Sommerfrische im Fichtelgebirge.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wenn Max Regers Geburtsort Brand seinen großen Sohn anlässlich dessen 100. Todesjahrs in großem Stil ehrt, ist das auch für viele Mehlmeiseler ein Grund, wieder einmal in der Heimatgeschichte zu blättern. Darin wird berichtet, dass der weltberühmte Komponist erinnerungsträchtige Tage in der Fichtelgebirgsgemeinde verbracht und vor 115 Jahren auch den Hammricher Frauentag mitgefeiert hatte.

Der ehemalige Heimatforscher Bernhard Prechtl weiß noch aus Erzählungen, dass der Komponist es sich nicht nehmen ließ, am „Frauertoch“ ein paar Runden „Reitschöl“ (Karussell) zu fahren. Zu dem Wiegenlied „Maria sitzt am Rosenhaig“, eine von Regers innigsten Kompositionen zu Ehren der Mutter Gottes, soll ihn sogar das „Hammerkirchl“ inspiriert haben.

Dokumentiert ist, dass Reger mit seinem Lehrer und väterlichen Freund Adalbert Lindner, aus Weiden kommend, mit der Bahn nach Reuth gefahren und von Brand nach Mehlmeisel gelaufen ist. Hier waren sie beim Oberlehrer und damaligem Standesbeamten Franz-Xaver Näger, einem Studienfreund Lindners, zu Gast. Familie Näger wohnte im oberen Stock des Schulhauses. Dort stand das Klavier, auf dem Reger mehrfach gespielt hat, und das sich heute im Besitz der Familie Busch in der Hauptstraße befindet. Dort hat er auch, so ist es überliefert, plötzlich sein Klavierspiel unterbrochen und gerufen: „Kinder, wie bin ich glücklich hier in Mehlmeisel“.

Touristen aus Leipzig, Dresden und Hof

Ein Brief Regers, datiert vom 17. August 1901, ist im Besitz der Erben von Franz-Xaver Näger. Sie haben ihn Heimatforscher Josef Wiche vertrauensvoll zur Einsicht und zum Übersetzen übergeben. Wiche hat den Brief in der Ausstellung „100 Jahre Fremdenverkehr in Mehlmeisel“ 2001 veröffentlicht, da Reger mit seinem Besuch im Jahr 1901 auch den Tourismus in der Fichtelgebirgsgemeinde nachweisbar machte: „Denn Lindner hat den gemeinsamen Ausflug folgendermaßen beschrieben: Der Ort war gerade von zahlreichen Sommerfrischlern besetzt; meist Kaufleute, Lehrer und Professoren aus Leipzig, Dresden und Hof, sodass es an guter Anregung und Unterhaltung nicht fehlte.“ Spuren Regers führen auch nach Fichtelberg, wo ein Platz nach ihm benannt ist. Bei seiner Wanderung im Jahr 1901 mit Adalbert Lindner hatte Reger sich auf einem Felsen fotografieren lassen. „Breitbeinig; mit Schlapphut, zu allerlei Späßen aufgelegt“ – so hat es sein Mitwanderer festgehalten. Als Max-Reger-Felsen ist dieser Stein am Kaiserberg in unmittelbarer Nähe des Fichtelsees in die Ortsgeschichte eingegangen.

Es ist auf den Tag 20 Jahre her, dass der ehemalige Leiter des Forstamts Fichtelberg, Forstdirektor Anton Böhm, genau wissen wollte, welchen Felsen im Fichtelgebirge das Foto zeigt. Sein Aufruf in mehreren Zeitungen erbrachte ein lebhaftes Echo. Daraufhin legte man sich bei einer kleinen Feier auf den Stein am Kaiserberg fest, der jetzt auch eine Erinnerungstafel trägt.

Wie kam Reger auf den Felsen?

Dann das große Rätselraten: Wie kam Reger auf den Felsen? Der Stein ist zwar nicht hoch, die Wände aber ziemlich steil. Und von Regers Sportlichkeit ist nichts überliefert. An der Rückwand fand sich des Rätsels Lösung: ein paar Einkerbungen, die es möglich machten, den Felsen zu besteigen. Damit war die Übereinstimmung des Steins mit dem auf dem Foto nochmals bestätigt.

Für alle, die damals beim Anbringen der Erinnerungstafel zugegen waren, gab es Freibier. „Der große Meister“, mutmaßte Anton Böhm, „hätte anlässlich dieses Festes vielleicht folgende Zeilen zu (Noten-)Papier gebracht: Lieber an Preßsack, so groß wie a Stoa, als a Taferl von der Fichtelberger Gmoa“.

Übrigens: Reger sei mit Ludwig Thoma – auch ihm ist in der Fichtelgebirgsgemeinde ein Platz gewidmet – blutsverwandt gewesen“, wusste Böhm damals zu berichten. Böhm: „Das ist Grund zur Annahme, dass die kräftigen Worte des Heimatdichters und die großartigen Töne des Komponisten einen gewissen Ursprung haben könnten…“

Gablonzer Straße 11, 95686 Fichtelberg

Bilder